Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)
gewinnen. Fünf Jahre lang wusste ich jeden Tag, was ich für ein Ziel hatte, und ich habe es erreicht. Ich wusste, um das zu schaffen, musste ich vorher viele Qualifikationsrunden überstehen. Ich brauchte Sponsoren. Ich musste mit den besten Lehrern und Choreographen trainieren. Ich wusste, wo ich hinwollte. Das weiß nicht jeder. Manche von uns arbeiten in Berufen, die sie hassen, weil sie viel zu viel Angst haben, ihren wahren Leidenschaften zu folgen. Wir machen das Beste aus unserem Leben, aber was, wenn wir den Mut aufbringen würden, das zu verfolgen, was uns am glücklichsten macht, wovon wir schon als Kind geträumt haben? Das ist das, was Ihnen dieses Buch vermitteln möchte. Schreiben Sie keinen Fünfjahresplan, wenn Sie nur in Ihrer Firma weiterkommen wollen, obwohl Sie in Wirklichkeit von einem eigenen Teeladen an der Küste von Northumberland träumen. Das Leben ist kurz, darum folgen Sie Ihrem Herzen. Wenn Sie Ihrem Herzen folgen, sind Sie immer auf dem richtigen Weg.
Lassen Sie mich meine Tochter Gracie als Beispiel anführen. Gracie ist jetzt fünfzehn. Seit ihrem dritten Lebensjahr weiß sie, was sie werden möchte: Sängerin. Und sie ist mit einer Stimme gesegnet, die alle fasziniert. Sie singt von dem Moment an, wenn sie aufsteht, bis zu dem Moment, wenn sie schlafen geht. Einmal habe ich sie sogar im Schlaf singen hören. Sie gewinnt Talentwettbewerbe im ganzen Land, und ich habe keine Zweifel, dass sie ihren Traum verwirklichen wird. Woher ich das weiß? Weil Gracie keine Angst hat. Nicht das kleinste bisschen. Nie. Als sie acht war, begann sie, bei Gesangswettbewerben aufzutreten. Sie war immer kleiner als die anderen Kinder, und wenn sie auf der Bühne stand, sah sie so winzig aus, dass ich am liebsten zu ihr hochgelaufen wäre, um ihre Hand zu halten. Das hätte ich auch getan, aber sie brauchte mich nicht, weil sie keine Angst hatte. Ich bete, dass sie diese Furchtlosigkeit nie verliert. Ich bete, dass sie ihr Talent pflegt und etwas daraus macht. Und genau das hoffe ich auch für Sie. Ich fordere Sie auf, entdecken Sie Ihre Passion, Ihre Begabung, und haben Sie keine Angst.
Anton hebt den Kopf.
»Ich hatte Angst zu singen. Ich habe Angst vor Musik, seit er gestorben ist, und das ist das Letzte, was mein Dad gewollt hätte.«
»Aber bist du dir sicher, dass du das schaffst?«
»Ich werde wahrscheinlich nicht die emotional stabilste Teilnehmerin sein, aber ich verspreche, dass ich nicht losschreien oder davonlaufen werde.«
»Was sollen wir singen?«
» Mr. Bojangles ?«
»Ich denke, das kann ich inzwischen, nachdem ich mir das Video auf YouTube so oft angesehen habe.«
»Siehst du, am Ende fügt sich alles.«
»Möchtest du jetzt proben?«
Nein, ich möchte mich einfach an dich schmiegen.
»Ich glaube, wir sind beide erledigt. Morgen.«
»Ich hole dich um halb drei ab.«
»Okay.«
Wir gehen zur Tür.
»Oh«, sagt Anton, als ihm plötzlich etwas einfällt. »Zieh nichts Violettes an.«
»Was?«
»Zieh nichts Violettes an.«
Ich wirble herum und starre ihn an.
»Hast du eben gesagt, ich soll nichts Violettes anziehen?«
»Ja.«
»Warum nicht?«, frage ich sehr leise.
»Das kommt von den Machern der Show. Ich glaube, die Bühnenkulisse ist violett. Deshalb wird empfohlen, möglichst nichts in dieser Farbe zu tragen.«
77
»Gracie Flowers«, flüstert Wendy. »Was zum Teufel war denn los? Schleimi ist hier. Er hat eine Saulaune. Er meinte, du hättest den Job deines Lebens abgelehnt. Warum hast du mich nicht angerufen?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
»Ich habe heute meinen letzten Tag. Ich dachte, wir kleben alles auf Posh Boys Schreibtisch fest und gehen einen trinken. Aber das ist scheiße. Außer mir ist nämlich nur Schleimi da.«
»Wendy, ich brauche deine Hilfe. Du musst mich stylen.«
»Oh. Brauchst du ein Kostüm? Soll ich dir mein Bienenkostüm leihen?«
»Nein.« Ich lache. »Obwohl das ziemlich lustig wäre.«
»Was hast du vor?«
»Ich trete heute mit Anton bei ESDS auf.«
» Was ?«
»Ich trete heute mit Anton bei ESDS auf.«
»Heute?«
»Ja.«
»Ich glaub’s nicht!«
»Ich weiß.«
»Du nimmst mich auf den Arm.«
»Tu ich nicht.«
»Es kann nicht sein, dass du jahrelang nicht einen Ton singst, und auf einmal am größten Gesangswettbewerb im Land teilnehmen willst.«
»Doch.«
»Wie geil ist das denn?«
»Ich brauche deine Hilfe.«
»Du brauchst meine Hilfe nicht. Du brauchst dir nur eins der alten Tanzkleider deiner Mutter
Weitere Kostenlose Bücher