Liebe in getrennten Betten (German Edition)
einen gut Teil von dessen Ordnungssinn mitbekommen. Jedenfalls war der Sechsjährige bereits dabei, seine Legosteine in die dafür bestimmte Kiste zu sammeln.
„Jenny hat gespuckt“, bemerkte Nathan trocken, nachdem er kurz zu seinem Vater aufgesehen hatte. Nick setzte seine Jüngste auf dem Boden ab, suchte etwas, womit er sich den Klecks auf seiner Brust abwischen konnte, fand nichts und nahm dann einfach die Manschette seines Hemdärmels. Es machte ihm nicht mehr sonderlich viel aus. In den vergangenen neun Jahren war die Mehrheit der Tage damit zugegangen, dass er irgendjemandes Speisereste mit sich herumtrug.
Mit einem Satz war Nick hinter Jenny her. Seitdem sie krabbeln konnte, seit gestern also, durfte man sie keine Sekunde aus den Augen lassen. In diesem Augenblick ertönte von der Tür her ein lauter Aufschrei. „Daaad!“ Olivia, vier Jahre alt, kannte genau zwei Tonarten: laut und sehr laut. „Mommy sitzt in der Küche und isst die ganzen Kekse auf.“
„Alte Petzliese“, sagte Nick.
Die Unterlippe zuckte und ein Nick wohl bekannter Schmollmund zeigte sich. „Aber ich will auch Kekse.“
„Erst geht’s ins Bett.“
„Warum muss Mommy denn nicht erst ins Bett, bevor sie Kekse haben darf“, meldete Nathan sich scharfsinnig.
„Weil sie schon groß ist, Dummkopf“, sagte Lila auf dem Weg aus dem Zimmer. „Erwachsene dürfen immer alles.“
„Morgen gibt’s Kekse für alle“, verkündete Nick großzügig.
„Wenn dann noch welche da sind“, murrte Steven.
„Das habe ich sehr genau gehört, junger Mann“, kam Zoes Stimme von der Tür. Ihre Locken waren noch feucht von dem Bad, das sie gerade genommen hatte. Im Ausschnitt ihres Bademantels konnte man verdächtige Krümel entdecken. „Lila, kannst du bitte einen Moment auf deine kleine Schwester aufpassen? Daddy und ich haben kurz etwas zu besprechen.“
„Ja, Mom“, erklärte sich Lila freudestrahlend bereit und hob die Kleine auf die Arme. Sie tat das gern. Zudem bedeutete es unverhofften Aufschub vom verhassten Aufräumen.
Zoe nahm Nick an der Hand und zog ihn aus dem Zimmer. „Fünf von der Sorte. Ich frage mich, wer auf diese Idee gekommen ist“, murmelte sie vor sich hin.
Sie wusste selbst, dass es, genau genommen, niemandes Idee gewesen war. Steven und Lila waren noch sorgfältig geplant gewesen. Mit einem Jungen und einem Mädchen war eigentlich alles im Lot, bis Lila ein wenig älter wurde, und bei Zoe wieder der Wunsch nach einem kleinen Baby erwachte und immer drängender wurde. Olivia war ursprünglich gar nicht vorgesehen, sondern das Produkt einer sehr ausgelassenen Silvesternacht, und bei Jenny, der Kleinsten, hatten, wie das im Leben halt auch passiert, die sorgfältigsten Verhütungsbemühungen nichts gefruchtet – oder eben doch gefruchtet, wie sich alsbald herausgestellt hatte.
Nach Jennys Ankunft sahen sich Nick und Zoe veranlasst, striktere Maßnahmen zu ergreifen und entschieden sich nach Rücksprache mit dem Arzt für die Pille, auch wenn das zunächst Zoes sonst pünktliche Periode erheblich durcheinanderbrachte. Immerhin schien es zu funktionieren. Sonst hätte sich Nick irgendwo ein Zimmer nehmen müssen. Denn auch nach elf Ehejahren waren sie beide noch in der glücklichen Lage, nicht voneinander lassen zu können.
Zoe schleppte Nick in das kleine Badezimmer neben der Küche im Obergeschoss – einer der wenigen Räume im Haus, in dem sie wirklich allein und eine Zeitlang ungestört sein konnten. Sie wandte sich zu ihm. Ihre Wangen waren noch rosig von dem Bad, das sie gerade genommen hatte, und ihre Augen leuchteten. Nick war hingerissen von ihr. Es schien ihm, als liebte er sie immer mehr, als wollte seine Liebe nachholen, was sie in dem Lebensabschnitt, bevor er ihr sein Herz geöffnet hatte, versäumt hatte. Dieses Gefühl überwältigte ihn ein ums andere Mal, sei es, dass er zuhörte, wie sie Olivia eine Gutenachtgeschichte vorlas, oder dass er beobachtete, wie sie beim Windel-wechseln Jenny zum Lachen brachte.
„Was gibt es denn?“, fragte er, neugierig geworden.
Zoe seufzte tief. „Wir haben da ein kleines Problem.“
„Was für ein Problem?“ Er runzelte die Stirn.
„Na ja, vielleicht nicht gerade ein Problem. Sagen wir, etwas Unvorhergesehenes ist passiert.“
Nick hob die Brauen. „Was hat die Rasselbande dieses Mal verbrochen?“
„Oh, die Kinder können doch überhaupt nichts dafür“, versicherte Zoe. Dann fuhr sie fort: „Du weißt ja, dass seit Jennys Geburt meine
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