Liebe ist Sterblich (Valerie Dearborn) (German Edition)
„Du bist kein schlechter Mann, Lucas.“
„Das weißt du nicht.“ Er schenkte ihr ein sanftes Lächeln, fast dankbar, und sagte mit leicht heiserem Tonfall, als ob er eben so emotional wäre wie sie: „Bedauerst du Dinge, meine Walküre?“
Das Gewicht seiner Aufmerksamkeit war warm, seine Nähe tröstend und fast hypnotisierend. Sie bemerkte, dass sie ernsthaft antwortete und hinterfragte die Gründe dafür nicht zu genau. Hier waren sie, ein sonniger Tag, schreiende Kinder überall um sie herum, und sie hatte das Gefühl, dass sie über Leben und Tod sprachen. Sie war ihm nah genug, um ihn zu berühren, und die Vorstellung, ihre Hand auszustrecken und seine kräftige Brust oder seinen muskulösen Arm zu berühren, war verlockend. Sie hatte das Gefühl, dass es ihr Recht wäre, ihn zu berühren, was überhaupt keinen Sinn ergab. Sie konnte bei ihm Trost finden und ehrlich mit ihm sein, auf eine Weise, die sie sich noch nicht einmal selbst eingestehen wollte. Ihre nächsten Worte entfuhren ihrem Mund, bevor sie sie durchdenken konnte: „Ich bin ein Feigling“, sagte sie. „Und ich wünschte, ich wäre keiner. Manchmal scheint es so, als ob ich immer nur Entscheidungen träfe, die sicher und langweilig sind.“
„Das ist keine Feigheit. Noch ist es dauerhaft. Du entscheidest dich einfach, dich anders zu verhalten, das Richtige zu tun, und schon bist du augenblicklich mutig. Aber was gab es denn, bei dem du hättest mutig sein müssen, Valerie Dearborn? Wobei hättest du an diesem Ort versagen können?“ Er sah sich um, als ob ihre Umgebung sich plötzlich ändern könnte. „Du beurteilst dich selbst falsch. Unterschätzt deine Fähigkeiten. Du weißt, wie man kämpft; du bist klug und fähig. Du kannst dich selbst retten, Valerie Dearborn, du hast nur vergessen, wie stark du bist.“
Oder vielleicht hatte ich nie etwas, für das ich hätte stark sein müssen. Sie wendete sich ab, und ihr Blick fiel auf zwei Teenager, die gerade versuchten die Zunge des jeweils anderen zu verschlingen. „Gutes Argument. Ich weiß nicht... es ist nur dieses Gefühl, schätze ich, dass ich nicht wirklich lebe. Ich existiere, oder mache ich etwas falsch.“
Er nickte, sein Ausdruck streng und ernst. „Du machst etwas falsch. Du verlierst dieses Kleingolfspiel.“
„Ich kann nicht glauben, dass ich gegen einen Typen verliere, der nicht einmal weiß, wie es heißt“, sagte sie lachend und ging zum nächsten Loch, fest entschlossen, den Rest der Verabredung unbeschwert weiterzuführen.
Kapitel 20
Minigolf endete, und sie gingen über die Straße zu einem hell erleuchteten Restaurant mit einer Speisekarte, die mehrere Seiten lang war.
Für Lucas war es eine seltsame Erfahrung. Zuerst war er sich nicht sicher, ob er diese Valerie kannte. Auf gewisse Weise war sie entspannt. Sie scherzte und lachte und schien sich in ihrer Haut wohl zu fühlen, aber er wusste auch, dass sie in seiner Gegenwart unsicher war, und das war etwas, von dem er nicht wusste, wie er es ändern konnte.
Er fragte sich, was sie sah, wenn sie ihn ansah. Es war offensichtlich, dass sie sich nicht an ihn erinnerte. Egal was er sagte — oder versuchte nicht zu sagen — er hatte nicht den Eindruck, dass sie ihn erkannte. Es war wahrhaftig so, als ob er ihr zum ersten Mal begegnete. Er wollte, dass sie sich an ihn erinnerte. Zumindest dachte er, dass er das wollte. Valerie hatte ihn nie ganz auf diese Weise betrachtet... als ob er ein Mann wäre. Nur ein Mann, der ihr den Hof machen wollte. Obwohl er merkte, dass sie nicht ganz verstand, warum er sich für sie interessierte, was ihm ebenfalls unangenehm war. Wenn jemand den wahren Wert des Äußeren kannte, dann war er es.
Valerie war nicht nur innerlich schön; sie war auch äußerlich schön, als ob es aus ihr heraus strahlte, ihre Güte und ihre positive Einstellung. Er fürchtete, dass sein Inneres so schwarz wie seine Seele war und dass, wenn sie sich an ihn erinnerte — wahrhaftig an ihn erinnerte — sie ihn nie wieder auf diese Weise ansehen würde.
Und natürlich war die andere Frage: warum waren sie hier? Sie hatte dieses Leben aufgebaut, es für sich selbst erschaffen; das hier war ein Zufluchtsort vor Virginia, und hier war sie... gewöhnlich. War dies tatsächlich ihr Märchen? Einen Beruf zu haben, bei dem sie Schüler unterrichtete und mit Männern ausging? Auto zu fahren und Rechnungen zu bezahlen?
Er passte nicht in eine Welt wie diese. Er kannte Blutvergießen und Tod, nicht
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