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Liebe kennt keine Gefahren

Liebe kennt keine Gefahren

Titel: Liebe kennt keine Gefahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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wie ihr die Augen wieder wässerig wurden, schluckte aber die Tränen rasch hinunter. Vielleicht haßte der Schwarze Rebell sie jetzt, nachdem er ihr erst ein Liebesgeständnis gemacht hatte. Aber sie würde damit fertig werden.
    Sie schneuzte sich ein paarmal und lief dann zu ihrer Höhle am Strand. Mrs. Wentworth wollte fünfzig Pfund Muscheln haben, weil sie den Admiral und seine Offiziere beköstigen mußte. Bei dem Gedanken an die snobistische Mrs. Wentworth begann Jess zu lächeln. Nun mußte diese feine Dame, die sie immer von oben herab behandelt hatte, selbst am Küchenherd stehen. Man erwartete von den Wentworths, daß sie den englischen Offizieren nicht nur Logis gewährten, sondern sie auch noch kostenlos verpflegten. Ihr Reichtum wanderte nun in die Bäuche ihrer uniformierten Gäste.
    »Das wird ihr eine Lehre sein«, sagte Jess lächelnd und stach mit ihrem Muschelspaten munter drauflos.
    An diesem Abend war Eleanor in Tränen aufgelöst. Die Kinder waren an Jessicas Temperamentsausbrüche gewöhnt; doch Eleanor war eine andere Geschichte. Gewöhnlich war sie der Fels, auf den sie bauen konnten — unerschütterlich und ruhig.
    »Mit Alexander stimmt etwas nicht. Ich weiß es«, sagte Eleanor schluchzend. Sie saß am Küchentisch und schien völlig vergessen zu haben, daß die Kinder auf ihr Abendessen warteten. Sie blickten auf ihre leeren Tonteller, dann wieder auf Eleanor zurück und schienen die Tiefe ihres Kummers zu begreifen.
    Jess winkte Nick zu sich, und sie deckten nun beide stumm den Tisch und füllten die Schüsseln mit dem dampfenden Eintopfgericht. Eleanor jammerte laut:
    »Das Essen, das ich ihm aufs Zimmer schickte, hat er kaum angerührt. Die Tür ist abgesperrt, die Fensterläden sind verriegelt, und nicht ein Laut dringt aus seinem Zimmer. Das kann doch wahrlich nichts Gutes bedeuten! «
    »Warum machst du dir seinetwegen solche Sorgen? « fragte Jess. »Der Mann hat sich erkältet. Na und? Er ist vermutlich so eitel, daß er nicht will, daß jemand seine rot angelaufene Nase sieht. «
    Eleanor schoß wütend aus ihrem Stuhl heraus und fuchtelte mit ihrem Holzlöffel vor Jessicas Gesicht herum. »Wir verdanken diesem Mann unser Leben! « schrie sie. »Du bist so sehr in deine Träume von deinem großartigen Schwarzen Rebellen versponnen, daß du gar nicht mehr siehst, wieviel dieser Mann für uns getan hat. Er hat unser Haus vor der Vernichtung bewahrt; er hat dich vor dem Galgen gerettet, als Pitman unsere gesamte Habe zerstören ließ, hat Alex uns den Schaden ersetzt. Und als die Mary Catherine verbrannt wurde — wofür du dich bei deinem Schwarzen Rebellen bedanken darfst —, rettete Alex dir abermals das Leben, indem er dich daran hinderte, eine Dummheit zu begehen. Alexander ist der Mann, der uns geholfen hat! Die Kleider, die wir tragen, unser Geschirr, unsere Möbel, unser Essen — alles verdanken wir ihm. Und du hältst es nicht einmal für nötig, ihn höflich anzureden. Wenn du noch ein einziges abfälliges Wort über ihn sagst, werde ich... werde ich... «
    Jess blickte ihre Schwester entgeistert an. Eleanor hatte sie zwar schon immer bevormundet, aber noch nie gewagt, sie anzuschreien. »Muß ich dann auch so bunte Röcke tragen wie er? « scherzte sie kleinlaut, um die Atmosphäre zu entspannen.
    Eben noch hatte Eleanor regungslos am Tisch gestanden, im nächsten Augenblick hatte sie eine Schüssel vom Tisch gerissen und Jessica den Inhalt ins Gesicht geschüttet. Dann fiel die Tür krachend hinter Eleanor ins Schloß, während Jessica zu einem Eimer voll Trinkwasser lief und den Kopf bis zum, Hals darin eintauchte. Als sie wieder hochkam, um Luft zu holen, standen die Kinder mit großen, furchtgeweiteten Augen um sie herum.
    »Wird Eleanor uns jetzt auch im Stich lassen und sterben? « flüsterte Phillip.
    »Nein. Es sei denn, ich bringe sie um«, fauchte Jess, blickte ihre Geschwister der Reihe nach an und seufzte. »Nein, sie ist nur wütend, so wie ich manchmal. «
    »So wie du immer«, maulte Nate und handelte sich einen wütenden Blick von Jessica ein.
    »Ihr bleibt hier und eßt eure Teller leer, während ich Eleanor zurückhole. «
    Es war nicht einfach, das Versprechen einzulösen, das sie den Kindern gegeben hatte. Zuerst mußte Jessica mit ihrer Schwester um die Wette laufen. Doch da Eleanor nicht gewohnt war, sich nachts im Wald herumzutreiben, blieb sie nach einer Viertelmeile in einem Brombeergestrüpp hängen. Während Jess sich bemühte, ihre

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