Liebe, Sex und andere Katastrophen
Matchball-Vorteil. Es war spannend und einzigartig. Da hatte Nummer zehn leider keine Chance.
Die Vorstellung, mit Nummer vierzehn länger zusammen zu sein und mir gemeinsam mit ihm ein Leben in seinen illustren Kreisen aufzubauen, fand ich äußerst reizvoll. Ich wollte schon immer mehrsprachig erzogene Kinder haben, da würde das doch prima passen mit ihm. Ich war wenig verbunden mit meiner deutschen Heimat, so dass ich hier keinerlei Verlustängste hatte. Ich schwärmte meinen Freundinnen zu Hause von meinem aufregenden Leben in der Ferne vor, nicht ohne einkalkulierten Neid-Effekt. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als die Zeit anhalten zu können, denn ich wusste, so schön, wie es jetzt war, würde es nie wieder werden, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin. Zwar wäre die räumliche Distanz zwischen uns nicht wirklich unüberwindbar weit gewesen, aber während ich mich in Luxemburg voll und ganz in sein Leben stürzen konnte, würde ich nun zurück in Deutschland wieder mein eigenes Leben haben.
Der Zauber des Prinzessinnen-Sommers war vorbei, das spürte ich, als ich mich an meinem letzten Tag in Luxemburg von Nummer vierzehn verabschiedete. Er hatte Tränen in den Augen, was normalerweise mein Part gewesen wäre, aber ich war erstaunlich gefasst und unsentimental. Als ich zu Hause in Deutschland ankam, fühlte ich mich leer und völlig fehl am Platz. Der typische Ich-war-ein-Jahr-im-Ausland-und-weiß-gerade- nicht-mehr-wohin-ich-gehöre-Blues erwischte mich eiskalt. Zu Hause angekommen erwischten mich auch immer mehr Gedanken an Nummer zehn. Und an Nummer vierzehn. Hin und her und ständig. Schrecklich. Bei wem sah ich meine Zukunft? Sah ich überhaupt eine Zukunft bei einem der beiden? Und würde Nummer zehn mich nach all dem überhaupt zurück haben wollen? Und will ich nicht doch lieber luxemburgische Prinzessin werden? Dieses ständige Gedanken-Karussell machte mich ganz kirre. Eine Lösung war nicht in Sicht. Da saß ich nun völlig ratlos in meinem leeren Zimmerchen und wusste weder ein noch aus.
Ich schrieb mit Nummer vierzehn regelmäßig E-Mails und wir telefonierten viel. Wir hatten unseren Status nicht wirklich definiert, als ich fort fuhr. Wollten wir es weiter versuchen oder sollten wir uns besser trennen, diese Frage schwebte nach wie vor im Raum. Komischerweise vermisste ich ihn gar nicht so doll, wie ich dachte, dass ich ihn vermissen würde. Aber das gab ich nicht zu. Nummer vierzehn besuchte mich auch in Deutschland. Und leider war während seines Besuchs nichts von der sommerromantischen Atmosphäre wieder zu finden. Es fühlte sich eigenartig an. Bei mir in Deutschland war er plötzlich gar nicht mehr der souveräne Kerl, der auf heimischen Parkett der Star war, sondern seltsam trottelig und eingeschüchtert. Ich zeigte ihm ein bisschen von meiner Stadt, aber ich fühlte mich überhaupt nicht wohl dabei. Ich wollte nicht mit ihm gesehen werden, denn offiziell waren Nummer zehn und ich ja noch ein Paar. Wir hatten kaum etwas zu bereden, dabei ging uns doch früher der Gesprächsstoff nie aus. Es war plötzlich alles so anders zwischen uns. Ich passte zwar wunderbar in sein Leben in Luxemburg, aber er nicht in meins in Deutschland. Auch der einst so stürmische wunderbare Sex mit Nummer vierzehn konnte mich nicht mehr begeistern. Ich bemühte mich redlich, erregt zu werden, aber es passierte nichts. Es ließ mich kalt. Himmel, was war nur passiert? Hatte das plötzliche Ändern des Settings so viel Einfluss auf Herzensangelegenheiten? Es hatte. Genauso schnell, wie ich mich in Nummer vierzehn verliebt hatte, entliebte ich mich wieder von ihm. Ich würde mich bei meiner Wankelmütigkeit ja nicht heiraten wollen, so viel ist klar.
Stattdessen schlich sich Nummer zehn zurück in mein Leben. Er schrieb mir einen langen Brief, der mich so berührte, dass ich nicht wusste, ob ich lachen oder heulen sollte. Es war ein Abschiedsbrief von ihm, in dem er unsere Beziehung für offiziell beendet erklärte. Klar, das war nur logisch und konsequent, nach all dem was ich schon wieder abgezogen hatte mit ihm. In dem Brief betonte er die schönen Dinge unserer Beziehung. Und da wurde mir schlagartig klar, dass ich weiter mit ihm zusammen sein wollte. Ich musste lachen, und ich musste heulen. Da war endlich der Gong, auf den ich so lange gewartet hatte und der mir sagte, was zu tun war und wohin ich gehörte. Nach langem Zögern griff ich zum Telefon und rief Nummer zehn an. Er war perplex,
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