Liebe, nichts als Liebe
Meinung hören wollen … wenn Ihre Christabel nicht weiß, dass Sie ein Hauptgewinn sind, dann ist sie ein Dummkopf."
Kein Dummkopf, dachte Jared auf dem Weg in seine Zimmer. Christabel legte Wertmaßstäbe an, die nichts mit Reichtum zu tun hatten. Das war ihm von Anfang an klar gewesen, und an ihrem Beharren auf Unabhängigkeit hatte sich seitdem nichts geändert. Christabel Valdez war eine Frau, die eigenständig dachte und handelte und sich hütete, ihr Leben von äußeren Einflüssen bestimmen zu lassen.
Jared brachte seinen Aktenkoffer ins Arbeitszimmer, zog sich in seinem Schlafzimmer aus und ging dann geistesabwesend ins Bad, um zu duschen und sich zu rasieren, während er in Gedanken seinen Erinnerungen nachhing ...
Die Kette ... Jared hatte von seiner Arbeit am Schreibtisch aufgeblickt und sie am Hals seiner Sekretärin entdeckt.
„Woher haben Sie diesen Schmuck?"
„Oh, verzeihen Sie!" Die Sekretärin war schuldbewusst errötet. „Ich weiß, ich sollte eigentlich Perlen tragen, aber ..."
„Schon gut. Ich will wirklich nur wissen, woher Sie die Kette haben. Es ist ein außergewöhnlicher Entwurf."
„Nicht wahr? Mir hat sie auch auf Abhieb gefallen. Ich musste sie einfach kaufen."
„Und wo?"
„Auf dem Markt am Town Beach Freitagabend."
„Auf dem Markt?" Das war keiner der üblichen Marktartikel, sondern eine erstklassige Arbeit!
„Ja. Normalerweise findet man da nur billigen Tinnef, aber der Stand mit den Schmuckbeuteln aus Samt bot diesmal diese kleine Auswahl an erstklassigem Modeschmuck an. Ich hätte mir gern noch mehr gekauft, doch die Kette allein hat schon siebzig Dollar gekostet."
„Stammt sie von einem hiesigen Künstler?"
„Nun ja, die Frau ist ein Neuankömmling, obwohl sie jetzt schon eine ganze Weile hier ist. Sie lebt in dem Wohnwagenpark und sieht sehr exotisch aus. Es heißt, sie sei Brasilianerin."
Exotisch ... Jared wusste nicht recht, was er sich darunter vorstellen sollte, aber der ausgefallene Entwurf dieses Schmucks lockte ihn am nächsten Freitag zu den Marktständen am Town Beach.
Als er Christabel dann zum ersten Mal erblickte, fühlte er sich gleich magisch von ihr angezogen. Sein Herz hämmerte wie wild. Sie unterhielt sich gerade mit der Mitinhaberin des Standes. Hatte sie sein Kommen gespürt? Auf jeden Fall wandte sie ganz plötzlich den Kopf, und sie sahen sich an. Sofort lag da eine fast greifbare erotische Spannung in der Luft. Wie lange hatte der Blickkontakt zwischen ihnen gedauert? Mehrere Sekunden? Urplötzlich erstarrte Christabel, als spürte sie eine drohende Gefahr, senkte den Blick und schloss ihn, Jared, aus.
Obwohl er am liebsten direkt auf sie losgestürmt wäre, mäßigte er sein Verlangen, weil er fühlte, dass er mit einer aggressiven Taktik bei dieser Frau nichts gewinnen würde. Langsam näherte er sich ihrem Stand und begutachtete wie beiläufig die Schmuckstücke, die sie auf dem Tisch vor sich ausgelegt hatte. Jedes der Stücke war einzigartig und verriet eine Kunstfertigkeit und Kreativität, die er fast genauso aufregend fand wie die Frau, die diesen Schmuck geschaffen hatte. Es war, als hätte sie etwas von ihrem exotischen Wesen in diesen kleinen Kunstwerken eingefangen. Jared konnte der Versuchung nicht widerstehen, den Schmuck zu berühren.
„Ist das Ihre Arbeit?"
Sie blickte auf. „Ja." Wie erstarrt stand sie da, die Augen wachsam wie die einer Katze, die auf die nächste Bewegung ihres Gegenübers wartete.
Jared lächelte. „Nach eigenen Entwürfen?"
„Ja." Sie erwiderte sein Lächeln nicht, sondern wartete angespannt. „Sind Sie an einem Kauf interessiert?"
Ihr offensichtliches Bestreben, ihn rasch wieder loszuwerden, faszinierte Jared nur noch mehr. „Sie müssen eine ausgezeichnete Ausbildung genossen haben."
Sie zuckte die Schultern. „Jetzt bin ich selbstständig. Möchten Sie etwas kaufen?"
„Ich habe mir sagen lassen, dass Sie aus Brasilien kommen. Haben Sie vielleicht bei H. Stern in Rio de Janeiro gearbeitet?"
Ihre innere Anspannung wuchs sichtlich, doch ihr Blick blieb ausdruckslos und unbewegt. „Warum stellen Sie Erkundigungen über mich an? Wer sind Sie?"
„Jared King. Ich stehe der ,Picard Pearl Company' hier in Broome vor und suche schon eine ganze Weile nach ... jemand Besonderem. Ich glaube, Sie sind es."
Er sah so etwas wie Angst und Ablehnung in ihren Augen aufleuchten und beeilte sich, seine Bemerkung auf das rein Geschäftliche einzugrenzen: „Mir schwebt eine einzigartige
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