Liebe kennt keine Gefahren
ihrem Hemd ab, und die Hose wickelte sich um ihre Schenkel — genauso, wie Alex das in seiner Phantasie mit seinen Händen tat. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
»Was hat Pitman jetzt vor? « fragte Jess, den Becher mit dem Rum in den verschränkten Händen haltend.
Ein Moment der Rast wie dieser und jemand, mit dem sie ihren kostbaren Rum teilen konnte, war für sie ein reines Vergnügen. Keine Frau hier in der Stadt wollte etwas mit ihr zu tun haben, und die Männer behandelten sie entweder wie eine ansteckende Krankheit oder glaubten, es fehle ihr an Tugend und attackierten sie. Daß sie so mit Alex zusammensitzen konnte, der kein körperliches Interesse an ihr hatte, war ein kostbares Ereignis, fast so, als habe sie einen besonderen Freund in ihm gefunden.
»Jess, wie würdest du dich mit dem Schwarzen Rebellen in Verbindung setzen? «
»Warum möchtest du das wissen? «
»Ich habe eine Information, die ihn vielleicht interessieren könnte. « Er erzählte ihr nun von dem Geld, das für Pitman eintreffen sollte. Wenn der Schwarze Rebell mit diesem Wissen zum zweitenmal auftauchte — mit einer Kenntnis, die er sich nur bei einer Durchsuchung von Pitmans Privatkorrespondenz hatte beschaffen können, hätte, so befürchtete Alex, Jessica möglicherweise erraten, wer hinter der Maske des Rebellen steckte.
»Ich denke, du brauchtest das immer nur Abigail zu erzählen«, sagte Jessica mit einem boshaften Lächeln. »Ich bin sicher, daß der Schwarze Rebell nachts in ihr Schlafzimmer einsteigt. «
»Bist du eifersüchtig? « fragte Alex, eine Braue in die Höhe ziehend.
»Wegen eines Diebes? Der Schwarze Rebell ist nicht besser als ein Straßenräuber. Wenn er Courage hätte, würde er Pitman vor allen Leuten herausfordern. «
Und dafür an den Galgen kommen, setzte Alex in Gedanken hinzu. »Also hast du keine Ahnung, wie der Schwarze Rebell erfahren hat, daß Ben Sampson Tee nach Warbrooke schmuggelte? «
»Jeder in der Stadt wußte von Ben und dem Tee. Selbst Abigail hatte davon gehört. « Jess stellte ihren Becher auf den Tisch und beugte sich vor. Ihre Augen blitzten, und ihre Wangen färbten sich lebhaft.
Alex begann wieder zu schwitzen.
»Wie wäre es, wenn wir diese Information einfach unter die Leute brächten? Wenn wir ein paar Männern unter der Hand erzählten, daß die Golden Hind Pitman Geld aus dem Verkauf von Joshias Schiff überbringt? Wenn das Gerücht hier am Kai seinen Ursprung nimmt, glaubt Pitman vielleicht, es stammte von einem Matrosen der Marine Seiner Majestät. «
Alex nippte an seinem Becher und dachte, daß vielleicht nicht nur ein Mitglied der Taggert Familie mit Verstand begabt war.
Jessica blieb an Deck, auch dann noch, als die Matrosen der Golden Hind obszöne Bemerkung über sie machten. Sie waren monatelang auf hoher See gewesen, und der Anblick einer so hübschen Frau auf einem kleinen verrotteten Kahn, der neben ihnen vertäut war, befeuerte im fast unerträglichen Maße ihre Phantasie. Gewöhnlich hielt Jess einen vorsichtigen Abstand zu neu eingelaufenen Schiffen; doch am Abend zuvor hatte sie alles getan, um sich einen Ankerplatz direkt neben der Golden Hind zu sichern. Sie ragte neben ihr auf wie eine dicke alte Lady, und die lüsternen Blicke der Matrosen erschienen ihr wie Ratten, die an ihrem Gürtel zerrten, Jess bemühte sich, die Männer einfach zu übersehen.
Nachdem Alex sie gestern auf ihrem Schiff besucht hatte, waren sie auf dem Kai in verschiedene Richtungen davongegangen und hatten angefangen, das Gerücht von Pitmans Geld, das mit der Hind eintreffen sollte, unter die Leute zu bringen. Sie hatten es nur einer Handvoll Leuten erzählen müssen, ehe die Empörung es mit Windeseile in der ganzen Stadt verbreitete. Das Geld stammte aus dem Verkauf eines Schiffes, das einem Landsmann gehört hatte, und die allgemeine Wut richtete sich nun gegen die neu angekommenen englischen Matrosen. Schon hatte es vier Schlägereien gegeben, und drei Männer standen in Stockeisen auf dem Marktplatz.
Jessica war, nachdem sie das Gerücht ausgestreut hatte, aufs Meer hinausgefahren zum Garnelenfang. Sie hatte sich dafür die Nordostküste ausgesucht, wo die Hind sie passieren mußte, und dort den ganzen Nachmittag hindurch ihre Netze ausgeworfen, sie wieder eingeholt und — gewartet. Sie wußte nicht, was sie unternehmen konnte, doch wenn der Schwarze Rebell zum zweitenmal erschien und Hilfe brauchte, würde sie ihm helfen.
Ein paarmal lehnte sich ihr Stolz
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