Liebe ist Finsternis (Valerie Dearborn) (German Edition)
hinstelle. Ich kaufe sie bloß die Straße runter bei Tesco - nichts Besonderes - aber ich habe so viel gelesen und so viele merkwürdige und wahre Geschichten gehört, dass ich fast Angst hätte, es nicht zu tun!“ Valerie lachte nervös.
Es gab eine lange Pause und Val hörte von irgendwo in der Nähe eine Uhr ticken.
„Mein Mann, Gott segne ihn, er hat nicht daran geglaubt. Dachte, dass es alles Quatsch war. Und dann war ich für acht Tage weg, um meine Schwester zu besuchen und als ich zurückkam, waren die Blumen verschwunden und der arme Harold lag tot auf dem Boden. Ein Herzinfarkt.“ Mrs. Jenkins befühlte abwesend ihren Pullover, als ob sie nach einem Taschentuch suchte. „Ich hätte einen Tag früher wiederkommen sollen. Sieben Tage, verstehst du.“
„Ja. Ich verstehe.“ Valerie war unangenehm feuchtkalt. Nicht dass sie Lucas nicht geglaubt hätte, als er ihr von den Fey erzählt hatte, aber sie nahm an, sie hatte trotzdem nicht wirklich erwartet etwas zu finden.
Es war möglich, dass Mrs. Jenkins sich irrte oder eine Spinnerin war, aber Val befürchtete, dass zumindest etwas an der Geschichte dran war. Mrs. Jenkins fand das Taschentuch und blies sich geräuschvoll die Nase.
„Würden die denn so grausam gewesen sein? Nach bloß einem Tag Verspätung?“
„Oh ja. Unser Kleiner ist sehr rachsüchtig. Ich nehme allerdings an, dass sie das alle sind. Aber die meisten von ihnen sind schon lange verschwunden.“
„Warum denken Sie, sind sie verschwunden? Warum sollte dieser eine noch hier sein?“
„Jedes Dorf und Städtchen hat seine eigene Geschichte und eigenen Gerüchte und so ist das auch mit unserem. Wir wissen alle, was mal hier war, und wir wissen, wann sie weggingen.“
„Aber warum meinen Sie, dass eine kleine Kreatur zurückgelassen wurde?“
„Hiesiger Legende zufolge gibt es einen kleinen Goblin, der weinend durch die Wälder streift, traurig darüber, dass er vergessen wurde. Ich behaupte nicht, dass es wahr ist... aber die meisten Legenden haben eine gewisse geschichtliche Grundlage.“
Val lächelte schwach. „Warum denken Sie, ist er noch hier, wenn die anderen verschwunden sind?“
„Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, er ging verloren, als die anderen weggingen. Oder er könnte zurückgelassen worden sein. Es ist sogar möglich, dass er dem Land zu verbunden war, um wegzugehen. Ich weiß es nicht.“
„Wann wäre er denn zurückgelassen worden?“
„Nun, die Leute sagen Verschiedenes, aber ich vermute, es war 1587.“
„Das ist sehr präzise“, sagte Val überrascht.
„1587 ist ein entscheidendes Jahr in der Geschichte unserer Stadt. Die Stadt war geteilt, die Hälfte der Bewohner ging nach Amerika und die Hälfte blieb.“
„Sie denken, die Fey gingen in die neue Welt?“
Mrs. Jenkins hatte einen verbitterten Ausdruck im Gesicht. „Ich habe nichts von Fey gesagt“, sagte sie abwehrend.
Valerie nahm einen Bissen von ihrem Scone und kaute langsam. „Ich dachte, die Kleinen wären Fey?“
Mrs. Jenkins zuckte mit den Schultern und sah aus, als bereitete sie sich darauf vor, sich zu empfehlen, indem sie ihren Tweedrock glatt strich und sich Krümel vom Schoß wischte.
„Warum irgendeinen zurücklassen?“, fragte Val schnell.
„Das kann ich nicht sagen. Ich weiß nicht, ob sie es absichtlich getan haben oder nicht. Genauso wie ihr Weggehen: Es könnte sein, dass sie nach Amerika gegangen sind oder ganz woanders hin. Aber nachdem sie weg waren, holte unsere Stadt mehr mit dem Rest des Landes auf, wurde weniger hinterwäldlerisch .“
Mrs. Jenkins sagte ‚ hinterwäldlerisch ‘ auf eine merkwürdige Weise, und Val konnte nicht bestimmen, ob Mrs. Jenkins wütend war, dass die alte Lebensweise aufgegeben wurde, erleichtert oder vielleicht sogar beängstigt. Ihr Tonfall war vorsichtig gewesen, ihre verblassten braunen Augen rastlos durch den Raum streifend.
„Ich denke nicht, dass wir weiter darüber sprechen sollten, nur vorsichtshalber, aber wenn du noch interessiert bist, solltest du zum Stadtmuseum am Ende der Straße gehen.“
Valerie trank ihren Tee aus und aß ihren zweiten Scone auf (mit einer noch größeren Portion Clotted Cream und Erdbeermarmelade) und verabschiedete sich dann, um das Museum zu finden. Als sie aus der Tür trat, wurde sie von Nieselregen überrascht, was sie hasste. Nieselregen war ebenso nass wie Regen, aber heimtückischer, wie ein Regen-Überraschungsangriff.
Das Museum war geöffnet, aber es war niemand da.
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