Liebe ist Finsternis (Valerie Dearborn) (German Edition)
sein würde, wenn er Marion getötet hätte. Sie könnte ihn dann überzeugen, all dies aufzugeben und sich mit ihr niederzulassen.
Sie ging zu dem Zettel und sah die eng gekritzelte Schrift an. Die Handynummer hatte sie, die Mailbox nicht. Eine sekundäre E-Mail-Adresse, die sie noch nie gesehen hatte, und eine Faxnummer standen da außerdem. Alle mit einer merkwürdigen Vorwahl. 420. Was war 420? Sie schaltete ihren Computer an und schaute es nach. Die Tschechische Republik. War Jack in der Tschechischen Republik stationiert?
Sie tat die Papiere und Jacks Zettel wieder in die Akte und überlegte, wo sie sie verstecken sollte. Sie wollte nicht, dass Jack sich diese Informationen noch mal ansah oder dass Lucas von Jack erfuhr. Sie faltete sie zusammen und legte sie unten in ihre Tamponbox. Das wird jeden abschrecken, dachte sie und ging dann duschen.
Sie ging in ihrem Bademantel den Gang hinunter. Der Mantel ging bis zur Mitte ihrer Oberschenkel und sah definitiv viel benutzt aus. Er war mal dunkelblau gewesen, aber war so häufig gewaschen worden, dass er jetzt blassblau war. Wie Lucas’ Augen, dachte sie. Ich bin so dämlich .
Das Studentenwohnheim hatte ein Gemeinschaftsbad. Es war echt zum Kotzen. Zum Glück duschte niemand anderer.
Sie dachte an Jack. Was, wenn er es letzte Nach gewesen wäre? Sie quälte sich selbst damit, sich ihn vorzustellen, wie er ihr das Höschen auszog, dass es Jack war, der sich in ihr und über ihr bewegte.
Val stellte sich vor, wie er innehielt, sie zärtlich küsste, während sie sich an das Gefühl gewöhnte. Es brach ihr das Herz, und sie fragte sich, wann sie aufhören würde, ihn zu lieben. Würde sie ihr Leben damit verbringen, ihn zu wollen, ihn zu lieben, es einfach nicht ändern zu können? Erbärmlich .
Jack hatte Todessehnsucht. Und sie wusste, dass er auf einer ganz grundlegenden Ebene sein eigenes Leben geringer schätzte als ihres und das ihres Vaters; dass ein Teil von ihm gestorben war, als seine Eltern starben, und er sich einfach nie davon erholt hatte.
Jack würde leben, solange sie und ihr Vater lebten. Solange er die Welt für sie sicherer machen konnte. Er war wie ein Gefangener, der die Tage zählte, und es gab eine Tiefe von Schmerz und Finsternis in ihm, die er verbarg und vor der er sie vermutlich schützen wollte. Manchmal dachte sie, er würde überschnappen. Als wenn der letzte Strohhalm abbrechen und er durchdrehen würde.
Er war ein Mann, der nicht mit ihr Kinder haben, einen normalen Job finden und an den Wochenenden faulenzen und die Zeitung lesen würde. Das war sicherlich einer der Gründe dafür, dass er sich von ihr fernhielt?
Schön, das zu glauben .
Er würde sie verlassen und ihr Leben zerstören, wenn ihm das eine Chance bei Marion verschaffen würde. War es selbstsüchtig, zu wollen, dass er kein Held war? Seufz. Wahrscheinlich.
Val wusste auch, warum es ihn verärgerte, dass sie sich jetzt am Vampirgeschäft beteiligte. Er hatte sie aufgegeben. Sie in ein glückliches Leben entlassen, und jetzt kehrte sie zurück. Gott, wenn er von Lucas wüsste, er würde sich umbringen beim Versuch an ihn heranzukommen.
Als Val mit dem Waschen fertig war, stand sie noch gut weitere zehn Minuten unter der Dusche. Sah zu, wie das Wasser den Abfluss hinunter strudelte und versuchte, nicht über irgendetwas Wichtiges nachzudenken.
In England musste sie sich keine Gedanken über Wasserverschwendung machen, es regnete eh die ganze verdammte Zeit. Aber merkwürdigerweise gab es in England auch viele Dürreperioden, trotz des ganzen Regens. Die Wasserrohre waren alle während der viktorianischen Ära gebaut worden und fielen mittlerweile auseinander. Riesige Mengen von Wasser wurden aufgrund von undichten Stellen verschwendet. Das ist die Art von Scheiße, die eine einhundert-tausend-Dollar-Ausbildung ihr brachte.
Es war Zeit, rauszugehen. Wie lange konnte man sich schon in der Dusche verstecken? Sie wickelte sich in ihr Hawaii-Handtuch, das sie von zu Hause mitgebracht hatte. Auf ihm waren zahlreiche Delfine und einige Krabben und in großen roten Buchstaben stand Hawaii drauf. Val lief zurück zu ihrem Zimmer, ihr Eimerchen mit Seife und Rasierer gegen ihr Bein klappernd. Sie schloss ihre Tür auf und ging hinein, während sie dachte, dass ihr Zimmer im Prinzip eine Zelle war: ein kleines Waschbecken in der Ecke, ein Stuhl zum Lesen, ein Kleiderschrank, ihr Schreibtisch mit Schreibtischstuhl und ein Einzelbett.
Sie stelle ihr Waschzeug weg und
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