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Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Titel: Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Gasbarre
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INC . leuchtet mit dem grünen Logo, das Großvater selbst entworfen hat, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ich kann noch nicht einmal jemanden mit englischem Akzent reden hören, ohne mich nach Adam zu sehnen – wie soll meine Großmutter ohne Grandpa weiterleben?
    Seit vier Tagen sitzt immer jemand aus der Familie an Großvaters Bett. Ich bin froh, dass er nur selten aufwacht, denn wir würden ihn mit unserer ständigen Anwesenheit wahrscheinlich wahnsinnig machen – er war immer auf Abstand bedacht. Frühmorgens kommen meine Mom und meine Tanten, die drei Schwiegertöchter meiner Großeltern, ausgeschlafen mit riesigen Auflaufformen voller Frühstück an. Sie kochen frischen Kaffee, und bald schon erfüllt das Aroma von Schinkenspeck und Sirup die Luft. Der Duft dringt bis in sein Zimmer. »Ich habe Hunger«, sagt Grandpa.
    Ich blicke meinen Dad fragend an. »Gestern haben die Krankenschwestern doch gesagt, er darf jetzt nichts Festes mehr essen, oder?«
    »Ja«, flüstert mein Vater. »Der arme Kerl.« Mein Dad hat ein butterweiches Herz. Er legt seine Hand auf die von Grandpa. »Sie haben gesagt, er kann nicht mehr schlucken. Oh Gott, er hat Hunger, und er kann nichts essen.« Dad wischt die Tränen mit einem Taschentuch fort. Aus Grandpas Augen dringt mittlerweile ein ständiger Tränenstrom. In Grandmas Broschüre »Phasen des Todes« steht, das sei ein Anzeichen dafür, dass der Patient innerhalb weniger Stunden verstirbt. »Vielleicht ein bisschen Ginger Ale.«
    »Ich hole es.« Ich blicke Großvater an. »Grandpa.«
    »Ja?«
    »Wie wäre es mit Ginger Ale? Klingt das gut?«
    »Mm-hmm«, murmelt er. »Klingt gut.«
    »Okay, du bleibst hier mit meinem Dad. Ich bin gleich wieder da.«
    »Bist du da, Billy?«, fragt Grandpa. (Die Schwestern haben uns erklärt, dass er nicht mehr gut sehen kann und Licht gegenüber immer empfindlicher wird.)
    »Ja, Dad, ich bin hier.« Mein Vater tritt ans Bett. »Krissy holt dir etwas zu trinken, okay?«
    »Ja«, sagt Großvater so leise, dass wir ihn kaum verstehen können. »Okay.« Als ich mich zum Gehen wende, fügt er hinzu: »Billy?«
    »Ja, Dad?«
    »Nimm mich in den Arm.«
    Großmutter folgt mir, als ich ins Schlafzimmer zurückkehre. »George«, sagt sie. »Ich komme gleich wieder. Ich muss nur noch eine Runde mit den Jungs spielen.«
    Schockiert blicke ich meinen Vater an, aber dann müssen wir beide lachen. Ihr Mann wird in wenigen Stunden sterben, und sie spielt Poker ? Wird eine Frau nach sechzig Jahren Ehe so?
    Später an jenem Abend, als Großmutter sich die Haare gekämmt und sich gewaschen hat, verkündet sie, sie möchte gerne vor dem Schlafengehen ein Glas warme Milch haben. »Hält sie sich für die Königin von Saba?«, fragt meine Mom. »Tun es ihre Hände und Füße nicht mehr?« Aber gehorsam wie eine Heilige bringt Mom ihrer Schwiegermutter ein Glas warme Milch ins Schlafzimmer. Großmutter probiert einen Schluck, um sich zu vergewissern, dass sie auch laktosefrei ist, dann schließt sie die Tür für die Nacht. Mom sagt: »Manchmal weiß ich nicht, ob ich sie in den Arm nehmen oder ihr einen Schlag auf den Kopf geben soll.« Dann geht sie zu ihrem Schwiegervater, um ihm die Hand zu halten.
    Nachdem Großmutter zu Bett gegangen ist, nehmen wir anderen unsere Posten ein. Wer an Großvaters Bett sitzt, bekommt mit, dass sein Atem stoßweise und keuchend wird. In den Stunden, in denen wir uns alle nach etwas Schlaf sehnen, ist er am unruhigsten. Er schockiert uns, indem er versucht aufzustehen, und obwohl er so gebrechlich ist, müssen mein Vater, mein Onkel und ich all unsere Kraft aufwenden, um ihn daran zu hindern. Als er sich endlich wieder beruhigt hat, sind wir so erschöpft, dass wir nicht einmal mehr weinen können … auch wenn es uns das Herz zerreißt, diesen Mann, den Helden unserer Familie, so daliegen zu sehen.
    Drei Nächte vergehen. In der ersten Morgendämmerung spüren wir alle einen Funken Hoffnung, vermischt mit der Angst, dass Grandpa uns heute verlassen könnte. Mit dem Tageslicht kommen Grandpas Hospiz-Pflegerinnen, und wir müden Wachhunde können uns frisch machen und Kaffee kochen. Danach lösen wir uns nahtlos ab, sitzen an seinem Bett, füttern ihn, essen selbst etwas und warten. Diesen geliebten Sterbenden zu pflegen, ist weniger eine Pflicht als ein Anliegen und eine Ehre.
    Montagnacht halte ich freiwillig Wache an Grandpas Bett. Ich döse in einem Sessel in der Ecke vor mich hin. »Heute muss ich sterben«, sagt er auf einmal

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