Liebe kennt keine Gefahren
inne.
»Nicht aufhören! Mach zu! « zischelte Ethan. »Ich kann doch wohl noch immer eine Frau von einem Mann unterscheiden. « Er sah wieder zum Lagerfeuer hin, wo Abigail über brennende Äste sprang, die einige von den Soldaten vor sich hinhielten. »Ich bringe sie um! «
»Sie macht das doch nur für dich«, zischelte Jess zurück. »Jetzt! «
Sobald Ethan von seinen Stricken befreit war tauchte er im Wald unter. Jess blieb hinter dem Baum stehen, um notfalls eingreifen zu können» wenn Ethan etwas Törichtes unternehmen sollte.
Ihr Blick war auf Abigail gerichtet, und so achtete sie nicht auf den Soldaten, der auf dem Boden und sich nun auf sie zubewegte. Dann hatte er sie auch schon auf den Boden geworfen und lag über ihr, ehe ihr klar wurde, daß er aus seiner Ohnmacht erwacht war. Sie rollte von dem Messer weg, mit dem er nach ihr stach, doch der Stoß kam so rasch, daß die Schneide sie noch an der Seite verletzte. Und während sie von dem Soldaten wegrollte, berührte dessen Hand ihre Brust.
»Eine Frau! « keuchte er, und im nächsten Augenblick hatte er seine Beine zwischen den ihren und preßte seinen heißen, nassen Mund auf ihre Lippen.
Jessica bäumte sich gegen den Mann auf. Doch dieser war zu stark für sie. Er hielt mit der Rechten ihre Handgelenke fest, während er mit der Linken an seiner Hose herumfummelte.
Dann, plötzlich, lag er still.
Jessica kämpfte noch immer mit dem Soldaten, als sie merkte, wie er von ihr wegrollte — oder, richtiger gesagt, von ihr weggeschleudert wurde. Sie blinzelte in den Nachthimmel und sah den Schwarzen Rebellen mit gezogenem Degen über sich stehen.
Er sagte kein Wort, während er ihr die Hand reichte und vom Boden hochzog, bis sie vor ihm stand. Sie konnte das harte Glitzern seiner Augen hinter seiner Maske sehen.
»Ich... wir... «, fing sie an.
Er nahm ihren Arm und zog sie zu seinem Pferd hin. Jess legte die Hand auf ihre linke Seite und fühlte, wie das Blut aus der Schnittwunde sickerte. Aber sie wollte sich nicht bei ihm darüber beklagen.
Halb hob er sie, halb schob er sie auf sein Pferd, stieg dann hinter ihr in den Sattel und galoppierte in den Wald hinein.
Als sie zwischen den Bäumen dahinritten, brachte der kühle Wind auf ihrem Gesicht sie wieder zur Besinnung. Hier saß sie nun im Mondlicht auf dem Pferd des Mannes, den sie liebte, und er umschlang sie mit seinen starken Armen. Es war ein erhebender Augenblick, der sie aber zugleich auf eine seltsame Weise verstörte. Irgend etwas stimmte da nicht, obwohl sie nicht wußte, was es war. Es war doch ein erfolgreicher Überfall gewesen — vorausgesetzt natürlich, daß Abby und Mrs. Wentworth sicher nach Hause kamen. Dennoch — etwas war nicht so, wie es sein sollte.
Sie drehte sich im Sattel — die Luft pfeifend in die Lunge saugend, als ihr der Schmerz wie ein glühendes Eisen durch den Körper fuhr. »Anhalten! « befahl sie. »Du mußt sofort anhalten! «
Der Schwarze Rebell spähte ihr im fahlen Mondlicht ins Gesicht und zügelte sein Pferd. Sofort waren seine Lippen auf den ihren, küßte er ihr Gesicht, ihre Augen.
»Nein, bitte nicht! « flüsterte sie, während sie den Kopf nach hinten bog, damit seine Lippen ihren Hals finden konnten. »Wo bringst du mich hin? «
»Nach Hause. In unser Heim. Nach Farriers Cove, wo wir uns die ganze Nacht hindurch lieben können. Und dann habe ich mir vorgenommen, dir das Fell zu gerben, weil du so töricht gewesen bist, dich mit den... «
»Nein, bitte, ich will nicht mit dir streiten. «
»Ich habe nicht vor, mich mit dir zu streiten, Jessie, mein Liebling. «
»Du mußt mich nach Hause bringen. «
»Das tue ich doch. «
»Nein, ich meine, nach Hause zu Alexander. «
Während sie sich an ihm festhielt, war ihr, als würde sich ein eiserner Stock durch sein Rückgrat schieben, und seine Stimme klang so starr, wie sein Körper sich anfühlte. »Alexander? Du willst nach Hause zu diesem spitzenbehängten, greinenden Feigling, nachdem ich dir soeben das Leben gerettet habe? «
Jessica hatte plötzlich ein Gefühl, als würde sie in zwei Teile gerissen. Sie wollte mit dem Schwarzen Rebellen in die Höhle reiten, obwohl sie wußte, es würde einen Streit geben, ob sie mit ihm schlafen wollte oder nicht — und, Gott möge ihr verzeihen, aber sie wünschte, sie würde diesen Streit verlieren. Doch im gleichen Moment wußte sie auch, daß sie nach Hause zu Alex zurückkehren mußte.
»Es geht ihm nicht gut. Und wenn er entdeckt, daß
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