Liebe kennt keine Gefahren
mir ins Bett, weil er ein Geräusch gehört hatte, und da die anderen Kinder nicht ohne ihn schlafen wollten, waren sie kurz vor drei Uhr alle in meinem Bett versammelt. Ja, ich muß zugeben, es ist eine wahre Wonne, sie Tag und Nacht um sich zu haben, zumal ich mich ja schon immer nach etwas gesehnt habe, das dir gehört. «
Jess blickte in die Herdflammen. Sie hatte Angst, noch ein Wort zu sagen. Sie hätte ihn gern gefragt, was ihn nun wirklich dazu veranlaßt hatte, sie um ihre Hand zu bitten. Aber sie wagte es nicht. War es denn wirklich sein Wunsch, sie zu heiraten? Sie blickte ihn an, als er das Profil zeigte. Seit er wieder im Hause seines Vaters wohnte, war sie nie sonderlich freundlich zu ihm gewesen, aber sie hatten viele Stunden miteinander verbracht, und sie fühlte sich — seltsamerweise — tatsächlich ein wenig zu ihm hingezogen. Der erste Mann, dem sie als junges Mädchen nachgeblickt hatte, war ein Montgomery gewesen, und seit sie kräftig genug war, ein Netz zu halten, hatte sie Fische an die Montgomerys verkauft. Sie erinnerte sich noch an Alexanders Mutter, die sie neben Alex auf einen Stuhl gesetzt und sie beide mit Milch und Plätzchen gefuttert, hatte.
»Alex«, sagte sie leise, »wie soll das werden mit den Kindern? «
»Ich werde sie behalten«, sagte er mit fester Stimme. »Und wenn sie es noch so toll mit mir treiben, Mein Vater kümmert sich die meiste Zeit um Nate, und Marianna nimmt mir die Mädchen ab. Bleiben also noch die kleineren Jungen für mich übrig. Sam folgt mir überallhin wie eine genudelte Weihnachtsgans, und Philip... «
»Nein, ich meinte, was aus unseren Kindern wird. «
Er saß mit dem Rücken zu ihr. »Wir werden damit noch eine Weile warten müssen, Jess«, erwiderte er leise mit unendlich trauriger Stimme. »Ich kann... das noch nicht. Wir müssen Geduld haben. «
Da schlug ihm, während er ihr den Rücken zugedreht hielt, ihr Herz entgegen. Im Widerschein des Herdfeuers sah sie nur seine breiten Schultern und das energische Kinn, während seine freundlichen Worte in ihr nachhallten. Sie dachte daran, wie oft er ihr und ihrer Familie aus der Patsche geholfen und sich mit den Engländern angelegt hatte, um ihr zu helfen. Und daß sie ihm das nur mit schlechter Laune und Spott gedankt hatte.
Sie setzte sich auf und legte eine Hand auf seine Schultern, brachte ihren Mund dicht an sein Ohr und während er seine Hand auf die ihre legte, flüsterte sie: »Alex, vielen Dank für alles, was du für mich getan hast. Und daß du so viel Geduld aufbringst für die Kinder — und meine schlechten Launen ertragen hast. «
Sie beugte sich so weit über seine Schulter, daß sie ihm in die Augen sehen konnte. Sein Gesicht ist wirklich hübsch, dachte sie bei sich, und impulsiv lehnte sie sich noch weiter vor und gab ihm einen Kuß auf den Mund.
Doch er drehte rasch den Kopf zur Seite, und ihr Kuß landete auf seinem Mundwinkel.
Diese Reaktion weckte Mitleid in ihr. Zweifellos fühlte er sich nun an die Zeit vor seiner schweren Krankheit erinnert.
Sie tätschelte ihm die Hand. »Das ist schon in Ordnung, Alex. Es stört mich nicht. Ich versteht dich ja. Und werde dich heiraten. Wenn der Schwarze Rebell nicht bis zum Dienstag zwölf Uhr nachts bei mir erscheint, um seinen Anspruch geltend zu machen, werde ich dich am Mittwoch heiraten. «
Wenn man bedachte, wie dick Alex war, bewegte er sich mit erstaunlicher Schnelligkeit. Ehe Jess auch nur einmal blinzeln konnte, stand er schon vor ihr, die Hände in die Hüften gestemmt.
»Wenn er was nicht tut? « schrie er. »Ich soll am Tag vor meiner Hochzeit bis Mitternacht warten, ehe ich weiß, ob ich eine Braut habe oder nicht? Du gehst zu weit, Jessica! Du magst dir zwar einbilden, daß du die begehrenswerteste Frau der Welt bist, aber es gibt auch noch andere hübsche Frauen. «
Sie war ebenfalls aufgesprungen und stemmte die Hände in die Seiten. »Hübsche Frauen? Höchstens solche, die dich deines Geldes wegen nehmen würden. Weswegen wohl sonst noch? Deines Aussehens wegen? Oder weil du so ein prächtiger Liebhaber bist? Aber selbst mit deinem Geld wirst du keine andere bekommen. Und ich bin immer ehrlich zu dir gewesen. Ich habe dir stets gesagt, daß ich den Schwarzen Rebellen zum Mann haben möchte. Wenn er kommt, um mich zu holen, bin ich sein. «
»Und wenn er nicht kommt, bin ich deine zweite Wahl. Richtig? «
»Mir hat man doch gar keine Wahl gelassen, Alex«, erwiderte sie etwas versöhnlicher und ging auf
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