Liebe kann man nicht planen, Casanova
gab er ihr noch einen innigen Kuss auf den Mund. „Ich muss nach Osteuropa.“
„Wie? Wann?“ Ruby runzelte die Stirn. „Ich wusste doch, dass du mich nur um den Finger wickeln willst, sonst gibst du dich nicht so schnell geschlagen.“
„Das glaube ich dir nicht. Ich bin ja wohl immer so charmant und liebenswürdig zu dir.“ Damon grinste.
Und Ruby stimmte ihm innerlich zu. Aber natürlich verlor sie darüber kein Wort. „ Wann musst du nach Osteuropa“, wiederholte sie ihre Frage.
„Heute.“
Ruby nickte und stieß ihm dann nicht gerade zaghaft ihre zarte Faust gegen den Oberarm. „Seit wann weißt du das?“ Ihre Stimme klang nicht gerade freundlich.
„Seit zehn Minuten.“ Damon sah auf die Mikrowellenuhr. „Dreizehn Minuten“, verbesserte er sich.
„Wann kommst du zurück?“
„Vielleicht in einer Woche? Ich weiß es doch auch nicht, Ruby.“
„Rufst du an und sagst Bescheid, wenn du es weißt?“
„Ich darf keinen Kontakt zu dir aufnehmen, Ruby. Das habe ich dir doch erklärt.“
Das hatte er. Aber deshalb gefiel es Ruby noch lange nicht.
„Dann vergiss bloß nicht, mir ein Geschenk mitzubringen“, forderte sie mit gespielt unfreundlicher Miene. „Damit ich weiß, dass du an mich gedacht hast.“
„Ein Haarband vielleicht?“
Sie lächelte ihn versöhnlich an. „Aber ein ganz besonderes!“ Dann wurde sie wieder ernst. „Aber, Damon, ich möchte dich warnen. Spiel nicht mit mir. Ich kann wahnsinnig wütend werden, du weißt das. Behalt deine Geheimnisse, wenn es um deinen Job geht. Aber was unser Privatleben betrifft, möchte ich, dass du reinen Tisch mit mir machst. Ich will nicht manipuliert werden, und ich will erst recht nicht angelogen werden. Ja?“
„Ruby, du bist die beste Manipulatorin, die ich je getroffen habe. Warum kann ich nicht bei dir in die Lehre gehen?“
„Ich meine es ernst, Damon. Versprich mir, dass du mich niemals belügen wirst.“
„In Ordnung, Ruby.“
„Versprich es.“
„Ich verspreche es.“
Und Ruby glaubte ihm.
Die zweite Woche seit Damons Abreise brach an. Noch immer keine Nachricht von ihm. Aber er hatte ihr ja auch gesagt, dass er sich nicht melden durfte.
Ruby war mehr als gut beschäftigt damit, ihre Unternehmensgründung voranzutreiben. Da sie Damon vertraute, machte sie sich auch keine wirklichen Sorgen um ihn. Er würde schon wiederkommen. Bald sogar. Bis dahin würde er versuchen, die Welt zu verbessern – auf seine Art eben. Auch Ruby wollte die Welt verbessern, sie ein klein wenig gerechter machen. Wer konnte schon sagen, wessen Weg der richtige war?
Ruby erlaubte sich kein Urteil darüber.
Sie hatte das Büro in dem Eckhaus gemietet. Einige Veränderungen vornehmen lassen. Die Wände hellgelb statt grau gestrichen. Bequeme und nicht allzu prestigeträchtige Möbel ausgewählt.
Die Inhaber der angrenzenden Läden schauten vorbei und fragten, welche Art Geschäft sie eröffnen wolle. Daraufhin ließ Ruby Flyer und Plakate drucken und hängte sie in ihrem Schaufenster sowie in der näheren Umgebung auf. Bald schon war sie in aller Munde. Ihr Vermieter schaute persönlich vorbei.
Ob sie die Tochter von Harry Maguire sei?
Ja, das war sie.
Ob sie wisse, wo er und das Geld steckten?
Nein, sie habe keine Ahnung.
Was für eine Art Geschäft sie hier eigentlich eröffnen wolle?
Eine Anwaltskanzlei, die auf Migrationsrecht spezialisiert war.
Damon kam immer noch nicht zurück. Mittlerweile war die zweite Woche zur Hälfte verstrichen. Rubys Möbel waren geliefert worden, und sie platzierte sie im eben noch leeren Büro. Die Holzstühle und den dazu passenden Tisch stellte sie im Garten auf, und die grünen Tonübertöpfe füllte sie mit Pflanzen. Sie begab sich auf die Suche nach einer Sekretärin. Mit Kenntnissen in mindestens drei Sprachen, erklärte sie dem Schneidermeister von nebenan. Zwei davon flüssig in Wort und Schrift. Und möglichst jemand aus dem Viertel, der allerdings keinen Kontakt zu den Triaden pflegte.
Der alte Schneider wusste tatsächlich jemanden. Einen jungen Korea-Chinesen. Gut ausgebildet, sehr zuverlässig und an einer Teilzeitstelle interessiert.
Und plötzlich war Damon wieder da. Er erschien einfach so in ihrem Türrahmen, einen riesigen Strauß violetter Orchideen im einen Arm und ein kleines bunt verpacktes Paket in der anderen Hand.
„Zwei Geschenke“, waren seine ersten Worte. „Ich dachte mir, das könnte nötig sein.“
Doch sie fiel ihm einfach nur um den Hals und küsste ihn
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