Liebe meines Lebens
Orangensaft.
Gut, endlich zu wissen, was sich hinter seiner Aufmerksamkeit und seinem Charme verbirgt, dachte sie traurig – ein von sich und seiner Meinung überzeugter Grieche, der ebenso hart ist wie die Felsen von Kritos! Sie war so empört, dass sie sich nur mit Mühe beherrschen konnte, um nicht aufzuspringen und ihm ins Gesicht zu sagen, was sie von ihm hielt.
“Warum erzählst du mir nicht endlich, was sich damals im Einzelnen zwischen dir und Lukas abgespielt hat?”, fuhr Gregoris sie plötzlich so an, dass sie ihn erschrocken ansah.
Sofort hob er entschuldigend die Hände. “
Du
bist schuld daran, dass ich wieder in meine alte Verhaltensweise zurückgefallen bin”, sagte er bitter. “Warum nur musstest du schon wieder damit anfangen?”
Er ging vom Tisch weg an den Rand der Terrasse, wo er einen Moment stehen blieb, um dann unvermittelt wieder zurückzukommen. Er griff in seine Jacketttasche und zog ein kleines Lederetui mit dem Aufdruck eines bekannten Juweliers hervor, das er mit einer lässig-arroganten Geste vor ihr auf den Tisch legte. “Das hatte ich dir nach dem Frühstück geben wollen.”
Olympia konnte sich einen bissigen Kommentar nicht verkneifen. “Was ist da drin? Ein Lügendetektor?”
Gregoris stieß einen griechischen Fluch aus und verließ fluchtartig die Terrasse.
Langsam klappte Olympia das Etui auf und erblickte ein kunstvoll gearbeitetes und mit Brillanten besetztes Medaillon. Mit zittrigen Fingern nahm sie es heraus und öffnete es. Zwei Miniaturfotos, das eine von ihrer Mutter, das andere von ihrem Großvater, kamen zum Vorschein. Sie war tief gerührt und fragte sich, wer überreagiert hatte und wer der Schuldige war. Gregoris oder sie. Tränen liefen ihr über die Wangen.
Es dauerte eine ganz Weile, bis sie sich soweit gefasst hatte, dass sie zurück ins Schlafzimmer gehen konnte. Was empfand Gregoris für sie? Etwas Besonderes? Oder war sie für ihn nur eine von vielen Bettgespielinnen? Bedeutete sie ihm wirklich etwas, oder verschaffte es ihm lediglich einen Kick, dass sie ihm nicht widerstehen konnte? Wenn er sie wirklich liebte, wieso glaubte und vertraute er ihr dann nicht? Er hatte sie durch sein Verhalten vorhin nicht nur tief verletzt, sondern auch die wundervollen Wochen, die sie zusammen erlebt hatten, in den Schmutz gezogen.
Olympia suchte in der Handtasche, die sie am Vortag benutzt hatte, nach ihrem Lippenstift, um sich für den Besuch zurechtzumachen. Da sie ihn in der geräumigen Beuteltasche nicht finden konnte, kippte sie den Inhalt kurzerhand aufs Bett. Zu ihrem größten Erstaunen fiel auch ein verschlossener brauner Briefumschlag heraus, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Mit gerunzelter Stirn öffnete sie ihn und nahm einen Zeitungsausschnitt und zwei Farbfotos heraus.
Wie gebannt blickte sie auf das oberste Foto. Es war sehr grobkörnig und musste wohl mit einem Teleobjektiv aufgenommen worden sein. Es zeigte Gisele Bonner, die sich oben ohne auf einer Sonnenliege am Pool räkelte – in den Armen eines Mannes, der nur undeutlich zu erkennen war, aber stark an Gregoris erinnerte. War er es wirklich? Olympia betrachtete das Bild angestrengt, kam jedoch zu keinem Ergebnis.
Dann nahm sie die andere Aufnahme zur Hand. Wieder nackte Brüste, auf deren Anblick sie nur zu gern verzichtet hätte. Sie lachte hysterisch, denn der Mann, der im Vordergrund stand, ähnelte nicht Gregoris, es
war
Gregoris!
“Olympia?” Unbemerkt war Gregoris ins Zimmer getreten.
Ohne auch nur einen Moment zu zögern, warf sie sich bäuchlings aufs Bett und begrub ihre Handtasche samt deren Inhalt unter sich.
Er blieb stehen und betrachtete sie besorgt. “Ist dir nicht gut?”, fragte er.
“Doch.”
Als sie sich immer noch nicht rührte, kniete er sich neben das Bett und sah ihr ins Gesicht. “Du hast geweint …”
“Nein!”
“Lügnerin!” Zärtlich zeichnete er mit dem Finger eine Tränenspur vom Augenwinkel bis zum Kinn nach. “Es tut mir leid, dass ich die Beherrschung verloren habe, aber ich sehe sofort rot, wenn …” Sein Gesichtsausdruck wurde wieder hart. “Ich weiß, es ist kindisch, aber bitte erwähn die Geschichte nie wieder. Allein daran zu denken macht mich …” Gregoris zögerte sehr lange, um den richtigen Ausdruck zu finden. “Es macht mich … unberechenbar.”
“Ja”, antwortete Olympia geistesabwesend, denn diese dumme Geschichte mit Lukas von damals erschien ihr plötzlich belanglos. Sie blickte ihm in die Augen und
Weitere Kostenlose Bücher