Liebe Mathematik, löse deine Probleme bitte selber - verblüffend einfache Lösungen für Mathematik im Alltag
eingetragen haben. Das Selbstbewusstsein, das Mr. Barton Ihnen genommen hat, wird wiederkommen. Sie werden die Welt der Mathematik mit festem Blick betrachten, voller Vertrauen in Ihre Fähigkeit, sie zu verstehen und die Aufgaben, die sie Ihnen an den Kopf werfen wird, zu lösen.
Und Mr. Barton wird Sie nicht mehr in Ihren Albträumen endlos durch das Klassenzimmer hetzen und mit Fragen zur Multiplikationstabelle und Stücken weiß glühender Kreide bombardieren.
ERSTER TEIL
Zahlen im Kopf, Ziffern auf dem Papier
1 Kleine Schritte
Morgendlicher Schulbeginn. Schlaftrunkene Kinder wanken durch die Korridore und in die Klassenzimmer. Nur Bernadette sitzt schon mit weit geöffneten Augen und durchgedrücktem Rücken an ihrem Pult und harrt ihrer täglichen Dosis Bildung. Auch Charlie ist hellwach. Er hat es bereits geschafft, sich seinen Fußball konfiszieren zu lassen – sein Schuss hatte ausgerechnet das Auto der Rektorin getroffen. Jetzt konzentriert er sich darauf, seinen eigenen strikten Gesetzen der Bewegung folgend, durch das Schulgebäude zu navigieren.
Eines seiner Prinzipien besagt, immer den kürzesten Weg zu nehmen – weswegen er paradoxerweise häufig zu spät zum Unterricht kommt. Denn oft muss er anhalten und warten, bis ein bestimmtes Hindernis verschwindet. Durch eine Traube kleinerer Kinder zwängt er sich noch hindurch, doch die Erfahrung hat ihn gelehrt, dass die gleiche Taktik sich bei älteren Schülern oder Lehrern nicht empfiehlt. Schon mehrfach hat er versucht, dieses Problem zu erläutern, wenn man ihm »chronisches Zuspätkommen« vorwarf, doch erstaunlicherweise fand noch kein Lehrer Verständnis für Charlies Philosophie.
Er erreicht das Klassenzimmer gerade noch rechtzeitig und huscht auf seinen Platz in der hintersten Ecke. Seinen Ranzen
stellt er auf den Boden unter dem Tisch. Mr. Barton schreibt das Datum und das Thema der Stunde in seiner krakeligen Handschrift an die Tafel. Bernadette hat ihre Füller und Buntstifte vor sich auf dem Tisch sortiert, in einem hübschen Muster um ihren Radiergummi mit Erdbeergeruch. Charlie hat seine Hausaufgaben vergessen.
1.
Der Postbote kommt jeden dritten Tag, der Milchmann kommt jeden vierten Tag und der Polizist kommt jeden fünften Tag. Eines Tages kommen alle drei vorbei. Wie lang dauert es, bis das wieder passiert?
Ich weiß, Sie trauen sich beim Rechnen nicht besonders viel zu. Als Erstes möchte ich daher Ihre Leistungen in einen Kontext stellen. Vergessen Sie den Leistungsdruck bei Matheaufgaben. Vergessen Sie den mitleidigen Blick Ihres Lehrers, wenn Sie verkünden, dass Sie fünf von zehn Aufgaben gelöst haben. Korrektes Addieren, egal, ob im Kopf oder auf dem Blatt, ist an sich bereits ein kleines Wunder. Wenn Sie das beherrschen, bedeutet das schon einiges.
Betrachten wir mal, wie viel. Bei Ihrer Geburt wussten Sie gar nichts. (Das soll jetzt keine Beleidigung sein.) Babys wissen eben naturgemäß nicht viel, außer dass es herrlich ist, an die frische Luft gelangt zu sein. Später interagieren sie mit der Welt und finden ein paar Dinge heraus. Zum Beispiel, dass es einen Unterschied gibt zwischen einer Tante, zwei Tanten, drei Tanten und vier Tanten – auch wenn die nach Kräften versucht haben, das Baby mit albernen Grimassen und Begrapschen abzulenken. Doch wenn die Anzahl der Tanten noch weiter steigt, wird es den meisten Babys zu viel. Sie kennen keinen Unterschied mehr, ob jetzt zehn oder 15 um sie herum stehen.
Für alle größeren Ansammlungen braucht der Mensch Mathematik. Gelegentlich wachsen Kinder ohne jeden Kontakt zu anderen Menschen auf, sogenannte Wolfskinder. Wenn man sie nicht in früher Jugend entdeckt, lernen sie den Umgang mit Zahlen nie mehr vernünftig. Haben die Wolfskinder schon die Pubertät erreicht, schaffen sie es später kaum mehr, ihren sehr vagen Sinn für Zahlen zu verbessern: Sie kennen nur den Unterschied zwischen einem Objekt und zwei, drei und vier Objekten.
Genauso weit schaffen es die klügsten Tiere auch. Bestimmte Vogelarten, etwa Krähen und Elstern, gehören zu den besten Mathematikern in freier Natur. Sollten Sie zu den Spitzbuben gehören, die Vogeleier aus Nestern stehlen (was mittlerweile verboten ist), sie mit sauberen Etiketten versehen und in Vitrinen ausstellen, dann bedienen Sie sich bitte nur aus Nestern mit mehr als fünf Eiern, sonst merkt die Elstermutter bei der Rückkehr, dass eines ihrer zukünftigen Kinder verschwunden ist.
2.
Acht Gefangene sitzen ihre
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