Liebe kennt keine Gefahren
Hafen zurück. Bis dahin werde ich Genaueres wissen. Geh jetzt! Bring mir heute abend ein paar frische Fische ins Haus. «
Jessica verließ sein Zimmer und beschloß, seine Anweisungen zu befolgen. Doch das war gar nicht so einfach. Den ganzen Tag über hatte sie Mühe, mit ihren Gedanken bei der Arbeit zu sein. Sie holte so oft die Netze ein, daß ihr fast die Arme abbrachen. Sie regte sich nicht einmal auf, wenn sie leer heraufkamen. Bei Sonnenuntergang war sie nur zu bereit, in den Hafen zurückzukehren.
Dort wurde sie von Marianna Pitman erwartet.
Jessica warf einem Hafenarbeiter die Trosse zu, während Marianna an Bord kam. »Ich muß mit Ihnen reden. «
Sobald das Schiff an der Kaimauer vertäut war, folgte Jess Marianna unter Deck.
»Wie können Sie es hier nur aushalten, Jessica? Das Schiff müßte dringend gereinigt werden. «
»Ich hatte leider keinen reichen Vater, der für meinen Lebensunterhalt aufkam«, gab Jess steif zur Antwort. »Was wollen Sie von mir? «
»Ich wußte nicht, an wen ich mich wenden sollte«, sagte Marianna und blickte mit großen Augen zu Jessica auf, während sie auf einen der beiden Stühle Platz nahm, begriff Jess, daß Marianna heute ihren säuselnden Tag hatte. »Sie sind die einzige, mit der der Schwarze Rebell hin und wieder ein Wort zu wechseln scheint — abgesehen von Abigail natürlich — und deshalb kam ich zu Ihnen. «
»Ja? « ermunterte Jess sie, sich ihr anzuvertrauen.
»Durch einen Zufall habe ich heute nachmittag eine Entdeckung gemacht. Mein Mann hat keine Ahnung, daß ich es weiß. Dieses Schießpulver ist eine Falle. «
»Eine Falle? «
»Ja, so eine Falle, wie man sie bei der Jagd auf wilde Tiere benutzt. Ist Ihnen denn nicht gleich aufgefallen, daß jeder in der Stadt von der Ankunft dieses Schießpulvers weiß? «
»Nein. Ich bin schon seit Tagen nicht mehr in der Stadt gewesen. «
»Nun, jeder hier weiß Bescheid, und das nur, weil mein… « sie schluckte… »mein Gatte wünschte, daß es jeder weiß. Er beabsichtigt, das Schießpulver in einem Lagerschuppen unterzubringen, zwei Posten davor zu stellen und dann wegzugehen. Doch in Wahrheit befindet sich nicht nur dieses Schießpulver in dem Schuppen, sondern es ist auch in Kisten in den Büschen verteilt, die den Schuppen umgeben. Zudem liegen überall Soldaten auf der Lauer, und sobald sie den Schwarzen Rebellen zu Gesicht bekommen, sollen sie dieses Pulver zünden. «
Jessica ließ sich auf dem zweiten Stuhl nieder. »Und der Schwarze Rebell wird sich mitten in diesen explodierenden Pulverladungen befinden. «
»Ja«, sagte Marianna. »Ich fürchte, so haben sie sich das gedacht. «
»Wieviel Zeit haben wir noch? «
»Das hängt davon ab, wann der Schwarze Rebell angreifen will. Aber das Schießpulver wird in diesen Minuten abgeladen. «
»In diesen Minuten«, wiederholte Jess. Das bedeutete also, daß der Schwarze Rebell irgendwann zwischen jetzt und morgen früh in tausend Stücke gerissen werden konnte.
»Marianna, hatte Ihre Mutter ein schwarzes Cape besessen? Ein Cape mit einer Kapuze daran? «
»Ja. «
»Darf ich es mir ausleihen? «
»Natürlich. Wie wollen Sie diese Nachricht nun an den Schwarzen Rebellen weiterleiten? «
»Ich glaube nicht, daß mir das möglich sein wird. Ich kann nur versuchen, ihn heute abend vor dem Schuppen abzupassen und ihn zu warnen. «
Marianna blickte Jess mit einer hochgezogenen Braue an. »Seien Sie nicht so töricht wie ich. Ich bin auf die süßen Reden eines Mannes hereingefallen, der es nur auf das Geld meines Vaters abgesehen hatte. «
»Ich bin überzeugt, der Schwarze Rebell hat es im Grunde nur auf mein Fischerboot abgesehen. Und nun lassen Sie uns gehen und diesen Umhang besorg gen. Ich werde mir unterwegs einen Plan ausdenken. «
Jess lag auf der kalten, feuchten Erde und wartete. Sie hatte schon etliche Stunden so zugebracht, gelauert und gewartet. Inzwischen hatte sie eine ziemlich genaue Vorstellung, wo sich jeder einzelne Soldat in den Büschen versteckt hielt. Sie wollten ihre Sprengladung gleichzeitig zünden, sobald das vereinbarte Signal gegeben wurde.
Doch von dem Schwarzen Rebellen fehlte jede Spur. Je dunkler es am Nachthimmel wurde, um so aufmerksamer beobachtete Jess ihre Umgebung. Es mußte nun bald etwas geschehen. Ihre Muskeln schmerzten vom ständigen Liegen an ein und derselben Stelle, und die Augen brannten ihr weil sie so gebannt auf den Schuppen starrte, der sich in der Mitte eines unsichtbaren Kreises von
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