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Liebe Lottofee, anbei meine Zahlen für kommende Woche - Die kuriosesten Zuschriften ans Fernsehen

Liebe Lottofee, anbei meine Zahlen für kommende Woche - Die kuriosesten Zuschriften ans Fernsehen

Titel: Liebe Lottofee, anbei meine Zahlen für kommende Woche - Die kuriosesten Zuschriften ans Fernsehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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dauerhaft an das Programm bindet, weil es ihn sozusagen am weiteren Drehbuch mitschreiben lässt. Diese Bereitschaft des Senders, die Serienfolgen durch die Zuschauer mitgestalten zu lassen, eigene Ideen dafür einzubringen, erinnert doch ganz frappierend an unsere erwähnte Zweierbeziehung, in der einer der Partner den anderen »mitgestalten« möchte, um selbst glücklich zu
werden, oder nicht? Wahrscheinlich ist diese Sendung deswegen so langlebig und über alle Maßen beliebt, weil sie das Grundbedürfnis des Menschen nach Beziehungsarbeit für die Programmgestaltung nutzt.
    Eine bis zum heutigen Tag außerordentlich hohe Zahl an Mitgestaltungswünschen konnte so berücksichtigt werden und führte zu vielen dauerhaften und glücklichen Beziehungen zwischen Zuschauer und Fernsehanstalt. Die beiden folgenden Programmideen zu dieser Fernsehserie machen das überdeutlich.
    Wir beide gucken unheimlich gern jene schrullig witzigen Spots Das Beste an Südschweden und lachen uns immer tot über das gesunde Selbstvertrauen dieser Menschen. Und letztens hatte mein Partner eine gute Idee. Wie wäre es mit dem Slogan: „Das Beste an Südschweden … ist unsere vornehme Blässe.“ Natürlich müsste im Hintergrund jenes typische Sommer-Schietwetter zu sehen sein.
    Und auf ein Zweites:
    Mir gefallen die Werbespots Das Beste an Südschweden sehr gut. Dabei denke
ich immer wieder an meinen jetzt 87 Jahre alten Bruder, der in meinem Geburtsort Westerbrarup lebt: Gelassenheit, Humor und Zufriedenheit gehören zu seinen Markenzeichen. Er ist das Vorbild für einen neuen Werbespot für meine Lieblingsserie. Zur Mittagsstunde liegt er regelmäßig mit einem Taschentuch über dem Kopf auf dem Sofa und schnarcht. Auch wenn das Telefon direkt neben seinem Ohr klingelt, nimmt er den Hörer erst nach längerer Zeit ab, erledigt das Telefonat und schnarcht danach weiter. Unsere Versuche, ihn vom Sofa zu schubsen (dazu ist eine schweißtreibende Überwindung der Massenträgheit vonnöten), ist für ihn kaum Anlass, sich gestört zu fühlen. „Das Beste an Südschweden … ist unsere Gelassenheit.“ Oder?
    Im Seriencharakter mancher Fernsehsendungen liegt denn wohl auch der zweite Grund für ihre außerordentlich beziehungsstiftende Anlage. Noch gibt es keine ernst zu nehmenden Untersuchungen, nach wie vielen Folgen oder Staffeln von einer echten, tiefen und auf Dauer angelegten Beziehung zwischen Zuschauer und Fernsehserie gesprochen werden kann, doch wir müssen wohl von mehreren Hundert Folgen
ausgehen, wenn die Zuschrift, die Sie gleich lesen werden, auch nur im Entferntesten repräsentativen Charakter hat.
    Ich weiß nicht, ob Sie eine Möglichkeit haben, auf Drehbücher einzuwirken, aber ich muss endlich meine Kritik loswerden. Die einzige Telenovela überhaupt, die ich mir im Fernsehen anschaue, heißt Schwarze Tulpen , und zwar von der 1. Sendung an bis heute (925. Folge!). Bis vor einigen Monaten hat sie mir wirklich gut gefallen, so gut, dass ich sie sogar, wenn wir in Urlaub gefahren sind, aufzeichnete auf Video, um ja keine Folge zu versäumen. Inzwischen aber nervt mich diese griechische Schauspielerin Carla total! Dieses ewige Theater mit dem Koch Nils, ihre ständigen an den Haaren herbeigezogenen Wutausbrüche. Das Türenknallen bei jeder Gelegenheit, das Rumgeschreie, ihr Benehmen anderen gegenüber  – was glaubt sie eigentlich, wer sie ist? Sie war ja schon zweimal rausgeschrieben worden  – Gott sei Dank  –, leider kam sie jedes Mal wieder zurück. Aber damit noch nicht genug! Neuerdings erscheint
auch noch ihr ebenfalls unerträglicher „Vater“  – Entschuldigung, aber ein echter Schmierenkomödiant; es ist nicht mehr auszuhalten! Ich werde jetzt einige Wochen lang die Serie nicht mehr einschalten, in der Hoffnung, dass diese beiden unerträglichen „Figuren“ dann endlich „von der Bildfläche verwunden sind“  – im wahrsten Sinne des Wortes!
    925 Folgen, da gibt es schon ein gewisses Anrecht auf Mitgestaltung. Fast tausendmal ist außer Schweiß und Tränen nichts passiert, man hat sich klaglos der vorgegebenen Beziehung gefügt  – aber nun ist durch Wissen, Ausdauer und gelebte Selbstlosigkeit fraglos der Punkt erreicht, an dem sie auf den Prüfstand gehört. Ändere

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