Liebe ist Finsternis (Valerie Dearborn) (German Edition)
fragte Jack mit angespannter Stimme.
Sie streckte die Hand vor sich aus, als ob sie damit seine Worte einfangen und davon abhalten könnte, sie zu verletzen. Wo war er vor zwölf Stunden gewesen? Sie holte stockend Luft. Er stand auf und kam auf sie zu, schlang seine Arme um sie und hielt sie fest. Sie legte unbeholfen die Arme um seine Hüfte, lehnte den Kopf an seine Brust und hörte seinem schweren Herzschlag zu.
„Bist du in Ordnung, Val?“ Seine Stimme war zärtlich. Natürlich war sie das, dies hier war der perfekte Jack. Sie konnte ihm das verdammte Herz rausreißen, und er würde sich dafür interessieren, ob sie sich einen Fingernagel abgebrochen hatte. Aber beim nächsten Mal würde er gewappnet sein.
Sie nickte an seiner Brust, da sie keine Ahnung hatte, was sie sagen sollte. Dann wurde er ganz ernst.
„Woher hast du diese Informationen?“
Sie entfernte sich von ihm, seinem Blick folgend.
Er hatte die Akte von Lucas geöffnet und alle Papiere auf dem Bett ausgebreitet. Sie sah Fotos von Marion, der Vampirin, die Jacks Eltern getötet hatte. Sie war seit Jahrzehnten von der Bildfläche verschwunden gewesen. Nicht ein Piep und dennoch, hier war ein Foto von ihr, Händchen haltend mit einem jungen Mann in, wo, der Schweiz? Unten im Bild stand Genf und ein Datum. Vor zwei Monaten.
Sie war verwirrt.
„Warum bist du hier?“, fragte sie stattdessen.
„Dein Vater und ich sind zu Gilberts Haus gegangen, um sein Zeug zu holen, und da war eine Notiz mit deinem Namen. Ich musste nur sicher gehen, dass du in Sicherheit bist.“ Er untersuchte ihr Gesicht.
„Ja, weil Gilbert tot ist“, sagte sie geistesabwesend.
„Ja, das ist er, aber woher weißt du das?“
Seinem Wissen nach wusste sie nichts von diesem Zeug, hatte sich absichtlich rausgehalten, weil sie stattdessen ein normales Leben gewählt hatte.
„Diese Akten sehen wie seine aus. Das ist sogar seine Handschrift. Warum sind sie hier bei dir?“
Sie überlegte schnell. „Ich habe schon eine Weile darüber nachgedacht und ich möchte helfen... ein bisschen.“ Es war eine gute Idee, soweit wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben. „Ihr wart weg. Ich habe Gilbert angerufen. Ich wollte nicht, dass ihr beide, du und Vater, davon wisst.“
Etwas stimmte nicht und Jack wusste es. „Warum solltest du nicht wollen, dass wir davon wissen?“
Mensch, sie hoffte, dass sie sich hier raus schwindeln konnte. „Weil ich nicht wusste, ob ich es schaffen würde. Ich wollte auf Probe versuchen zu helfen. Warum euch Hoffnungen machen oder euch mit einbeziehen, wenn ich vielleicht beschließen würde, wieder alles hinzuschmeißen und wegzulaufen?“
Jack verschränkte die Arme und begutachtete sie wie ein Lehrer einen schummelnden Schüler. Seine Beine waren etwas gespreizt, so dass er ihrer Augenhöhe etwas näher war — aber es war außerdem eine Verarsch-mich-nicht-Pose.
„Also, Gilbert hat dir dies geschickt?“
Sie nickte.
„Was wolltest du damit?“ Angst und Ungläubigkeit lagen in seiner Stimme.
„Ich wollte Aufzeichnungen in der Schweiz durchsuchen, sehen, ob ich ihren Aufenthaltsort etwas genauer bestimmen kann. Todesanzeigen und Mietverträge überprüfen, nach Aliasen oder merkwürdigen Verschwinden suchen und Ähnliches.“
Es gab eine lange Pause, als Jack seine Gedanken ordnete. Sie war erstaunt, dass er nicht in die Luft ging, cartoonartig, so aufgebracht war er. „Du wolltest versuchen, Informationen über Marion zu finden? Die monströse Schlampe , die mir die Familie geraubt hat? Du wolltest herumschnüffeln und sehen, was du herausfinden kannst, tatsächlich?“ Er kam auf sie zu, und sie bemerkte nicht, dass sie zurückwich, bis sie an die Wand stieß. „Das hier kann ich hinnehmen“, er sah sie von oben bis unten an, und sie wusste, dass er ihr Herumschlafen meinte, „aber ich werde nicht zulassen, dass du dich ihr näherst. Du wirst ihr keinerlei Grund geben, von dir Notiz zu nehmen. Du solltest noch nicht mal an sie denken , hast du mich verstanden?“
Sie dachte daran, dass Lucas Jack oder ihren Vater töten würde, wenn sie versuchte nein zu sagen.
„Du hast kein Recht, mir zu sagen, was ich tun soll!“ Sie war von Wut überwältigt. Wut darüber, dass er zu spät aufgetaucht war. Wut darüber, gezwungen zu sein ihn anzulügen. Wut darüber, dass Lucas sie in die Ecke getrieben hatte. Sie schubste ihn kräftig, doch er bewegte sich kaum, ließ nicht mehr als ein paar zusätzliche Zentimeter zwischen sie
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