Liebe meines Lebens
schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass die Fotos, die sie vor ihm verbarg,
alte
Fotos waren, Fotos, die seine ehemalige Geliebte ausgesucht hatte, um seiner Ehefrau einen üblen Streich zu spielen.
“Olympia, hast du wirklich nichts?”
Sie krallte die Finger in die Bettdecke. “Nein. Ich brauche nur noch fünf Minuten für mein Make-up.”
“Hat dir das Medaillon gefallen? Ich weiß, es ist ein sehr altmodisches Schmuckstück, aber ich dachte, es passt zu dir.”
“Ich habe mich sehr darüber gefreut”, antwortete sie angespannt.
Mit nachdenklicher Miene richtete sich Gregoris auf und verließ schweigend das Zimmer.
Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, setzte Olympia sich auf und griff nach dem zerknitterten Zeitungsausschnitt, um ihn glatt zu streichen. Erstaunt stellte sie fest, dass auch der Artikel mit zwei Bildern illustriert war. Eins zeigte die Pool-Szene mit Gregoris und Gisele, das andere sie, Olympia, wie sie nach der Trauung mit Gregoris aus der Kirche trat.
Das Foto am Pool musste also
nach
der Hochzeit aufgenommen worden sein! Ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen, als sie die Überschrift las: “Gregoris Cozakis beendet Hochzeitsreise und tröstet Geliebte.” Ihre schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet!
Die Woche, in der er sie allein auf der “Aurora” gelassen hatte – die
erste
Woche ihrer Ehe – hatte er mit seiner Geliebten Gisele Bonner verbracht. Gisele war also nicht seine ehemalige, sondern seine gegenwärtige Geliebte! Nur mit äußerster Willensanstrengung gelang es Olympia aufzustehen.
Mechanisch räumte sie ihre Tasche wieder ein und steckte auch die Fotos und den Zeitungsausschnitt hinein. Dann ging sie ins Badezimmer, um die Spuren, die dieser Schock in ihrem Gesicht hinterlassen hatte, unter einem geschickten Make-up zu verbergen. Ihre Finger zitterten dabei allerdings so stark, dass es sie erhebliche Mühe und viel Zeit kostete.
Wer hatte ihr den Umschlag in die Handtasche gesteckt? Das Zimmermädchen? Vor fünf Wochen, als man sie mit den Worten “Nimm es mit mir auf – wenn du kannst” auf dem Spiegel und der Illustrierten in ihrem Badezimmer an Bord der “Aurora” begrüßt hatte, war sie von der Unschuld der jungen Griechin überzeugt gewesen. Jetzt sah sie es anders, denn das Mädchen war die einzige Person, die jederzeit freien Zugang zu ihren Privaträumen hatte. Sie hätte den Umschlag ohne Weiteres in die Tasche schmuggeln können.
Der eigentliche Täter interessierte sie, Olympia, allerdings mehr als der Gehilfe. Es
musste
Gisele sein! Katerina konnte doch nicht auch hinter den Fotos stecken, oder? Im Moment war sie nicht in der Lage, die Argumente gegeneinander abzuwägen. Ich bin schwanger, ich bin schwanger, dachte Olympia verzweifelt, schwanger von Gregoris!
Als Motorenlärm ankündigte, dass die Gäste eintrafen, presste sie sich die Hand an die schmerzende Schläfe und versuchte, sich durch tiefes und gleichmäßiges Atmen zu beruhigen. Sie musste so tun, als wäre nichts geschehen, denn um nichts in der Welt konnte sie Gregoris vor anderen mit den erdrückenden Beweisen seiner Untreue konfrontieren.
Kühl, gelassen und in einem eleganten pfauenblauen Kleid stand Olympia auf der Terrasse und beobachtete Gregoris, der zum Hubschrauber ging, um seinen Freund und dessen Frau zu begrüßen.
Er trug einen leichten Leinenanzug, dessen Schnitt seine Schultern noch breiter und seine Beine noch länger wirken ließ. Wieder einmal sah er umwerfend attraktiv und unwiderstehlich aus. Ihr Herz schlug schneller. Gregoris machte den Eindruck eines hochintelligenten und äußerst kultivierten Mannes – und benahm sich primitiv und rücksichtslos wie ein Urmensch, wenn es darum ging, seine sexuellen Gelüste zu befriedigen.
Sie war ihm verfallen. Dennoch – oder gerade deshalb? – war es höchste Zeit, dass sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehrte.
Gregoris Cozakis war ein griechischer Großindustrieller. Er war ein unbeschreiblich reicher und mächtiger Mann, einer, für den Tugenden wie Selbstlosigkeit und Treue bedeutungslos waren. Von Anfang an hatte er ihr gesagt, dass sie einen Vertrag erfüllen und keine Ehe führen würden. Warum hatte sie seine Worte, die nie an Deutlichkeit zu wünschen übrig gelassen hatten, nur nicht beachtet? Wie und wann war es geschehen, dass seine Erpressungsversuche und seine Drohungen ihr nicht mehr zu denken gegeben hatten?
Nervös faltete Olympia die Hände und ging
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