Liebe kennt keine Gefahren
Zorn.
»Warte — ich habe es nicht so gemeint«, sagte sie rasch. »Ich war nur wütend, weil du gesagt hast, ich sollte zu Hause bleiben, weil eine Frau an den Herd gehört. «
Er sah sie nur an, wandte sich dann wortlos von ihr ab und verschwand in der Dunkelheit.
Eine Weile verharrte Jess noch regungslos auf dem kleinen Strand und strengte Augen und Ohren an, aber sie hörte und sah nichts mehr von dem Schwarzen Rebellen. Da sammelte sie ihre Netze und Fische ein und machte sich auf den Heimweg.
Kapitel 11
Müde schleppte sich Jessica in den Versammlungsraum des Montgomery-Hauses und lud ihren Fang an Fischen und Hummern auf dem großen Tisch ab. Eleanor wies Molly mit scharfen Worten zurecht, daß sie sich vom Herd fernhalten solle, und schob dann ein Blech mit Maisbroten in den Backofen. Sie fauchte den Köter an, der in einem Käfig auf einer Tretmühle lief und den Bratspieß drehte, und warf dann Nathaniel einen bösen Blick zu, weil er nicht gleich zum Tisch eilte, um die Fische zu säubern.
»Was ist denn los? « fragte Jess.
Jess sah fragend zu Nate hin, der gerade einen Hummer aufhob, der vom Tisch heruntergefallen war.
Nick, formte Nate mit den Lippen und deutete dann mit dem Kopf zur Tür.
»Was hat dein Nicholas denn schon wieder angestellt? « fragte Jess und nahm sich ein frischgebackenes Maisbrötchen vom Blech.
Eleanor drehte sich wütend zu ihrer Schwester um. »Er ist nicht mein Nicholas! « Und dann im sanfteren Ton: »Alexander ist krank. Vielleicht liegt er sogar im Sterben, doch dieses arrogante Monster läßt mich nicht zu ihm. Stellt sich mir einfach in den Weg und behauptet, Alex möchte niemanden sehen. «
»Wahrscheinlich hat er dir nur die Wahrheit gesagt, « antwortete Jess mit vollem Mund. »Vermutlich möchte er sich keinem ohne seine schillernd bunten Kleider zeigen. « Sie wischte sich die Hände an einem feuchten Tuch ab. »Aber mich wird er wohl kaum abweisen. « Sie ging den Korridor hinunter und hatte schon die Türklinke von Alexanders Zimmer in der Hand, als Nick, der aus einem anderen Raum kam, sie sah.
»Er möchte niemanden sehen. «
Jess klopfte an die Tür. »Alex, ich bin es — Jessica! Eleanor machte sich Sorgen deinetwegen. Entriegle die Tür und laß mich rein. « Sie bekam keine Antwort und blickte Nick an. Alexanders Diener war ein großer, rauhbeiniger, dunkelhaariger Bursche, der sie mit hochmütigen Augen musterte.
»Ich möchte ihn sehen«, sagte Jess im trotzigen Ton.
»Er empfängt keine Besucher. «
Jessica hatte eine scharfe Antwort auf der Zunge, dann zuckte sie nur mit den Achseln und meinte schnippisch: »Ich hoffe, Sie achten darauf, daß er immer ordentlich ißt. « Damit drehte sie sich um und kehrte in das Empfangszimmer zurück. Dort warf ihr Eleanor einen fragenden Blick zu, den Jess mit einem Kopfschütteln beantwortete, ehe sie das Haus verließ.
Sie war nicht gewillt, sich von diesem hochmütigen Finsterling Vorschriften machen zu lassen. Sie ging um das Gebäude herum und bahnte sich durch Büsche und kniehohes Unkraut einen Weg zu Alexanders Schlafzimmerfenster. Als sie am Fenster des alten Montgomery vorbeikam, blickte Sayer von seinem Buch auf. Jessica schluckte. Doch als der alte Mann sie nur ganz ruhig ansah, lächelte sie zaghaft und ging weiter. Er beugte sich vor und verfolgte aufmerksam, wie sie in die Fenster an der Rückseite des Hauses spähte; doch er rief sie nicht zu sich und fragte sie auch nicht, warum sie denn um das Gebäude herumschlich.
Als sie Alexanders Zimmerfenster erreichte, stellte sie zu ihrer Freude fest, daß die Läden nicht geschlossen waren. Sie hatte schon ein Bein auf das Fenstersims gesetzt, als jemand sie beim Gürtel packte und wieder auf den Boden stellte. Als sie sich umdrehte, sah sie sich Nicholas Iwanowitsch gegenüber.
»Mistress Jessica« sagte er kopfschüttelnd. »Ich hätte Ihnen so etwas niemals zugetraut. Sie sollten sich schämen, heimlich einen Gentleman in seinem Schlafzimmer zu beobachten! «
Jess ballte die Hände an den Seiten zu Fäusten. Doch dann machte sie wortlos kehrt und ging zur Vorderseite des Hauses zurück. Warum sollte sie sich Alexanders wegen Sorgen machen; er machte ihr doch nur das Leben schwer. Er war daran schuld, daß der Schwarze Rebell sich im Zorn von ihr getrennt hatte! Wenn Alex ihr nicht solche Flausen, die Nützlichkeit des Schwarzen Rebellen betreffend, in den Kopf gesetzt hätte, hätte sie niemals an diesem Mann gezweifelt.
Sie spürte,
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