Liebe, Sex und andere Katastrophen
großes Drama bei ihm. Und ich, die Weisheit mit Löffeln gefressen, ist ja klar, gab meinen wichtigen altklugen Senf dazu. Ich fand es toll, mich um ihn zu kümmern, brachte ihm jeden Tag etwas Kleines zur Aufmunterung mit, mal eine coole CD, mal eine selbst gedrehte Tüte. Er war so schnuffig und süß hilflos. Mutterinstinkt? Nein, bei einem Yeti eher unwahrscheinlich. Außerdem nahm ich mittlerweile wahr, dass er sehr lecker roch. Sehr sehr lecker. So nach frischer Wäsche, Baby-Creme und seinem ganz eigenen Haut-Geruch. Das machte mich plötzlich total an. Vielleicht war das der ausschlaggebende Punkt, dass ich mich auf ein Techtelmechtelus-Interruptus mit ihm einließ. Ganz klare Sache: Ich wurde olfaktorisch manipuliert! Meine eigene Nase und mein eigenes Riechzentrum komplottierten mich! Ich wurde also dermaßen nasal vernebelt, dass ich mich darauf einließ, mich mit Nummer fünfzehn auch außerhalb des schützenden Kantinen-Settings zu treffen. Abends. Mal was trinken gehen. Ist ja nichts dabei.
Doch, da war was dabei, denn wir beide hatten bei dem gemeinsamen Abend erstaunlich viel Spaß. Von der nicht unbescheidenen Menge des Alkohols eines MaiTais in den Kichermodus gebracht, amüsierte ich mich köstlich mit ihm. Zudem nutzte ich die Gelegenheit, ihm möglichst nah auf die Pelle zu rücken, um möglichst viel von ihm erschnuppern zu können. Bei dem Abend passierte nichts weiter zwischen Nummer fünfzehn und mir, obwohl ich schon große Lust hatte, ihn zu küssen, mir dieser Wunsch aber zugleich äußerst suspekt vorkam, da mich mein visuelles Wahrnehmungszentrum daran erinnerte, dass ich hier einen Waldschrat vor mir hatte. Zu Hause erzählte ich meinem Freund von einem lustigen Prosecco-Mädels-Abend. OH-OH, würde jetzt eines dieser ulkigen bestrampelanzugten Monsterplüschdinger aus dem Teletubbie-Land sagen.
Das Plüschding hatte Recht. Gefahr war mehr als deutlich im Verzug. Nummer fünfzehn und ich verabredeten uns einige Tage später zum gemeinsamen Blau-Machen. Wir hatten keinen Bock auf unseren Job, es war Sommer, also was lag da näher, als dem beruflichen Vorankommen mal schön geschmeidig den Mittelfinger zu zeigen. Auch meinem Freund erzählte ich nichts vom Blaumachen. Er verließ eher als ich das Haus und kam immer später als ich zurück. So musste er nicht zwangsläufig mitbekommen, was ich in der Zwischenzeit wirklich tat. Ich ließ ihn in der Annahme, ich würde brav, wie jeden Tag, zur Arbeit gehen. Nummer fünfzehn holte mich mit seinem heruntergekommenen VW-Golf ab. Unser Ziel war der nächst gelegene annehmbare Baggersee. Wir knallten uns dort auf die Wiese und freuten uns wie die Füchse über unsere eigenen Verwegenheit. Der Verwegenheit nicht genug, zückte ich mein kleines Kifferdöschen und ließ ihn damit eine Tüte bauen. Wir schwitzten in der Sonne, und die Tüte gab uns den Rest. Es war grandios. Einfach mal so einen Tag weggammeln, sich wegbeamen und etwas herrlich Verbotenes tun. Wir lagen auf unserer Decke, starrten in den Sommersonnenhimmel und waren von der Tüte auf den Lachtrip geschickt worden. Wir gaben nur wirres Zeug von uns und lachten uns dabei dermaßen schlapp, dass uns vor Lachen die Tränen übers Gesicht rannen. Irgendwann waren wir still. Nummer fünfzehn und ich lagen dicht nebeneinander, erst auf dem Rücken und dann drehten wir uns seitlich und guckten uns an. Wieder dieser wunderbare Moment, in dem die Zeit still steht, das Herz rast und es zwischen den Beinen aufgeregt pocht. Nummer fünfzehn streckte seine Hand nach mir aus und fing an, mir die von der Sommersonne ganz verklebten Haare aus dem Gesicht zu streichen. Ganz langsam. Mein tapsiger Wurzelknurpsel war dabei überraschend zärtlich. Ich schmolz unter seinen Berührungen regelrecht dahin. Dann fing ich an, mein Gesicht wie eine Katze, die ihr Herrchen zum Kuscheln auffordert, an seine Hand und seinen Arm zu stupsen. Dabei erhaschte ich kiloweise seiner leckeren Duft-Moleküle, die immer noch äußerst aphrodisierend auf mich wirkten. Ich war augenblicklich rallig. Von der enthemmenden Wirkung der Tüte zusätzlich angeturnt, ging ich voll ran. Ich küsste seine Hand, seinen Arm und wanderte immer weiter hoch zu seinem verschwitzten Nacken und seinem verschwitzten Gesicht. Es schmeckte salzig, lecker und geil. Ich schwitzte und tropfte, nicht nur hitzetechnisch bedingt. Dann küssten wir uns.
Dieser Kuss brachte mich völlig aus dem Konzept. Denn Nummer fünfzehn, mein kleiner
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