Liebe kennt keine Gefahren
ihn zu.
Alexander nahm seine noch feuchte Seidenjacke vom Boden und warf sie über die Schultern. »Wie kannst du nur so dumm sein, einen Mann zu lieben, er nur hin und wieder erscheint? Einen Mann, der dir weder seinen Namen nennen noch sein Gesicht zeigen will? «
»Ich habe nicht gesagt, daß ich ihn liebe! «
Alex erstarrte. »Wenn es nicht Liebe ist, was ist es dann? Fleischeslust? «
»Nein, ich... ich weiß es nicht. Er mag mich. Wir haben die gleichen Ziele, die gleiche Gesinnung. Ich bin noch nie so einem Mann wie ihm begegnet. Ich glaube schon, daß ich ihn lieben könnte. «
Alexander ging zur Tür und drehte sich dort noch einmal um. »Du kannst auch mich lieben, verdammt noch mal«, knurrte er, und damit schritt er hinaus in den Regen.
Einen Moment sah sie verdutzt zur Tür. »Liebe? « flüsterte sie. War Alexander etwa in sie verliebt? Aus irgendeinem Grund war ihr dieser Gedanke gar nicht so unangenehm. Leise vor sich hinpfeifend, stieg sie hinauf auf den Boden und legte sich in ihr kaltes Bett.
Alex schaufelte Heu in die Raufe des Rappenhengstes.
»Dachte ich mir doch, daß ich dich hier finden würde«, rief Nick lachend. Und dann meinte er mit einem spöttischen Grinsen im Mundwinkel: »Sobald ich im Haus deine polterige Stimme höre, weiß ich, wo ich dich anschließend zu suchen habe. «
Alex setzte eine Weile stumm seine Arbeit fort. »Gibt Eleanor dir nicht genügend zu tun? « knurrte er dann.
»Ich habe ihr heute morgen etwas gegeben, woran sie schwer zu kauen hat«, antwortete Nick genüßlich. »Das hat sie so sehr beschäftigt, daß sie darüber sogar den Namen ihrer Schwester vergaß. Du wirst also morgen vormittag deine geliebte Mistress Jessica heiraten? «
»Jemand wird sie heiraten«, sagte Alex und holte Wasser für den Hengst. Wie es seine Gewohnheit war, wenn er auf der Insel weilte, arbeitete er auch heute mit nacktem Oberkörper, um sich von seinen schweißtreibenden, ausgepolsterten Kleidern zu erholen.
»Die Hochzeitsnacht mit dieser Wildkatze sollte ein denkwürdiges Ereignis werden. «
Alex warf Nick einen finsteren Blick zu.
»Ich kann nicht mit ihr schlafen, und das weißt du auch. Sie würde sofort merken, daß ich nicht dick bin, und sogleich den Grund meiner Verkleidung erraten. «
»Du könntest ihr ja die Wahrheit sagen. «
»Jessica? « fauchte Alex. »Jessica die Wahrheit sagen? Diese Frau besitzt doch keinen Funken Verstand. Sie würde sich vermutlich meine Maske ausleihen und den Admiral zum Duell herausfordern. Auch ist es gar nicht so unvorteilhaft«, setzte er mit einem Grinsen hinzu, »wenn sie mich nicht mag. Das begünstigt meine Rolle. Denn wenn sie ein paar Nächte mit mir verbrächte, sähe sie mich vermutlich mit ganz anderen Augen an. Dann würden die Leute merken, daß ich nicht der Schwächling bin, den ich ihnen vorgaukle. «
Nick stöhnte. »Also willst du sie heiraten; aber nicht mit ihr schlafen. «
»Oh, ich werde schon mit ihr schlafen — aber als Schwarzer Rebell. Alex wird sie ernähren und sich mit diesen verdammten Gören abgeben, und der Schwarze Rebell wird sie genießen. «
»Also wird Jessica denken, daß sie eine Ehebrecherin ist. «
»Doch nur für eine Weile. Bis ich denke, daß es ungefährlich ist, sie über meine Doppelrolle aufzuklären. Oder vielleicht verreise ich nach Boston, um mich von meiner Krankheit heilen zu lassen. Alex kommt schlank zurück, und der Schwarze Rebell taucht nie mehr auf. «
»Hoffentlich wird auch alles so werden, wie du dir das vorstellst. Bist du fertig mit deiner Arbeit? Mir ist diese Insel nachts unheimlich. «
»Der Schwarze Rebell wird dich beschützen«, sagte Alex mit so tiefer Baßstimme, daß Nick laut auflachte.
Gemeinsam ruderten sie dann zum Festland zurück.
Den ganzen Abend über wartete Alex darauf, daß Jessica zu ihm kam und sich wenigstens für ihre Bemerkungen am Tage vorher entschuldigte. Doch er hoffte vergebens.
Eleanor kam in den Gemeinschaftsraum. »Sie liegen alle im Bett, Gott sei Dank«, sagte sie seufzend. »Hat Jess sich schon blicken lassen? «
»Nein«, murmelte Alex und schaute in seinen leeren Kaffeebecher.
»Aber du hast doch alles für die Trauung morgen vorbereitet, nicht wahr? « fragte sie. Er nickte stumm.
Seine Hand tätschelnd, sagte Eleanor: »Es kommt schon alles in die Reihe, Alex. Jessica ist ja nicht dumm, und eines Tages wird sie begreifen, was für ein guter Mann du bist. Du mußt eben so lange Geduld haben, bis sie zur Vernunft
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