Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)
schaffst, dich anzuziehen und mit nach hinten zu kommen.“
„Nach hinten?“
„Ins Gästezimmer. Da wartet ein junger Hund auf dich, der ein Zuhause braucht. Grandma wollte dich mit ihm überraschen, weil sie der Meinung ist, dass jeder einen vierbeinigen Freund braucht, der in deinem Fall auch gleich noch das Haus bewachen kann. Aber ich glaube, es stört sie nicht im Geringsten, wenn ihr Beide jetzt schon Freundschaft schließt. Ist das okay für dich?“
Ein Hund? Charlie schenkte ihm einen Hund? Einfach so? Zwischen Angst und Verblüffung schwankend, war Daniel zu keinem Wort fähig, daher nickte er nur.
„Normalerweise würde ich dir jetzt meine Hand anbieten, um dir aufzuhelfen, aber ich fürchte, wenn dich heute noch irgendjemand anfasst, drehst du völlig durch.“
Die Hartnäckigkeit musste Connor von seiner Großmutter haben, über den Rest wollte Daniel lieber nicht nachdenken. Jeder andere wäre einfach gegangen, hätte ihn für verrückt abgestempelt und nie wieder ein Wort mit ihm gewechselt. Ganz in seinem Sinne also. Nur Connor schien andere Pläne zu haben.
Daniel war sich nicht sicher, was er davon halten sollte.
„Das ist Zeke. Grandma hat ihn so genannt, keine Ahnung wieso“, meinte Connor leise und eindeutig amüsiert. „Du kannst ihn aber umbenennen, wenn du willst.“
Daniel hörte nicht wirklich zu. Er war zu sehr von einem Paar schwarzer Knopfaugen abgelenkt, die einem beigefarbenen Labrador gehörten, der ihn gerade von einem großen, sehr weich aussehenden Kissen her anschaute. Als Connor sich neben den Kleinen hockte, um ihn zu streicheln, jaulte der Welpe leise.
„Er ist ein wenig schüchtern“, meinte Connor und lachte leise, als Zeke ihm die Hand ableckte. „Das macht er allerdings dauernd. Willst du ihm 'Hallo' sagen, Dan?“
Daniel stand noch immer in der Tür des Gästezimmers. Connor hatte ihn allein gelassen, damit er sich in Ruhe anziehen konnte, und war vorgegangen. So als hätte er gewusst, dass er jetzt ein paar Minuten für sich selbst brauchte. Aber wie sollte er nun reagieren, nachdem Connor ihn so gesehen hatte?
Seine Gedanken spielten völlig verrückt. Er musste irgendetwas sagen oder etwa nicht? Connor eine Erklärung für sein Verhalten liefern. Aber erwartete der das von ihm? Es sah zwar nicht so aus, doch alle anderen hatten es erwartet, wann immer er in der Klinik zusammengeklappt war. Seine Reaktion war daraufhin meistens stures Schweigen gewesen. Heute erschien ihm das nicht richtig, denn bislang hatte Connor nichts von ihm verlangt. Im Gegenteil.
Trotzdem. Irgendetwas musste er doch jetzt sagen. Das gehörte sich so. Oder? Verdammt. Daniel ärgerte sich über sich selbst, vor allem über seine verfluchte Unsicherheit.
„Du musst mir nichts erklären, Dan“, murmelte Connor plötzlich und sah zu ihm hoch. „Und du brauchst dir auch keine Geschichte auszudenken, nur um mir nicht die Wahrheit sagen zu müssen. Es ist okay für mich, wenn du nichts sagen willst. Sag stattdessen 'Hallo' zu Zeke, der freut sich.“
War es wirklich so einfach? Anscheinend schon, wenn er Connors Lächeln richtig einschätzte. Daniel zögerte noch einen Augenblick, dann gab er sich einen Ruck, trat ins Zimmer und ging vor dem Kissen in die Hocke. Der Welpe spitzte neugierig die Ohren und beschnüffelte ihn. Nach einmal Bellen und einem weiteren Jaulen war er akzeptiert.
Daniel lachte leise, als der Welpe vom Kissen auf seinen Schoß kletterte und an ihm herumzulecken begann. Er würde dieses kleine Fellknäuel ohne Ende verwöhnen, wie er es mit allen Haustieren gemacht hatte, die in seinem bisherigen Lebens gekommen und wieder gegangen waren.
„Tja, das nenne ich Liebe auf den ersten Blick“, murmelte Connor und räusperte sich leise. „Lass dir Zeit, Dan. Komm nach, wenn du soweit bist. Ich gehe wieder zu Grandma.“
Daniel hob alarmiert den Kopf. „Erzählst du es ihr?“
„Nein“, versprach Connor ohne zu zögern. „Ich sagte ihr vorhin, dass du dich schon mit Zeke anfreunden willst, weil du ihn vom Bad aus gehört und mich dann gefragt hast. Dabei bleibt es.“
„Danke.“
- 2. Kapitel -
„Wer ist eigentlich dieser Tristan?“, fragte Daniel, als Connor vier Stunden später endlich Luft holte.
Das war natürlich übertrieben, aber seit dem Essen redete Connor in seinen Augen ununterbrochen. Und wenn er zwischendurch wirklich einmal schwieg, übernahm Charlie das Ruder. Die beiden hatten ihm soviel über die Stadt und die Menschen hier
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