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Liebe kennt keine Gefahren

Liebe kennt keine Gefahren

Titel: Liebe kennt keine Gefahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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großen, bis zum Rand gefüllten Teller, den Eleanor ihm jetzt vorsetzte. Er kam sich vor wie einer, der als Zuschauer in einem Theatersaal saß und als einziger das Stück schon einmal gesehen hatte. Während er aß, hörte er Josiahs Geschichte zu. Der hatte sie bestimmt schon hundertmal erzählt; aber nun wurde sie Alexanders wegen zum hundert-und-einsten Male durchgekaut.
    Alle Anwesenden priesen die Schönheit von Josiahs Schiff, auf das er sehr stolz gewesen war; aber er hatte sich dann bei John Pitman unbeliebt gemacht. Es ging um ein Stück Land, das Josiah besaß und nicht verkaufen wollte. Pitman behauptete, er sei überzeugt, daß Josiah sein Schiff mit grüner Farbe vollgeladen habe — also mit Schmuggelware. Daher konfiszierte Pitman Josiahs Schiff, fand aber keine Farbe darin, holte sich dann ein Dutzend Soldaten zusammen und ließ sie mitten in der Nacht Josiahs Haus durchsuchen. Im Verlauf dieser »Durchsuchung« wurden ein Keller voller Nahrungsmittel verwüstet, Leinwandbahnen zerrissen, Möbel zertrümmert und Josiahs Töchter terrorisiert. Josiah versuchte sein Schiff zurückzubekommen, doch man sagte ihm, er müsse dafür eine Kaution von sechzig Pfund bezahlen. Da er bereits sein ganzes Geld in die Sicherheitsleistung gesteckt hatte, die er jedesmal vor dem Auslaufen seines Schiffes bei Pitman hinterlegen mußte, hatte er keine sechzig Pfund mehr. Seine Freunde sammelten das Geld für ihn, aber die Beweislast für seine Unschuld ruhte auf Josiahs Schulter. Pitman behauptete, es sei grüne Farbe an Bord von Josiahs Schiff gewesen; Josiah dagegen sagte, er habe noch niemals grüne Farbe transportiert. Sie brachten den Fall vor das koloniale Seegericht, das aus einem Richter — ohne Schöffen — Zollgehilfen das Schiff, da Josiah nicht beweisen konnte, daß er niemals grüne Farbe an Bord gehabt habe.
    Alexander vergaß rasch sein eigenes Elend, als er Josiah betrachtete — einen gebrochenen Mann, und das ganz legal, dank der Habsucht eines Engländers. Pitman begehrte ein Stück Land, das Josiah gehörte, und er hatte sich nicht nur dieses Stück Land geholt, sondern auch alles andere, was die Familie Greene bisher ihr Eigentum nannte.
    Alex hielt den Kopf über den Teller gesenkt, damit die Anwesenden den Zorn nicht sehen konnten, der in seinen Augen loderte. Wenn er die Rolle eines verwöhnten Gourmands weiterspielen wollte, durften ihm die Anwesenden nicht anmerken, wie sehr ihn diese Enthüllungen erbitterten. Er spürte die Blicke der Männer auf sich ruhen, die ihn beobachteten und immer noch hofften, daß er der Mann sei, auf den sie bauen konnten. Sie waren wie Kinder, die glaubten, daß einer, der den Namen Montgomery trug, all ihre Probleme lösen und Unrecht in Recht verwandeln könne.
    Doch ehe ihn der Zorn übermannte und er seine wahren Empfindungen zu verraten drohte, öffnete sich die Tür, und herein kam Jessica Taggert mit zwei Körben voll Austern.
    Jessica warf einen Blick auf die Leute, die mucksmäuschenstill an ihren Plätzen standen und Alexander ansahen, als erwarteten sie, daß jeden Moment ein Sturm losbrechen müsse, und sie wußte sofort, was hier vor sich ging.
    »Ihr habt die Hoffnung also doch noch nicht aufgegeben? « rief sie lachend, von einem Mann zum anderen sehend. »Ihr glaubt immer noch, daß dieser Montgomery euch helfen wird? Gott hat aber nur drei Montgomerys erschaffen: Sayer, Adam und Kit. Dieser dort verdient diesen Namen nicht. Hier, Eleanor«, fuhr sie fort, während sie ihrer Schwester die Körbe zureichte, »mir scheint, du wirst sie nötig brauchen, wenn diese Prozession den ganzen Tag über anhält. « Sie warf Alex, der den Kopf noch immer gesenkt hielt, einen spöttischen Blick zu, »und es gibt ja auch, weiß Gott, eine Menge hier zu sehen, solange dieser da im Haus weilt. «
    Da hob Alex ganz langsam den Kopf und blickte sie an. Er versuchte, ihr seinen Zorn nicht anmerken zu lassen, was ihm aber nur teilweise gelang. »Guten Morgen, Mistress Jessica«, sagte er mit sehr leiser Stimme. »Du verkaufst Schalentiere? Hast du denn keinen Ehemann, der dich ernährt? «
    Die Männer am anderen Tisch in der Ecke begannen zu kichern. Da Jessica eine ausgesprochene Schönheit war, gab es keinen Mann in der Stadt, der nicht auf irgendeine Weise den Kontakt mit ihr gesucht hatte. Entweder hatten sie ihr, nachdem sie schon eine Frau mit dauernden Schwangerschaften erschöpft hatten, einen Heiratsantrag gemacht, oder der Sohn oder ein Vetter aus der

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