Liebe kennt keine Gefahren
Minuten später gekommen, hätte man sie verhaftet. «
»Das ist eine Lüge« schrie Abigail. »Ich kenne diesen Mann überhaupt nicht. Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt, nämlich daß ich die ganze Geschichte erfunden und mir die Haare über dem Küchenherd abgesengt habe. Mit diesem Mann bin ich niemals… «
»Gerichtsdiener, ich werde diese Frau aus dem Saal weisen lassen, wenn Sie sie nicht endlich zum Schweigen bringen! Nun, Mr. Ledbetter, wie war das mit den Haaren? «
»Wir rollten über den Boden und kamen dabei dem Lagerfeuer zu nahe«, sagte er mit sichtlichem Stolz.
Einen Moment lang waren Richter und Zuhörer so geschockt, daß sie zu keiner Reaktion fähig waren. Doch dann gab es einen von Gelächter begleiteten Aufschrei der Entrüstung.
Der Gerichtsdiener stellte die Ordnung wieder her, während die Herren auf der Richterbank miteinander tuschelten.
»Wir sind zu einer Entscheidung gekommen«, verkündete dann der Vorsitzende. »Die Angeklagte Abigail Wentworth und der Zeuge Ethan Ledbetter werden aus dem Gerichtsaal entfernt und —« die Zuhörer warteten gespannt — »noch vor Sonnenuntergang miteinander getraut. «
Abigail fiel in Ohnmacht, während Ethan diesem Zustand sehr nahe zu sein schien.
»Ich habe gelogen! « rief Ethan. »Ich wollte doch nur dem Schwarzen Rebellen helfen! Ich habe gelogen! «
Die Richter, angewidert von dem Fall, wiesen die beiden, heftig winkend, aus dem Saal.
Alex nahm Jessica beim Ellbogen und brachte sie ins Freie. Doch sie riß sich von ihm los und wartete am Ausgang, bis die beiden Verurteilten erschienen. Abigail schluchzte mit ihrer Mutter im Duett, doch Ethan preßte die Zähne zusammen und hielt den Kopf hoch erhoben. Obwohl ihn die Leute angafften, gab er ihre Blicke stolz zurück, und als er an Alex vorbeikam, blieb er kurz stehen, sah ihn voller Haß an und spuckte ihm dann ins Gesicht.
Alex zog ungerührt ein Taschentuch aus der Jacke und wischte sich den Speichel ab, während Ethan von den Bütteln einen Stoß in den Rücken bekam.
»Sollen wir jetzt gehen, Jess? « fragte Alex.
Jessica ging mit ihm, gestattete ihm aber nicht, ihren Arm zu nehmen. Auch sprach sie kein Wort, bis sie weit genug von der Menge entfernt waren.
»Was für eine Niederträchtigkeit«, rief sie dann mit wutbebender Stimme. »Wie konnte man den beiden so etwas nur antun! Du hast doch genau gewußt, daß die Richter sie zwingen würden, zu heiraten, nicht wahr? «
»Ich hatte so einen vagen Verdacht«, räumte er ein.
»Wie hast du Ethan dazu bewegen können, vor allen Leuten zu bezeugen, er sei mit Abigail zusammengewesen? «
»Ich verstehe deinen Zorn nicht. Ich habe nur an seinen Patriotismus appelliert. Ich sagte ihm, er helfe mit seiner Aussage dem Land und ganz besonders unserer Stadt. «
»Und er hat dir geglaubt!? « Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. »Nur weil du den Namen Montgomery trägst, glauben die Leute, sie könnten dir vertrauen. Oh, du hast eine wahrhaft scheußliche Tat begangen, Alexander Montgomery. Du hast deinen Namen verraten. « Sie machte auf den Absätzen kehrt und wollte davoneilen.
»Nun warten Sie doch eine Sekunde, junge Lady! « sagte er, packte sie bei den Armen und zog sie von der Straße weg ein paar Schritte in den Wald hinein. »Ich habe dich vorher von meinem Plan unterrichtet, und da warst du damit einverstanden. Warum also jetzt dieser Zorn? Weil ich Ethan Ledbetter für die Rolle des Sündenbocks ausgesucht habe? Oder weil mir dein hübscher junger Mann so leicht ins Garn gegangen ist? «
»Er ist nicht mein hübscher junge Mann, und laß mich jetzt endlich los! «
Doch Alex hielt ihre Oberarme fest wie in einem Schraubstock. »Warum richtet sich dein Zorn gegen mich ? Ich habe Abigail die Freiheit wiedergeschenkt — nicht, daß sie diese verdient hätte mit all ihren Lügen —, und Ethan, ein armer Hufschmied, heiratet in eine der reichsten Familien von Warbrooke ein. Ich kann an meiner Tat nichts Verwerfliches finden. «
»Nur daß Ethan nun für den Rest seines Lebens an so ein hirnloses Geschöpf wie Abigail gekettet ist. «
Er gab ihre Arme frei. »Erst vor ein paar Tagen hast du mir Abigail als Braut empfohlen; doch plötzlich ist sie nicht gut genug für deinen kostbaren Ethan. «
»Begreifst du denn nicht? « sagte sie leise. »Ethan könnte der Schwarze Rebell sein. «
»Ich verstehe«, entgegnete er mit kalter, schroffer Stimme. »Du wolltest den Schwarzen Rebellen eigentlich für dich behalten,
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