Liebe, Sex und andere Katastrophen: Meine abenteuerliche Suche nach dem Mann fürs Leben (German Edition)
er war businessmäßig unterwegs. Das war auch ganz gut, um die plötzliche Hitze zwischen uns ein bisschen zum Abkühlen zu bringen und einen klaren Kopf zu bekommen.
Für die Klare-Kopf-Aktion musste ich meinen Freund sehen. Ich hoffte sehr, dass, wenn ich ihn sehen würde, meine vorübergehenden luxemburgischen Schmetterlinge aufhören würden zu flattern und alles wieder normal und geordnet in meinem Herzen zugeht. Leider Fehlanzeige. Bei meinem Besuch tat ich zwar, als wäre alles bestens, aber ich konnte die Anwesenheit von Nummer zehn nur schwer ertragen und wünschte mich zu Nummer vierzehn. Natürlich wollte Nummer zehn Sex, wir hatten uns schon lange nicht mehr gesehen, aber davor grauste es mir plötzlich. Zum ersten Mal in meinem Leben ließ ich mir eine Ausrede einfallen, und zwar die fieseste von allen: Ich hätte einen Vaginal-Pilz. Uäh, schon allein bei diesem Wort muss doch jedem Mann die Lust auf Sex augenblicklich verloren gehen. Nummer zehn wurde skeptisch, denn noch nie zuvor hatte ich mich Sex verweigert. Ich war immer spitz. Selbst wenn ich mit Fieber im Bett lag. Nummer zehn roch Lunte und merkte, dass etwas nicht in Ordnung war. Er sagte aber nichts. An unserem letzten gemeinsamen Abend hielt ich es nicht mehr aus. Ich wollte die nächsten Wochen allein in Luxemburg sein, mein Prinzessinnenleben dort genießen und nicht mehr an die Welt in Deutschland denken und nicht mehr darüber grübeln, welche Ausreden ich meinem Freund auftischen sollte, damit er bloß nicht auf die Idee kommt, mich besuchen zu wollen, oder ich ihn jedes Wochenende besuchen müsste. Ich musste Tacheles reden. Zumindest halbwahren Tacheles. Ich erzählte ihm nichts von Nummer vierzehn, natürlich nicht. Aber ich verklickerte ihm, dass ich die nächsten Wochen allein in Luxemburg sein will, und dass ich dort viele neue Freunde kennen gelernt hätte, und ich dort all das nachholen will, was in Bordeaux nicht geklappt habe. Ich bat um Verständnis seinerseits (immer eine gute Taktik ...) und erinnerte ihn daran, dass er ja schon die Zeit seines Lebens in L.A. hatte. Und genau die will ich jetzt auch haben. In Luxemburg.
Nummer zehn war völlig vor den Kopf gestoßen. Kein Wunder, denn noch einige Wochen zuvor schwärmte ich ihm vor, wie toll es doch wird, wenn wir uns bald jedes Wochenende wieder sehen würden. Und jetzt verklickerte ich ihm, dass ich genau das nicht mehr will. Dann, erschrocken über meine eigenen Worte und das, was deren Konsequenzen sein würden, fing ich an zu heulen. Nummer zehn tröstete mich und sagte, es sei doch okay, ich solle erst mal machen, und dann sehen wir weiter. Ich musste noch mehr heulen, denn er war so lieb und so verständnisvoll. Und ich blödes fieses Kuh-Luder belog und betrog ihn schon wieder. Ich war hin und hergerissen. Weil Nummer zehn mir keine Szene machte, sondern so verständnisvoll reagierte, machte es die Sache nur noch schlimmer. Plötzlich war ich doch wieder dolle in ihn verliebt, aber ich wollte eben auch einfach nicht das Abenteuer mit Nummer vierzehn aufgeben. Ich wusste weder aus noch ein. Ich bemitleidete mich selbst sehr, wusste aber gleichzeitig, dass ich nicht einen Funken Mitleid verdient hatte. Nummer zehn und ich schliefen eng aneinander gekuschelt ein. Er musste am nächsten Morgen früh raus, ich blieb noch im Bett. Als ich aufstand, fand ich einen kleinen Brief von ihm auf dem Küchentisch. Darin schrieb er, dass er spürt, dass etwas nicht stimmt, aber er wolle mich nicht unter Druck setzen, und dass er mich liebt. Schon wieder musste ich heulen. Sollte ich nicht doch bleiben und Luxemburg Luxemburg sein lassen? Nein. Wie von Geisterhand getrieben packte ich meine Sachen und verließ seine Wohnung. Am Bahnhof, kurz bevor ich in den Zug Richtung Prinzessinnenland einstieg, zögerte ich kurz. Ich drehte mich um und ging wieder Richtung Ausgang. Aber dann kam der nächste Ruck, und ich rannte zurück zum Zug, stieg ein, und ehe ich es mir anders überlegen konnte, fuhr der Zug schon ab. Als ich in Luxemburg ankam, wartete Nummer vierzehn mit einer roten Rose auf mich am Bahnsteig. Was bist du nur für ein Luder, dachte ich. Deutschland und Nummer zehn waren plötzlich ganz weit weg.
Nummer vierzehn nahm die Sache wie sie war. Er fragte nicht, was in Deutschland passiert war, obwohl er wusste, dass ich bei meinem Freund war. Es war mir recht. Was hätte ich ihm auch sagen sollen, ich wusste ja selbst überhaupt nicht, wo oben und unten in meinem Herzen
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