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Liebe kennt keine Gefahren

Liebe kennt keine Gefahren

Titel: Liebe kennt keine Gefahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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dagegen auf, daß sie einem Mann, der sie öffentlich gedemütigt hatte, beistehen wollte, aber der Wunsch, es Pitman heimzuzahlen, war stärker als ihr persönlicher Groll. Wenn die Amerikaner nicht anfingen, sich gegen die Übergriffe der Engländer zu wehren, würde diese Tyrannei niemals enden.
    Ihr Laderaum war schon zur Hälfte mit wimmelnden Garnelen gefüllt, als die Golden Hind am Horizont auftauchte. Jessica hatte sich sehr bemüht, unbefangen zu erscheinen, als sie neben dem großen Pott mit ihrem kleinen Kahn anlegte. Kaum hatte sie die Segel eingeholt, als Nathaniel schon auf dem Kai stand, die Trosse auffing, die Jessica ihm zuwarf, und sie neben dem Segler mit der Rahetakelung um den Poller wand.
    Nate hantelte dann die Strickleiter hinauf, die Jess zu ihm hinunterließ. »Du bist heute spät dran. Eleanor hat mir befohlen, hier auf dich zu warten. « Jess antwortete ihm nicht, sondern fing an, die Vorgänge auf dem englischen Schiff zu beobachten, soweit ihr das von ihrem viel tiefer gelegenen Deck aus möglich war.
    »Himmel... «, sagte Nate, als er die gewaltige Menge Garnelen im Laderaum sah.
    »Hole deine Geschwister zusammen, damit sie dir beim Einpacken helfen. Dann geht ihr in der Stadt herum und verkauft das Zeug«, schnaubte Jess.
    Nathaniel sah sie mit verschlagenen Augen an. Der Junge war viel zu gewitzt für sein Alter.
    »Mach zu! Steh nicht hier herum! « rief Jessica wütend, weil sie nicht sehen konnte, was da oben auf der Golden Hind vorging.
    Sie blieb den ganzen Abend hindurch an Bord ihres stinkenden Schiffes. Als Eleanor auf dem Kai eintraf und sie fragte, warum sie denn nicht nach Hause kommen wolle, gab sie ihr eine ausweichende Antwort. Sie schlief kaum, gestattete sich nicht, unter Deck zu gehen und dort ihre Koje aufzusuchen, sondern streckte sich auf den harten Decksplanken aus, neben sich einen Bolzen, falls einer der Seemänner auszuführen wagte, was sie ihr die ganze Zeit angedroht hatten.
    Als die Morgendämmerung hereinbrach, stand sie mit steifem Rücken auf und hörte in der Nähe das leise Schnauben eines Pferdes. Sie beugte sich über die Reling und sah ein gesatteltes Pferd auf dem Kai.
    Im Nu war sie hellwach. Das Pferd hatte ein paar graue Streifen im Fell. Doch die Rasse und die Formen des Tieres verrieten ihr, daß es sich nur um das Pferd des Schwarzen Rebellen handeln konnte.
    Ein Kopf tauchte plötzlich auf der Backbordseite der Mary Catherine auf. Das war George Greene, Josiahs ältester Sohn, ein zorniger junger Mann von sechsundzwanzig Jahren, den man um sein Erbe betrogen hatte.
    Jessica drehte sich zu ihm um.
    »Du hast es also auch gesehen«, raunte George ihr leise zu, und dann mit lauter Stimme: »Wie ich hörte, haben Sie Garnelen zu verkaufen, Mistress Jessica. « Seine Augen warnten sie, daß sie beobachtet wurden.
    »Aye, George, das habe ich. Warten Sie — ich werde Ihnen einen Sack voll holen. « Jess eilte den Niedergang hinunter, schnappte sich dort einen Jutesack, stopfte ein zerschlissenes Tau hinein und kam damit wieder auf Deck zurück. »Reicht Ihnen das? « sagte sie, trat näher an George heran und flüsterte: »Weißt du irgend etwas? «
    »Nichts. Vater hat Angst, sich irgendwelche Hoffnungen zu machen. Er wünscht Pitman den Tod. «
    »Ich würde gern unter dir segeln, Schätzchen«, rief eine Stimme über ihnen.
    »Du solltest jetzt lieber wieder gehen«, flüsterte Jessica. »Ich hoffe, die Garnelen werden Ihnen schmecken«, sagte sie dann so laut, daß der englische Matrose es hören konnte.
    »Ich werde bei seinem Pferd bleiben«, raunte George ihr noch zu. »Er wird mich vielleicht brauchen. « Jess nickte stumm und wandte sich ab.
    Plötzlich erscholl ein Ruf über ihr, dem ein ungewöhnlicher Lärm folgte.
    »Das ist er! « sagte George, und wen er damit meinte, konnte man an dem freudigen Ton seiner Stimme erraten.
    »Geh zu seinem Pferd«, befahl Jess. »Er wird deine Hilfe brauchen. « Sie hastete die kurze Leiter zum Oberdeck hinauf und setzte den Fuß in die Wanten, um den Hauptmast hinaufzuklettern. Doch sie kam nicht mehr dazu.
    Da tauchte in den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne ein Mann über der hoch aufragenden Bordwand des Nachbarschiffes auf, der sich an einem Seil, das am Hauptmast im Topgestänge befestigt war, herunterließ. Er hatte eine mit Stricken zusammengebundene Kiste unter dem linken Arm, und der Anblick seines schwarzen, im Morgenlicht rötlich übergossenen Trikots schien alles, was sich in

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