Liebe, nichts als Liebe
als verpönt, in der Vergangenheit der Menschen herumzuschnüffeln, die hierher kamen, um zu arbeiten. Es gab viele Gründe, sich aus den Ballungszentren der Zivilisation hierher zurückzuziehen. Manchmal war es einfach nur der Wunsch nach einem ganz anderen Leben, das Bedürfnis nach mehr Raum und Freiheit, das Verlangen, etwas völlig anderes zu erleben. In diesen Fällen sprachen die Menschen meist freimütig darüber. Aber es gab auch solche, die schwiegen und das, was sie hinter sich gelassen hatten, offensichtlich vergessen wollten ... und hier im Outback respektierte man das als reine Privatsache.
Christabel vermittelte oberflächlich die erste Einstellung, gab aber so wenig von ihrer Vergangenheit preis, dass Jared längst den Schluss gezogen hatte, dass sie die Tür dazu endgültig verschließen wollte. Schwierig für ihn war gewesen, dass sie jeden, ihn eingeschlossen, auf spürbare Distanz hielt, als könnte sie sich nicht überwinden, zu irgendeinem Menschen eine enge, vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, sosehr sie sich das auch wünschen mochte.
Und sie wollte ihn, daran zweifelte er nicht. Heißer Triumph durchzuckte ihn.
Endlich hatte er ihren Widerstand gebrochen. Sie hatte nachgegeben. Warum allerdings ausgerechnet heute? Er schüttelte den Kopf. Es war egal.
Vielleicht war es ja die Erkenntnis gewesen, dass ihre Angst ... was immer der Grund dafür sein mochte ... bei ihm unbegründet war. Wenn es so war, umso besser. Angst sollte keine Rolle in ihrer Beziehung spielen. Er würde das klarstellen, nun, da er die Chance hatte, ihr nahe zu kommen ... nachdem er sich fünf Monate lang vergeblich bemüht hatte, zu ihr vorzudringen.
Christabel... allein beim Gedanken an ihren Namen huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Ein Name, von dem er geglaubt hatte, er würde ihn bis ans Ende seines Lebens verfolgen, begleitet von der Erinnerung an wundervolle Augen, die geheimnisvoll golden funkelten. Eine Frau mit dem Herzen einer Tigerin, hatte er oft gedacht und sich vorgestellt, wie sie schläfrig ausgestreckt auf seinem Bett liegen würde ... der Blick dieser faszinierenden Augen einladend auf ihn gerichtet, ihre dunkle Haut wie Samt und Seide schimmernd, das glänzende schwarze Haar wie ein Fächer auf den Kissen ausgebreitet... ein verführerisches, exotisches Geheimnis.
Ein betörender Name, ein betörendes Bild ... und die ganze Zeit hatte es den Anschein gehabt, als würde diese Frau sich ihm in der Realität für immer entziehen.
Jetzt nicht mehr. Heute Abend würde sie für ihn greifbar werden. Heute Abend ...
Nur mit Mühe gelang es Jared, seine leidenschaftlichen Gefühle zu bezwingen und sich auf ganz praktische Dinge zu konzentrieren. Mit zittrigen Fingern schaltete er sein Autotelefon ein und wählte die Nummer seines Hauses.
„Vikki hier", meldete sich die melodiöse Stimme seiner alten chinesischen Haushälterin.
„Wir haben Gäste zum Abendessen, Vikki. Christabel Valdez und ihre Tochter." Es gelang ihm nicht, seine Freude zu verbergen.
„Ah! Sie haben also gewonnen. Ich habe es Ihrer Mutter ja gesagt. ,Jared wird gewinnen. Der Junge weiß gar nicht, wie man verliert. Er gibt nicht auf, bis er gewinnt.'"
Jared lachte. Vikki Chan gehörte zur Familie, seit er denken konnte. Sie war schon Köchin und Haushälterin bei seinem verwitweten Großvater gewesen, und nach Angus Picards Tod auf dem alten Familiensitz der Picards geblieben, um für seine Mutter zu sorgen. Es überraschte Jared nicht im Geringsten, dass sie von seinem Interesse an Christabel wusste. Vikki verfügte über ein ausgedehntes Nachrichtennetz, und Jared hegte den Verdacht, dass sie so ziemlich alles wusste, was in Broome vor sich ging.
Überdies vertraute seine Mutter ihr regelmäßig ihre Sorgen an.
„Ich werde jetzt auf dem Weg das Eis besorgen, das ihre Tochter sich gewünscht hat", informierte er die alte Haushälterin. „Außerdem habe ich Alicia Krabben in Honig versprochen."
„Kein Problem. Ich werde anrufen und die besten frischen Krabben liefern lassen.
Und noch etwas Fisch. Ihre Christabel mag doch Fisch, oder?"
Seine Christabel ... Nun, er hoffte es inständig. „Ganz bestimmt. Sie kommen übrigens schon früh. Um halb sieben. Alicia geht um acht ins Bett."
„Ich werde mich um die Kleine kümmern und ihr ein Schlafzimmer in der Nähe von meinem geben."
„Aber sie bleiben vielleicht nicht über acht Uhr hinaus, Vikki." Er durfte nicht zu viel erwarten, auch wenn er es sich noch so sehr
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