Liebe, Sex und andere Katastrophen: Meine abenteuerliche Suche nach dem Mann fürs Leben (German Edition)
zuschaute, war ich froh, dass dieser Kelch an mir vorüber ging. Ich war immer happy, immer einen Freund zu haben. Das gab mir Halt und Geborgenheit. Und das wenig überzeugend vorgetragene Wieso-ist-doch-schön-allein-zu-sein-ich-kann-mich-da-total-austoben-und-hab-meine-Ruhe-und-muss-mich-nach-niemandem-richten der Damen ohne festen Partner nahm ich ihnen eh nie ab. Die Vorstellung, mich jetzt genauso wie meine Singlefreundinnen auf Männerjagd begeben zu müssen, verursachte reichlich Panik. Wie stellt man das denn an? Jeden Abend ins nervige Partygetümmel stürzen und die Na-ganz-schön-heiß-hier-Nummer? über sich ergehen lassen müssen? Und überhaupt, wo soll man denn einen gescheiten Typen finden? Ich studierte schon lange nicht mehr, und das war blöd, denn auf dem Campus, in den Kursen und bei den vielen Studi-Partys wimmelte es nur so vor tollen Typen. Jetzt war ich fleißige langweilige Arbeitsbiene, gefangen im 10-to-20-Arbeitsrythmus, in einer mehr oder weniger fremden Stadt, kannte eigentlich nur meine Kollegen, und meine Studienfreunde waren alle über halb Europa verteilt. Na super. Im Übrigen ist es nicht nur sauschwer, einen neuen Mann zu finden, sondern auch neue Freunde in einer neuen Stadt.
Was tat ich frisch verlassenes armseliges Beziehungsübrigbleibsel also? In der dunklen Stunde meiner größten Herzensnot tat ich das, von dem es mittlerweile Statistiken gibt, die bestätigen wollen, dass sich schon ganz doll viele Prozent aller Paare darüber gefunden hätten. Ich bedauernswertes liebeshungriges Würstchen meldete mich doch tatsächlich in einer Internetpartnerbörse an. Ich konnte es selbst nicht fassen, dass ich das wirklich tat, als ich das angeblich von hochkarätigen Super-Psychologen-Fuzzies ausgetüftelte Pseudo-Profil-Fragebogengedöns ausfüllte. Ich musste angeben, ob ich lieber in einem Landhaus oder in einer kubischen Glashütte leben würde, ob ich Dreiecke sympathischer fand als Kreise und unter vorgegebenen Antwortmöglichkeiten ankreuzen, was mir spontan beim Anblick eines krikelkrakeligen düsteren Bleistiftbildes einfiel. Dann zahlte ich eine happige dreimonatige Mitgliedsgebühr. Für den Spaß kassieren die Partnerbörsen wirklich ordentlich ab. Eigentlich müsste man die alle verklagen, wegen Ausnutzung emotionaler Notzustände armer liebespechgebeutelter Menschen. Dann erhielt ich eine 100 Seiten lange Analyse meiner Beziehungspersönlichkeit, die auf Grundlage meines ausgefüllten Fragebogens erstellt wurde. Übersetzt: Ein billiges Computerprogramm bastelte aus seinem Psycho-Baukastensystem ein paar Seiten zusammen, et voilà, fertig ist der als Deine-ganz-persönliche-Beziehungsbibel verkaufte Quatsch. Ich war entsetzt, denn diese ernst zu nehmende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit meinem Beziehungs-Ich brachte zu Tage, dass ich ein zickiges in mich gekehrtes unfreundliches Wesen sei, das offener und höflicher werden und mehr aus sich heraus gehen muss. Ich war empört. Dafür hatte ich 120 Euro gezahlt?! Ich war die Nettigkeit in Person! Und wenn ich introvertiert war, dann war Helmut Kohl die ausgemergelte Primaballerina vom russischen Staatszirkus. Ich versteckte das impertinente Ding in meinem Bücherregal. Obwohl ich fest davon überzeugt war, dass das Partnerbörsen-Computerprogramm bei mir völlig versagt hatte, fing ich an zu grübeln. War ich vielleicht doch so schlimm?
Allen Grübeleien zum Trotz ließ ich mich von meinem Plan nicht abhalten. Ein neuer Typ musste her. Und zwar schnell. Ich checkte die zunächst fotolosen Profile der Typen, die die meisten Matching-Points hatten und vermeintlich besonders supergut zu mir passen würden. Auf Basis des Abgleichs der Fragebögen. Bedeutet, sie mochten Kreise genauso viel lieber als Dreiecke wie ich. Na, wenn das mal keine hervorragende Grundlage für eine großartige Beziehung ist! Ich checkte die Liste der vorgeschlagenen passenden potentiellen Partner und ertappte mich dabei, wie ich Lehrer, Beamte, Vertriebsfuzzies und Projektmanager aussortierte. Übrig blieben Piloten, Ärzte, Unternehmer, Künstler und Sportler. Die Profile der Typen strotzten nur so vor Doofheit. Alle warteten mit dem selben klischeebehafteten Schnulzscheiß auf. Auf die Frage, wie sie sich einen perfekten Tag vorstellten, antworteten 95%: „Neben meiner Liebsten aufwachen, Frühstück im Bett, ein Spaziergang am Meer, und neben meiner wunderschönen Liebsten wieder einschlafen.“ Geht ja gar nicht. Nur wenige
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