Liebe, nichts als Liebe
bist du so gerannt, Mummy?"
Christabel atmete tief ein und rang sich für ihre fünfjährige Tochter ein Lächeln ab, das hoffentlich beruhigend wirkte. „Ich dachte, du hättest dich verlaufen."
Alicia winkte empört ab. „Ich bin doch kein Baby!"
Das war ihre Tochter, ein reizendes, aufgewecktes Mädchen, das zarte Gesicht von braunen Locken umrahmt. In den großen goldbraunen Augen war keine Spur von Furcht, und Christabel war wieder einmal überrascht und dankbar, welch ein Selbstbewusstsein Alicia entwickelt hatte, seit sie hier in dem Wohnwagenpark in Broome lebten.
„Du warst schon so lange fort, und ich war halb verdurstet", sagte Christabel nun besänftigend. Ihr war nicht entgangen, dass Jared sie forschend beobachtete, und sie wünschte sich, sie hätte ihre Angst nicht so offen gezeigt. Er war beunruhigend scharfsinnig, und sie konnte es sich einfach nicht leisten, zu viel von sich zu verraten. Sobald bekannt werden würde, wer sie, wer ihre Tochter war, würde sich alles für sie verändern.
„Ich habe alles, siehst du?" Alicia hielt ein Netz mit einigen gekühlten Getränkedosen hoch. „Und ich war schon auf dem Weg zurück ..."
„Ich muss mich wohl dafür entschuldigen, dass ich sie aufgehalten habe", mischte sich Jared nun ein und hielt eine geöffnete Getränkedose hoch. „Alicia war so freundlich, mir auch etwas zu trinken zu holen."
„Warum tragen Sie einen Anzug?" Die vorwurfsvolle Frage war heraus, ehe Christabel sich besann.
Das trug ihr einen erneuten kritischen Blick von Jared ein, noch nachdenklicher als der zuvor. Tatsächlich hatte Jared sich das Jackett inzwischen lose über eine Schulter gehängt, die Krawatte gelockert und die Hemdsärmel aufgekrempelt. Eine starke männliche Ausstrahlung ging von ihm aus, die allen drei King-Brüdern eigen schien und die Christabel wiederum ihre eigene Weiblichkeit umso bewusster machte.
„Ich meine, bei der Hitze", fügte sie rasch hinzu, „ist es doch verrückt, so herumzulaufen. Kein Wunder, dass Sie durstig sind."
Er lächelte ein wenig spöttisch. „Ich muss zugeben, dass ich auch lieber Badekleidung tragen würde." Während er das sagte, ließ er den Blick bewundernd über sie gleiten.
Es war kein anzüglicher Blick. Jared King war nicht der Typ dazu. Aber Christabel spürte, dass er es genoss, sie so zu sehen ... bekleidet mit nur einem glänzenden gelben Badeanzug, der noch feucht war vom Schwimmen und sich eng an die reizvollen Rundungen ihrer schlanken Figur schmiegte. Und Jareds offensichtliche Freude daran rief in ihr, wie so oft, ein beunruhigendes Gefühlschaos hervor. Ein Schauer der Erregung jagte ihr über den Rücken, ihre Brustspitzen wurden hart. Wenn er nur nicht so attraktiv wäre, in so vielfältiger Hinsicht so unwiderstehlich für sie!
„Ehrlich gesagt, ich komme gerade vom Flughafen und war auf dem Weg nach Hause", fuhr er fort.
Natürlich! Er sollte ja heute von einer Geschäftsreise aus Hongkong zurückkommen.
Sie hatte den Anzug nur einfach nicht mit Jared in Verbindung gebracht. Aber bei seinen geschäftlichen Verhandlungen mit den Chinesen hatte er natürlich einen getragen, um in jeder Hinsicht Autorität zu vermitteln. „Perlenkönig" nannte man ihn gemeinhin, weil er das Perlenimperium seiner Familie leitete, aber Christabel hatte ihn insgeheim „König der Sinnenlust" getauft. Aus seinen braunen Augen sprach etwas so Warmes, Zärtliches, Sinnliches.
„Dann fiel mir ein, dass meine Mutter gar nicht da ist..."
Seine Mutter ... Elizabeth King. Eine intelligente Frau mit einem scharfen Urteilsvermögen und einer Lebenserfahrung, die Christabel als beständige Gefahr für sich betrachtete.
„Es wäre also niemand da, mit dem ich reden und in dessen Gesellschaft ich mich entspannen könnte ..."
Das klang, als fühlte er sich einsam. Aber ein Mann wie Jared King musste nicht einsam sein. Wollte er vielleicht nur auf eine Gemeinsamkeit mit ihr und ihrer vermuteten Einsamkeit anspielen?
„Also habe ich mich gefragt, ob Sie mir vielleicht beim Abendessen Gesellschaft leisten und gern etwas darüber hören würden, wie Ihre Entwürfe, die ich nach Hongkong mitgenommen habe, angekommen sind?" Sein Lächeln war gewinnend, aber seine Augen leuchteten herausfordernd. Da sie sich bislang beharrlich geweigert hatte, sich außerhalb des rein Geschäftlichen mit ihm zu verabreden, probierte er jetzt diese Taktik ... und war gespannt auf ihre Reaktion.
„Hat mein Schmuck den Chinesen gefallen?" fragte
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