Liebe ist kein Beinbruch
nicht bleiben würden, dann würden sie dem nächsten Arzt – egal ob Mann oder Frau – vielleicht mit mehr Achtung begegnen.
Plötzlich sah er, wie Nikki in den Raum kam. Sie sah so klein und müde aus und schien nach … ihm zu suchen. Als er ihren Blick auffing, machte sein Herz einen Sprung, und die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz – er liebte sie. Das erklärte den rätselhaften Schmerz in seiner Brust, den er verspürte, sobald er in ihrer Nähe war. Als ihm dies klar wurde und seine Empfindungen ihn ganz und gar erfüllten, schwebte er wie auf Wolken.
Und kehrte im nächsten Moment unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück, als Rocha hinter ihr hereinkam und besitzergreifend die Hand auf ihre Hüfte legte.
Langsam bemerkte jeder im Raum, dass Nikki aufgetaucht war. Sie drehten sich zu ihr um, und für einen Moment wurde es still im Saal. Dann stand einer der Männer auf und begann zu klatschen. Nach und nach fielen alle mit ein, bis jeder im Raum stehend applaudierte – für die Ärztin. Porter stand mit stolzgeschwellter Brust da und beobachtete die Szene.
Nikki war verlegen. Ihre Wangen waren feuerrot, als sie die Hände hob, um diesen Beifallssturm zu beenden. Doch schließlich lächelte sie, nickte dankbar und schüttelte unzählige Hände, als die Leute den Saal verließen.
„Ich hoffe, Sie bleiben“, hörte er mehr als einen Menschen zu ihr sagen.
„Bitte bleiben Sie!“
„Hoffentlich ändern Sie Ihre Meinung noch!“
Nur Darren Rocha schien von dieser Sympathiebekundung gar nicht begeistert zu sein. Als Porter zurückhumpelte, um sich zu ihnen zu gesellen, blickte der Mann ihn mit offener Feindseligkeit an. Porter beachtete ihn nicht weiter und wandte sich an Nikki. „Du bist die Frau der Stunde.“
Ihre Wangen waren noch immer gerötet, und ihre Augen funkelten. „Das war sehr nett. Danke.“
„Wie sieht es in der Ambulanz aus?“
„Stabil. Der Zustand beider Patienten verbessert sich. Sie schlafen. Einige Leute haben sich bereit erklärt, Schichten zu übernehmen, um die Männer heute Nacht zu beobachten.“
„Gut.“
Sie nickte und sah so aus, als wollte sie noch etwas sagen. „Brauchst du noch etwas?“, fragte Porter.
„Ich habe Darren erklärt, dass es Männern nicht erlaubt ist, in der Pension zu übernachten.“
„Das stimmt“, entgegnete Porter mit gespieltem Mitleid. „Er kann aber in der Männerunterkunft schlafen.“
Nikki warf Porter ein kleines Lächeln zu. „Nimmst du ihn mit und kümmerst dich darum, dass er einen Schlafplatz bekommt?“
Für dieses Lächeln hätte er alles getan – vor allen Dingen, wenn er auf die Weise verhinderte, dass Rocha in ihrem Bett schlief. „Sicher.“ Er wandte sich Darren zu. „So schlimm ist es dort nicht. Waren Sie beim Militär?“
„Nein“, erwiderte Darren.
„Oh, okay.“ Porter suchte nach einem anderen Vergleich, damit der Mann sich etwas darunter vorstellen konnte. „Es ist wie ein … Sommercamp.“
Nikki warf Porter einen vernichtenden Blick zu, doch Porter klopfte Darren auf die Schulter. „Bereit zum Schlafengehen?“
„Äh … ich glaube schon.“ Er hauchte Nikki einen Kuss aufs Ohr. „Wir sehen uns dann morgen früh.“
Sie nickte, aber Porter bemerkte, dass sie die Hand zwischen sich und Darren geschoben hatte und auch als Erste den Blickkontakt abbrach.
Es war nur eine winzige Geste, doch sein Herz machte einen hoffnungsvollen Sprung. Mit sichtlich besserer Laune nahm er Rocha auf dem Quad mit zu dem langen schmalen Gebäude, das den Männern als Unterkunft diente. Es war zweckmäßig, aber sauber und ordentlich. Trotzdem blickte der Mann sich irritiert um, als sich alle bis auf die Unterwäsche auszogen, und stockte.
„Diese Betten sehen nicht besonders komfortabel aus.“
„Das sind sie auch nicht“, gab Porter zu. „Es gibt auch keine Klimaanlage.“ Dann hatte er eine Idee. „Ich sage Ihnen etwas, mein Freund. Sie können heute Nacht mein Bett haben.“ Er führte ihn in einen abgetrennten Bereich, in dem er und seine Brüder ihre Pritschen hatten. „Bitte schön“, sagte er und klopfte auf die Matratze. „Viel bequemer, und kühler ist es hier auch.“ Das war eine glatte Lüge. Er und seine Brüder bestanden darauf, unter denselben Bedingungen zu schlafen wie die Arbeiter. Sie übernachteten lediglich in einem abgetrennten Bereich, falls sie einmal ungestört etwas besprechen mussten.
„Und wo werden Sie schlafen?“, fragte Rocha.
„Ich komme schon zurecht“,
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