Liebe in getrennten Betten (German Edition)
ihr schleierhaft, aber jetzt nebenan danach zu suchen, kam gar nicht infrage. Sie musste sich wohl oder übel so nach Hause durchschlagen.
Ihr Top und ihr Rock sahen ebenfalls reichlich mitgenommen aus. Auf dem Seidenrock war noch schwach ein feuchter Fleck erkennbar, wo sie am Abend zuvor etwas von dem Champagner verschüttet hatte. Außerdem war einer der Spaghettiträger ihres Tops in Folge von Nicks Ungestüm gerissen, sodass das Oberteil leichte Schlagseite hatte. Zoe gab sich Mühe, alles einigermaßen zu richten und die Falten glattzustreichen, um nicht gleich unten am Empfang des Fünf-Sterne-Hotels als Stadtstreicherin verhaftet zu werden. Zuversichtlich hoffte sie, auf ihrem Heimweg morgens um halb drei nicht allzu vielen Menschen zu begegnen.
Aus dem Zimmer kam ein Geräusch. Um eine weitere Begegnung mit einem nackten Nick zu vermeiden, trat sie an die Tür und rief halblaut: „Ich komme jetzt raus.“
Zoe wartete einen Moment und schloss dann zögernd auf, als keine Antwort erfolgte. Vorsichtig öffnete sie die Tür und steckte ihren Kopf hinaus. Nick saß auf der Bettkante, bekleidet nur mit seiner Anzughose. Heimlich bewunderte sie seinen athletischen Oberkörper mit dem mächtigen Brustkasten und den breiten Schultern. An seiner Schulter fiel ihr eine Art Mal auf. Hatte sie ihn da etwa gebissen? Prompt fielen ihr noch eine Menge anderer Dinge ein, die sie sonst noch mit ihren Lippen, den Zähnen und mit ihrer Zunge gemacht hatte, und jedes einzelne dieser Details, an die sie jetzt besser nicht dachte, reichte schon für sich genommen, um tiefrot anzulaufen. Außerdem stand Nicks Hose offen. Ihre Ungeduld gestern Abend war nicht ohne bleibende Folgen geblieben, und er musste sich wohl etwas einfallen lassen, um den Schaden zu verbergen, wenn er das Zimmer verließ.
Sie waren übereinander hergefallen, als wollten sie in einer Nacht nachholen, was sie in den zehn Jahren, die sie sich nun schon kannten, versäumt hatten – als hinge ihr Leben davon ab, keine weitere Sekunde zu verlieren. Sie spürte noch immer, wie Nick das erste Mal in sie eingedrungen war: groß und schnell und ungestüm. Wie sie dann die Beine um seine Taille geschlungen und sich an ihn gedrängt hatte, wie sie stöhnend nach mehr verlangt hatte …
Sie trat ein und sah sich auf dem Fußboden nach ihren Schuhen um. Sie musste hier weg, und zwar so schnell wie möglich, bevor sie neue Dummheiten beging.
„Das müsste eigentlich dir gehören“, meinte Nick und hielt einen BH aus schwarzer Spitze sowie einen Slip in die Höhe. „Das lag zwischen den Laken.“
„Danke“, sagte Zoe, nahm ihm die beiden Teile aus der Hand und stopfte sie hastig in ihre kleine Handtasche.
„Sollen wir darüber reden?“, schlug er vor.
„Wenn es dir nichts ausmacht, wäre es mir lieber, zu gehen und alles, was hier gewesen ist, aus meinem Gedächtnis zu streichen.“
Nick fuhr sich mit der Hand durch das kurz geschnittene pechschwarze Haar. Auf seinem Gesicht spross der Bart und warf einen tiefen Schatten, was auch erklärte, warum es sich zwischen ihren Beinen ein wenig wund anfühlte. „Das wäre natürlich auch eine Möglichkeit“, meinte er.
Was sonst? Er musste doch so gut wie sie wissen, dass das hier ein einmaliges Abenteuer war, eine Entgleisung, die nie wieder geschehen durfte. Nicht dass Nick ein so übler Kerl war, im Gegenteil. Er war großartig. Freundlich, hilfsbereit, großzügig, ein Bild von einem Mann und obendrein auch noch reich. Manchmal konnte er einen mit seiner Sturheit in den Wahnsinn treiben, aber das fiel nicht weiter ins Gewicht. Nie würde Zoe begreifen, warum ausgerechnet er noch immer nicht die richtige Frau gefunden hatte. Vielleicht lag es daran, dass er seinem Glück ein bisschen zu sehr hinterherrannte. Oder er war in dieser Hinsicht einfach ein Pechvogel. Die falschen Frauen zog er jedenfalls an wie ein Magnet.
Zoe für ihren Teil suchte überhaupt nicht. Sie war mit ihrem Leben, so wie es war, vollauf zufrieden. Sie hatte sich und Dexter, ihren Kater, und brauchte sich um niemanden sonst zu kümmern. Das genügte ihr vollkommen. Ihr Bedarf an Verpflichtungen und Sorge um andere war früh gedeckt worden. Als Älteste von neun Geschwistern hatte sie bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr alle Hände voll zu tun und eine große Verantwortung gehabt, da ihre Eltern beide berufstätig waren. Während Nick sich seit fünf Jahren nichts sehnlicher wünschte als eine treu sorgende Frau und einen Stall voller
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