Liebe klopft nicht an
mitbekommen habe, sollen über 200 Gäste kommen.« Sie zwinkerte Amy verschwörerisch zu, bevor sie weitersprach. »Und das Beste daran ist, dass es dort von wohlhabenden Junggesellen nur so wimmelt.«
Amy winkte lächelnd ab. Das Letzte, was sie jetzt brauchte, war eine neue Beziehung. Zumal sie die mit Dylan noch nicht einmal beendet hatte.
Bei dem Gedanken, dass wahrscheinlich nur Gäste geladen waren, die den oberen Zehntausend angehörten, fühlte sich Amy unbehaglich. Was um alles in der Welt sollte sie denn zu einem solchen Anlass anziehen? Sie hatte kaum elegante Kleider, bis auf einen schwarzen Hosenanzug, der immer dann herhalten musste, wenn es etwas seriöser zuging.
Sie beäugte so unauffällig wie möglich die Kleidung ihrer Freundin. Jessica kam aus gutem Haus und war stets tadellos gekleidet. Heute trug sie ein beigefarbenes Spitzenoberteil und eine farblich passende Hose.
Amys Blick wanderte zu Jessicas Schuhen, die auch Beige waren. Stirnrunzelnd sah sie ihre Freundin an.
»Was ist los?«, wollte Jessica wissen.
»Du trägst heute ausschließlich beige Klamotten«, erklärte Amy nachdenklich.
»Die Farbe nennte sich Creme, nicht Beige und ist gerade sehr angesagt«, erwiderte Jessica vorwurfsvoll.
»Du siehst aus, wie ein orthopädischer Stützstrumpf«, rutschte es Amy heraus. Jessy schnaubte empört und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch gleich wieder und schüttelte seufzend den Kopf.
»Modebanause«, murmelte sie kaum hörbar.
Amy grinste und seufzte leise. Auch wenn Jessicas Farbwahl nicht ganz ihrem eigenen Geschmack entsprach, so handelte es sich bei den Klamotten ihrer Freundin doch um sündhaft teure Designerware.
Da konnte Amy nicht mithalten, oder besser gesagt, ihr Geldbeutel konnte es nicht.
Sie konnte sich kaum noch erinnern, wann sie sich das letzte Mal etwas Schickes geleistet hatte. Im letzten Jahr hatte sie ausschließlich in Secondhandläden eingekauft, oder einige Kleidungsstücke bei eBay ersteigert.
»Ich soll dich begleiten? Aber ich habe nichts Passendes zum Anziehen, bis auf meinen schwarzen Hosenanzug«, gab sie zu bedenken.
»Der Anzug ist völlig okay. Ich leihe dir ein paar auffallende Schmuckstücke und schon siehst du aus, wie eine reiche Lady«, versicherte ihr Jessica kichernd.
Amy biss sich auf die Unterlippe und dachte angestrengt nach. Sie kam zu der Erkenntnis, dass sie sich viel zu viele Sorgen machte. Es war wirklich an der Zeit, dass sie wieder etwas lockerer wurde und etwas Ablenkung wäre jetzt genau das Richtige.
»Und du bist dir sicher, dass es in Ordnung ist, wenn ich mitkomme?«
Ihre Freundin nickte eifrig und grinste noch immer über das ganze Gesicht.
»Du hast doch sowieso Urlaub und auf meiner Einladung steht, dass ich eine Begleitperson mitbringen kann. Da ich momentan keinen Freund habe, nehme ich einfach dich mit. Die Hochzeit selbst ist erst am kommenden Samstag, aber vorher gibt es noch einen Empfang, den Junggesellinnenabschied und ein Picknick. Außerdem könnten wir ein paar Ausflüge unternehmen und die Gegend unsicher machen. Die Landschaft bei Crugmeer ist wunderschön und etwas Abstand würde dir sicherlich guttun. Obendrein wärst du dann nicht in Dylans Nähe, nachdem du ihn in den Wind geschossen hast und er hätte keine Möglichkeit, dich wieder umzustimmen«
Amy nickte kaum merklich. Der Gedanke, eine Woche wegzufahren und abzuschalten war wirklich verlockend, auch wenn sie sich einen solchen Ausflug eigentlich nicht leisten konnte.
In den letzten Wochen hatte sie immer einen Teil ihres Trinkgeldes beiseitegelegt, dort, wo Dylan es nicht finden konnte. Viel hatte sie noch nicht zusammengespart, doch wenn sie nicht zu sehr über die Stränge schlagen würde, käme sie mit den knapp 200 Pfund über die Runden.
Da sie ja jetzt mit Dylan Schluss machte, sollte sie auch wieder mit ihrem Lohn zurechtkommen und könnte das Ersparte verwenden, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
»Was sagst du?« Jessica klang aufgeregt und sah Amy erwartungsvoll an.
»Wenn es wirklich in Ordnung ist, dass ich mitkomme, dann gerne«, antwortete sie lächelnd. Ihre Freundin klatschte erfreut in die Hände.
»Na prima«, flötete sie entzückt.
»Und du bist sicher, dass niemand etwas dagegen hat, wenn ich dich begleite?«, versicherte sich Amy noch einmal.
»Ich habe dir doch gesagt, dass ich eine weitere Person mitbringen kann. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, kurzfristig abzusagen, weil ich
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