Liebe meines Lebens
überanstrengen. Mir ist sowieso egal, was die Leute denken.”
Sie geriet regelrecht in Panik. “Ich werde es jetzt bestimmt besser machen”, flehte sie. Wie hatte sie nur so dumm sein können, den Schutz, den ihr die über hundert Hochzeitsgäste boten, so leichtfertig zu verspielen?
“Zu spät! Du hast es mir unmöglich gemacht, ein stolzer Bräutigam zu sein. Jetzt sieh zu, wie du mit den Konsequenzen fertig wirst. Geh, und verabschiede dich von deiner Mutter.”
Olympia wandte sich ab. “Ich werde mich erst umziehen.”
“Du bleibst, wie du bist. Dein Gepäck ist jetzt schon im Hubschrauber.”
“Aber mein Reisekostüm! Es ist in dem Koffer, den ich dem Fahrer gegeben habe. Ich habe ihm gesagt, er soll …”
“Ich habe andere Anordnungen getroffen”, unterbrach Gregoris sie ungerührt. “Dein Brautkleid werde
ich
dir ausziehen.”
Sie legte den Kopf zurück, ihre grünen Augen funkelten vor Empörung. “Ich habe dir doch gesagt …”
“Wann wirst du endlich lernen, darauf zu hören, was
ich
gesagt habe?” Er musterte sie von Kopf bis Fuß. “Reiz mich bitte nicht noch mehr. Die Art, wie du meine Cousine eben behandelt hast, ist einfach empörend!”
Fassungslos sah sie ihn an.
“Vor einer guten Viertelstunde habe ich beobachtet, dass Katerina einen zweiten Versuch gemacht hat, sich dir höflich zu nähern, was man in Anbetracht der Umstände wirklich als äußerst großmütig bezeichnen kann.” Gregoris lächelte verächtlich, als er ihre geröteten Wangen bemerkte. “Sie war in Tränen aufgelöst, weil du sie erneut vor den Kopf gestoßen hast. Sie hat sich wegen Unwohlseins entschuldigt, um unsere Hochzeit ohne Aufhebens vorzeitig verlassen zu können.”
Die Erkenntnis, dass Katerina sie, genau wie vor zehn Jahren, immer noch bei jeder Gelegenheit ins Unrecht setzte, verursachte Olympia Übelkeit. “Gregoris, das stimmt nicht! Ich …”
“Du hast dich so benommen, dass ich mich für dich schäme. Aber keine Angst, ich werde das in Zukunft zu verhindern wissen.”
Sie versuchte verzweifelt, sich zu verteidigen. “Gregoris, du bist ungerecht!
Sie
…”
“Ich bin an deinen Lügengeschichten nicht interessiert! Wir gehen in zehn Minuten, dann wird uns der Hubschrauber zu meiner Yacht bringen, die in Southampton liegt. Verabschiede dich also jetzt von deiner Mutter”, beharrte er.
Hoch erhobenen Hauptes ging Olympia zu Irini, die mit besorgtem Gesicht neben Spyros saß. Dieser stand sofort auf und betrachtete Olympia mit gerunzelter Stirn. “Glücklicherweise ist dein Ehemann jetzt für dein Verhalten verantwortlich”, meinte er streng. “Aber lass dir gesagt sein, dass eine Frau ihren Mann nicht in aller Öffentlichkeit brüskiert.”
Olympia biss sich auf die Lippe. Schnell stand Irini auf und schloss sie in die Arme. “Pass auf, dass du dir durch deinen Stolz nicht das Glück verbaust”, warnte sie sie eindringlich.
Traurig stellte Olympia fest, dass sie es anscheinend niemandem recht machen konnte, und der Tadel ihrer geliebten Mutter traf sie besonders tief. Sie konnte sich jedoch nicht wehren, denn sie hatte sich in ihrem eigenen Lügengespinst verfangen und stand allein zwischen allen Fronten.
Spyros, der bisher stets Gregoris’ Partei ergriffen hatte, hielt sie für ein Glückskind, weil sie Gregoris trotz des schrecklichen Skandals damals doch noch vor den Altar hatte locken können. Ihrer Mutter lag natürlich nichts so sehr am Herzen wie das Glück ihrer Tochter, doch sie musste sich von Spyros Vorhaltungen machen lassen, sie hätte ihr Kind nicht anständig erzogen. Gregoris zürnte ihr, Olympia, weil sie Katerinas Friedensangebot seiner Meinung nach schnöde ausgeschlagen hatte.
Spyros, ihre Mutter und Gregoris, alle hielten sie für die wahre Schuldige.
Gregoris kam und holte sie, noch bevor die zehn Minuten, die er ihr versprochen hatte, um waren. Als ihr bewusst wurde, dass sie in kürzester Zeit allein mit ihm sein würde, fühlte sie erneut Panik in sich aufsteigen.
Welch Ironie des Schicksals!, dachte Olympia, als sie sich an seiner Seite von den Gästen verabschiedete. Als seine Verlobte hatte sie sich nichts sehnlicher gewünscht, als endlich mit ihm allein sein zu dürfen. Sich wie eine frisch vermählte Braut mit ihm zurückziehen zu dürfen, wäre für sie damals der Himmel auf Erden gewesen …
5. KAPITEL
Mit siebzehn hatte sie, Olympia, sich Hals über Kopf in Gregoris Cozakis verliebt. Sie hatte ihr Glück kaum fassen können, dass
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