Liebe kennt keine Gefahren
Taille und drückte sie heftig. »Ich bin nicht mehr krank, aber ich war es. Jess, könntest du ein paar von den Leuten, die hier noch herumlungern, dazu veranlassen, das Gepäck der Gräfin ins Haus zu tragen? Du bleibst doch bei uns, nicht wahr? «
»Also, eigentlich nicht, weil ich nur auf der Durchreise nach… «
»Davon wollen wir nichts hören, nicht wahr, Jess? «
Jess gab ihm immer noch keine Antwort, weil sie beobachtete, wie die Gräfin ihren Körper an Alexanders Seite schmiegte. Sie schien es überhaupt nicht zu stören, daß er so dick war, daß er gebückt ging und seine gesunde Farbe auf den Wangen vermutlich nur Schminke war.
» Jessica«, sagte Alex in dem ihr vertrauten weinerlichenTon, »du mußt mir helfen. Ich spüre, daß ich die Kraft verläßt. Könntest du beim Tragen des Gepäcks helfen, während die Gräfin mich stützt? « Alex lehnte sich nun schwer gegen die Schulter Gräfin. Diese sagte keinen Ton mehr, bis sie beide in einem Zimmer im Haus der Montgomerys alleine waren. Dann drehte sie sich zu ihm um:
»Ich verlange, daß du mir erzählst, was hier vorgeht. « Sie streckte die Hand aus und riß ihm die Perücke vom Kopf. »Ich glaubte einen Moment, du hättest dir den Kopf kahlgeschoren. Alex, worauf hast du dich diesmal wieder eingelassen? «
Lächelnd und sich mit beiden Händen durchs Haar fahrend, ließ Alex sich in einen Sessel fallen. »Sophy, du ahnst ja nicht, wie gut mir diese Frage bekommt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie wunderbar es ist, von einer Frau den Vorwurf zu hören, daß ich nicht bin, was ich zu sein scheine. «
»Aber ich bin froh zu hören, daß du glücklich bist. « Die Gräfin stampfte ungeduldig mit ihrem kleinen Fuß auf. »Alex, du magst ja dein Vergnügen haben, aber das gilt nicht für mich. Ich soll nämlich in vierzehn Tagen in Boston sein, um dort meinen Mann und unsere Kinder zu begrüßen. Er wird sehr ärgerlich sein, falls ich nicht dort eintreffe. «
»Wie beim letzten Mal, als ich den Balkon hinunterkletterte? «
Sophy lächelte. »Im Regen und dazu noch splitternackt. Und als er wieder fort war, konnte ich dich nirgends mehr finden. Ich war außer mir vor Sorge. Ich dachte, die Hunde hätten dich geschnappt. Statt dessen… «
»… war es eine Zofe. Konnte ich etwas dafür, daß sie Mitleid mit mir hatte? Und dann mußte ich mich natürlich dankbar erweisen. Da ich keine Kleider an hatte, war mir meine Dankbarkeit, wie ich fürchte, nur zu deutlich anzumerken. «
»Du! « sagte sie, aber dann lachte sie laut. »Egal’ was ich meinem Mann erzählen werde — er wird mir nicht glauben, wenn er erfährt, daß ich hier bei dir gewohnt habe. «
»Bei mir und meiner Frau und in einem Haus voll der neugierigsten Menschen, die du auf Erden finden kannst. «
»Deine Frau ist eine Schönheit, vielleicht ein bißchen schwer von Begriff, aber was schadet das schon bei einer Frau? Es ist ihre Schönheit, die zählt. Ist es ihretwegen, daß du dich so kleidest? Und dieses garstige Ding da ist doch wohl nicht wirklich dein Bauch, wie? «
Alex streichelte liebevoll die Wölbung unter seinem Rock. »Es ist ein Baumwollpolster, ein Stück Bindfaden, eine Pistole, ein Messer und kaum etwas von mir selbst. « Er blickte zur Tür, als er draußen ein Geräusch hörte. »Jess kommt. « Er packte die Perücke, warf sie sich mit einer geübten Handbewegung übers Haar und ließ die Schultern hängen, bis er dastand wie eine große S-Kurve.
»Hier herein«, rief Jess, die Männer dirigierend, die mit den zahlreichen Koffern der Gräfin beladen waren. »Ich dachte mir schon, daß du sie im Zimmer deiner Mutter einquartieren würdest. « Jess blieb an der Tür stehen, nachdem die Koffer an den Wänden aufgestapelt worden waren.
»Jessica«, sagte Alex im Ton einer hochgradigen Erschöpfung, »könntest du uns eine Weile allein lassen? Wir sind alte Freunde und haben uns so viel zu erzählen. Vielleicht könntest du inzwischen die Wirtschaftsbücher aus dem vorvorvorletzten Jahr überprüfen. Oder Sophys Zofen fragen, ob sie mit ihren Quartieren zufrieden sind. «
Jess blickte zwischen den beiden hin und her, nickte kurz und ging wieder aus dem Zimmer.
Sophy wandte sich Alex zu: »Da sollte doch der Donner… Wenn mein Mann auch nur einmal so mit mir zu reden wagte, würde ich ihm die Ohren abschneiden und sein Dingsda… «
Alex beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuß. »Ja, das würdest du, und Jess ebenfalls, wenn sie glaubte,
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