Liebe klopft nicht an
fehlten. Jessica hatte eine eher knabenhafte Figur und ließ keine Gelegenheit aus, sich lautstark darüber zu beschweren.
Jetzt standen die beiden Freundinnen wie bestellt und nicht abgeholt auf dem Gehweg vor Jessicas Wohnung und warteten darauf, dass dieser Taylor auftauchte. Neben den beiden Frauen standen zwei Hartschalenkoffer und diverse kleinere Taschen.
Amys Blick fiel auf das viele Gepäck.
»Es ist wohl doch etwas Wahres daran«, murmelte sie lächelnd. Ihre Freundin sah sie verwirrt an.
»Was meinst du?«
Sie deutete auf die Koffer und Taschen am Boden.
»Daran, dass Frauen immer so viel einpacken, als würden sie zu einer dreimonatigen Weltreise aufbrechen, auch wenn sie nur für ein paar Tage wegfahren.«
»Besser zu viel, als zu wenig.«
Bevor Amy etwas erwidern konnte, begann Jessica hektisch mit beiden Armen zu winken. Kurz darauf fuhr ein schwarzer BMW an den Straßenrand und hielt direkt neben ihnen an.
Die Fahrertür öffnete sich und Jessica verfiel in ein freudiges Kreischen, als ihr Cousin aus dem Wagen stieg. Während sie ihm stürmisch um den Hals fiel, starrte Amy Taylor mit offenem Mund an.
Taylor Morgan war ungefähr genauso groß wie Dylan und auch er war dunkelhaarig. Doch im Gegensatz zu Amys Exfreund bestand seine Frisur nicht ausschließlich aus Gel. Taylors leicht gelockte Haare waren weder lang, noch kurz. Sie fielen ihm bis über die Ohren und wirkten leicht zerzaust, was aber unverschämt gut aussah.
Als er sich aus Jessicas Umklammerung löste, fiel sein Blick auf Amy und seine haselnussbraunen Augen musterten sie interessiert.
»Und wer ist das?«, erkundigte er sich bei seiner Cousine, ohne den Blick von Amy abzuwenden.
»Darf ich vorstellen, meine beste Freundin Amy Garner. Sie wird mich begleiten«, erklärte Jessica.
Taylor trat lächelnd einen Schritt auf Amy zu und reichte ihr die Hand, die sie nach kurzem Zögern ergriff. Als sie sich berührten, begann etwas in Amys Magen zu flattern.
»Es freut mich, dich kennenzulernen«, begrüßte Taylor sie mit einer tiefen, melodischen Stimme.
»Mich auch«, krächzte Amy verlegen. Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss.
Schon war Jessica wieder an seiner Seite und hakte sich bei Taylor unter.
»Amy hat gerade mit ihrem Freund Schluss gemacht, weil er ein absoluter Loser ist, der es nie zu etwas bringen wird. Und da es auf der Hochzeit von reichen Typen nur so wimmelt, machen wir uns dort auf die Suche«, flötete Jessica ihrem Cousin entgegen.
Bei Jessicas Worten zuckte Amy zusammen. Am liebsten hätte sie ihre Freundin an den Schultern gepackt und geschüttelt. Was musste Taylor denn jetzt von ihr denken?
Als sie ihm ein entschuldigendes Lächeln zuwarf, sah sie, dass seine Züge sich verhärtet hatten und er sie mit kalten Augen musterte.
»Viel Glück bei der Männerjagd«, sagte er kühl und drehte sich wieder zu seiner Cousine, ohne Amy eines weiteren Blickes zu würdigen.
»Idiot«, murmelte Amy verstimmt und beschloss spontan, dass sie diesen Taylor nicht leiden konnte.
»Dann lasst uns euer Gepäck einladen und aufbrechen.«
Ka pitel 4
Während Jessica und Taylor sich angeregt unterhielten, versuchte Amy ihre Beine in eine bequemere Position zu hieven, was leichter gesagt, als getan war.
Die Rückbank des BMW war unter normalen Umständen sicherlich sehr komfortabel und bat genügend Beinfreiheit, doch da der Kofferraum schon zur Hälfte mit Taylors Reisetaschen und diversen Hochzeitspaketen gefüllt war, musste Amy den Platz mit dem restlichen Gepäck teilen.
Sie waren jetzt fast zwei Stunden unterwegs und sie hatte mittlerweile alle möglichen Positionen durchgetestet, doch keine war wirklich bequem. Amy sehnte sich danach, die Beine zu strecken und ein paar Schritte zu gehen, wagte es aber nicht, Taylor um eine Pause zu bitten.
Während der ganzen Fahrt hatte er sie erfolgreich ignoriert und sich ausschließlich mit Jessica unterhalten. Sollte er doch von ihr denken, was er wollte, ihr war es egal.
Und doch fragte sie sich, warum er plötzlich so abweisend war. Lag es wirklich nur an Jessicas Bemerkung?
Amy sah aus dem Fenster und versuchte das Gespräch auszublenden, das die beiden gerade führten.
Sie fühlte sich ausgeschlossen, wie das fünfte Rad am Wagen und wäre am liebsten auf der Stelle umgekehrt, wenn dies möglich gewesen wäre. Sie hätte Jessica den Hals umdrehen können. Nicht nur, weil sie diese unangebrachte Bemerkung gemacht hatte, sondern
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