Liebe im Zeichen des Nordlichts
riefen die kleinen Mädchen im Singsangton. »Der erste Tanz, der erste Tanz.«
Bruno erhob sich und hielt Addie mit einer ausladenden Geste die Hand hin. Die Kinder applaudierten, als sie auf die Füße gezogen wurde. Sie folgte Bruno zu der winzigen freien Fläche zwischen Tisch und Kaffeemaschine. Während sie Bruno weiter an der Hand hielt, beugte sie sich vor und flüsterte der Kellnerin etwas ins Ohr.
»Auf besonderen Wunsch der Braut«, verkündete die Kellnerin und fing mit glockenheller Stimme zu singen an.
»I beg your pardon,
I never promised you a rose garden.«
Bruno legte lachend den Kopf in den Nacken, umfasste Addies Taille und wirbelte sie in einem engen Kreis herum. Beim Tanzen sangen sie beide mit.
»Along with the sunshine,
There’s gotta be a little rain sometimes …«
Auch die kleinen Mädchen tanzten inzwischen, drehten sich unbeholfen paarweise in dem schmalen Gang zwischen den Tischen und stießen immer wieder mit einem Möbelstück zusammen.
»… so smile for a while and let’s be jolly:
Love shouldn’t be so melancholy.
Come along share the good times while we can …«
Hugh und Maura saßen in wortloser Solidarität nebeneinander und sahen wirklich aus wie ein altes Ehepaar. Simon beobachtete ängstlich die Mädchen, weil er befürchtete, sie könnten einen Sachschaden anrichten. Della starrte Addie und Bruno entsetzt an und folgte ihrem Weg durch den Raum mit weit aufgerissenen Augen.
»Sie sind verrückt«, flüsterte sie vor sich hin. »Absolut durchgedreht.«
Während Addie und Bruno in ihre eigene Welt versunken durch den Raum wirbelten, sprang Della auf und stürzte tränenüberströmt zur Toilette.
Bevor sie aufbrachen, bat Addie Danny, ein Gruppenfoto zu machen.
Auf dem Foto stehen alle draußen im Schatten der Markise. Addie und Bruno bilden die Mitte, die kleinen Mädchen haben sich vor ihnen aufgestellt. Hugh und Maura befinden sich auf der einen Seite. Hugh hat verlegen den Arm um Maura geschlungen und zieht sie ins Bild. Simon und Della sind auf der anderen Seite. Simons Hände ruhen fest auf Lisas Schultern. Tess und Stella legen den Kopf in den Nacken und schauen Addie an, während Elsa am Boden kauert, um Lola festzuhalten.
Später wird Della das Foto immer wieder betrachten und nach Anzeichen dafür suchen, was sie durchgemacht haben. Sie wird die Gesichter nacheinander mustern und nach Hinweisen suchen, dass etwas nicht in Ordnung war. Dann wird sie ihr eigenes Gesicht auf äußerliche Symptome dessen studieren, wie sie gelitten hat. Aber man kann nichts erkennen, was ziemlich unheimlich ist. So, als hätte das Foto nichts von der Stimmung festgehalten.
Auf dem Bild hält Hugh sich kerzengerade und hat den Kopf trotzig hoch erhoben. Das Licht spiegelt sich in seiner Brille. Maura lehnt sich so fröhlich wie immer an ihn. Simon fühlt sich wohl in seiner Haut. Er reckt die Schultern und schiebt sein Kind vor sich wie einen Schutzschild. Della hat ein gefrorenes Lächeln aufgesetzt. Sie wirkt, als sei sie nur zufällig in diese Gruppe geraten. Es könnten alles Fremde sein.
Bruno steht, stolz und den Arm um Addies Taille gelegt, mitten im Bild. Gelassen schaut er direkt in die Kamera. Und Addie, Addie sieht völlig sorglos aus.
Die Flitterwochen verbrachten sie an der Südküste. Bruno hatte das Hotel im Internet ausfindig gemacht. Es war ein in die Klippen eingelassenes Steingebäude mit einem Pool mit verdeckter Kante und Meerblick.
»Wie hast du es entdeckt?«, fragte Addie. »Es ist absolut phantastisch.«
Aus dem Fenster kann man bis zur anderen Seite der Bucht schauen. In der Ferne auf der Landzunge waren Wohnwagen auszumachen, und man konnte die fluoreszierenden gelben und rosafarbenen auf dem Wasser tanzenden Bojen und die senfgelben Flechten auf den Felsen unterhalb des Hotels sehen.
Sie saßen in identischen Lehnsesseln am Fenster und tranken Champagner aus schmalen Flöten. Beide trugen sie bequeme weiße Hotelbademäntel. Addie hatte die Füße vor sich auf den Couchtisch gelegt. Ausnahmsweise hatte sie sich die Zehennägel lackiert.
»Ich fühle mich wie eine Figur in einem Roman von F. Scott Fitzgerald. Wie eine wunderschöne tragische Frau in einem Schweizer Sanatorium.«
Als er sich zu ihr umdrehte und sie betrachtete, war sein Blick todtraurig.
»Oh, Bruno, schau mich bitte nicht so an.«
Sie wandte sich zum Fenster um und trank einen Schluck Champagner.
»Du wirst wieder heiraten«, sagte sie leise.
Er
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