Liebe in getrennten Betten (German Edition)
allerletzten Moment – herausfand, dass bei der einen die Karriere an erster Stelle stand, und nicht die Familie, und die andere plötzlich nichts anderes im Sinn hatte als eine dreiwöchige Hochzeitsreise durch Europa und ein angemessenes Eigenheim in einem der teuersten Viertel von Detroit.
Materielle Dinge bedeuteten Nick nicht sonderlich viel. Er war mit seiner nicht übertrieben luxuriösen Eigentumswohnung und seinem schon etwas betagten Geländewagen vollauf zufrieden. Dass Geld und Luxus nicht imstande sind, Wärme, Herzlichkeit und Zuneigung zu ersetzen, hatte er schmerzlich genug durch seinen Onkel und seine Tante erfahren, die sich seiner angenommen hatten, als seine psychisch kranke Mutter nicht mehr für ihn sorgen konnte. Die beiden hätten zwar nie einen Preis als Eltern des Jahres gewonnen, aber sie meinten es gut, erfüllten ihm jeden Wunsch, investierten große Summen in seine Ausbildung und streckten schließlich auch das Geld vor, das Nick für die Gründung seiner Firma brauchte. Trotzdem hatten sie ihm nie so etwas wie das Gefühl vermitteln können, geliebt zu werden. Noch auf dem College hatte Nick versucht, sie durch seinen Fleiß und seine Leistungen dazu zu bringen, stolz auf ihn zu sein, aber auch damit war er nicht zu ihnen durchgedrungen.
Es hatte lange gedauert, bis Nick erkannte, dass es nicht an ihm lag, dass er nicht auf Gegenliebe stieß und ständig das Gefühl hatte, nur eine Belastung zu sein. Fest stand für ihn auf jeden Fall, dass seine Kinder einmal jederzeit wissen sollten, wie sehr er sie liebte. Und irgendwo musste es doch auch die richtige Frau dafür geben! Eine, die dasselbe wollte wie er, die dieselben Sehnsüchte hatte. Und er hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, sie zu finden, bevor er zu alt dazu war, mit seinem Sohn Fußball zu spielen oder seiner Tochter das Fahren auf Inlineskates beizubringen.
Dann fiel ihm wieder ein, was er in Zoes Büro wollte. Nick suchte die Personalakte eines neuen Mitarbeiters, der auffällig viele Fehlstunden hatte und häufig zu spät kam. Das war Nick ein Rätsel, denn dieser Mark O’Connell hatte bei seiner Einstellung hervorragende Empfehlungen vorlegen können.
Nick sah sich um. Wo verwahrte Zoe nur die Personalakten? Die Frage war nicht so abwegig, denn er kannte Zoes Chaos. Übertriebene Ordnung und System waren nicht ihre Sache, auch wenn es ihr in dem ganzen Durcheinander wunderbarerweise gelang, die Firma so reibungslos wie ein Uhrwerk am Laufen zu halten. Von einem Totalausfall bei ihrer Einstellung war sie längst zu einer unersetzlichen Kraft aufgestiegen.
Das musste der richtige Aktenschrank sein. Nick trat heran und arbeitete sich von Schublade zu Schublade von oben nach unten durch, bis er endlich ganz unten fündig wurde. Er nahm den Schnellhefter mit dem Namen O’Connell heraus und wollte das Schubfach gerade wieder schließen, als sein Blick auf ein Stück braunes Packpapier fiel. Verwundert schaute er nach und entdeckte eine Einkaufstüte. Diese hier stammte eindeutig aus einer Apotheke. Nick nahm sie heraus, immer noch erstaunt, auf so etwas hinter den Personalakten zu stoßen, richtete sich auf und wollte gerade einen Blick hineinwerfen, als er hinter sich einen gedämpften Aufschrei hörte, gefolgt von der empörten Frage: „Was machst du denn da?“
Er drehte sich um, die Apothekertüte noch immer in der Hand, und schaute in Zoes entsetztes Gesicht. „Ich habe das hier bei den Personalakten gefunden.“
Als Zoe die Sprache wiedergefunden hatte, sagte sie: „Ich schätze es nicht besonders, wenn man in meinen Sachen wühlt.“ Es war unüberhörbar, dass sie angestrengt versuchte, ruhig zu bleiben.
Nick musterte sie mit einem kritischen Blick. „Erstens“, sagte er betont ruhig, „kann ich nicht wissen, dass das hier deines ist. Zweitens frage ich mich, was es – was immer es sein mag – zwischen den Geschäftspapieren zu suchen hat. Und drittens werde ich in meiner eigenen Firma ja wohl noch eine Personalakte heraussuchen dürfen.“
„Du hast recht. Entschuldige“, erwiderte sie. Natürlich hatte er recht. Aber hätte sie diese verfluchte Tüte nicht hier deponiert und Abend für Abend „vergessen“, hätte sie ja keinen Vorwand gehabt, den Schwangerschaftstest immer und immer wieder aufzuschieben. „Darf ich die Tüte trotzdem bitte wiederhaben?“ Sie trat einen Schritt auf ihn zu.
„Was ist denn da drin?“
„Etwas Persönliches.“ Zoe streckte die Hand aus.
Nick verzog den
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