Liebe - stürmisch wie Herbstwind
ließ Samantha sich aufs Bett fallen und weinte hemmungslos.
Eine halbe Stunde später saß Blake in seinem Büro im Haupthaus und starrte aus dem Fenster. Es hatte angefangen zu schneien, was in dieser Gegend für den Spätherbst nicht ungewöhnlich war, doch Blake konnte sich nicht an dem Anblick erfreuen. Er musste immer daran denken, dass er normalerweise um diese Tageszeit noch mit Samantha im Bett lag und sie liebte. Und nun würde sie für immer aus seinem Leben verschwinden.
Der Gedanke daran, wie sehr er sie verletzt hatte, quälte ihn. Und dennoch hatte er nicht das sagen können, was sie erhoffte. Ich liebe dich . Diesen Satz gab es nicht mehr in seinem Vokabular. Das letzte Mal hatte er ihn zu seiner Mutter gesagt, und kurz darauf war sie gestorben. Seitdem hatte er sich bemüht, sich nie mehr gefühlsmäßig auf einen anderen Menschen einzulassen, worin ihn die kalte Art des Vaters noch bestärkt hatte. Auch Samantha musste das akzeptieren.
Als er hörte, wie jemand die Bürotür öffnete, drehte er sich klopfenden Herzens um. Das war sicher Samantha, die sich verabschieden wollte.
Doch es war Erica. „Was ist denn mit Samantha los, Blake?“
Woher wusste sie …? Wahrscheinlich hatte sie mit Gavin gesprochen. „Sie packt, weil sie noch heute abreisen will.“
„Und du lässt sie so einfach gehen?“
„Wieso? Es ist ihr Wunsch. Was soll ich dagegen tun?“
Sie kam näher und sah ihn forschend an. „Was ist denn bei euch schiefgelaufen?“
Verärgert runzelte er die Stirn. „Das geht dich gar nichts an.“
„Du bist mein Bruder. Also geht es mich wohl etwas an. Um Himmels willen, Blake, wann begreifst du endlich, dass du auch Gefühle zeigen musst?“
Er senkte den Blick und schob nervös seinen Kugelschreiber hin und her. „Ich weiß nicht, was du meinst.“
„Tu doch nicht so, Blake. Ich als deine Halbschwester habe auch erfahren müssen, dass du dich nicht gefühlsmäßig an mich binden wolltest. Wohl weil du befürchtet hast, dass ich dich im Stich lassen würde wie deine arme Mutter, als sie starb. Und mit Samantha ist es genau das Gleiche.“
„Unsinn!“ Warum wollte sie nicht begreifen, dass er keine Zeit hatte für mögliche Komplikationen, die mit Liebesbeziehungen einhergingen?
„Warum lässt du denn dann eine wunderbare Frau wie Samantha einfach gehen?“
„Weil sie es will.“
„Nein, du willst, dass sie geht. Und das weiß sie.“
Jetzt hob er wieder den Blick und sah Erica wütend an. „Hör auf, das ist meine Sache!“
„Sei doch mal ehrlich mit dir selbst, Blake. Du trennst dich von ihr, weil du Angst hast, dass sie dich verlassen könnte. Wie deine Mutter. Und von deinem Vater hast du auch nie Liebe erfahren. Er hat euch immer nur angetrieben, Leistung zu zeigen, besonders dich, den Ältesten.“
„Erica …“, sagte er warnend.
Doch sie war nicht mehr zu stoppen. „Wahrscheinlich hat er es sogar gut gemeint. Denn er wollte, dass seine Kinder stark und unabhängig sind. Vor allem von Gefühlen. Denn er hatte unter dem Tod seiner Frau sehr gelitten. Aber im Grunde hattest du nicht nur deine Mutter, sondern auch deinen Vater verloren. Kein Wunder, dass du dich scheust, deine Gefühle zu zeigen.“
Hatte sie recht? War das vielleicht der Grund, dass er sich nicht öffnen konnte? Doch noch gab er seine Verteidigungsstellung nicht auf. „Ich habe keine Lust, mir diesen Blödsinn weiter anzuhören.“
Aber sie war noch nicht fertig. „Dass unser Vater sich dann meiner Mutter zuwandte, ist kein Beweis dafür, dass er seine Frau nicht geliebt hätte. Er brauchte Trost. Das ist vollkommen verständlich.“
„Ich würde nach Samantha nie eine andere Frau haben wollen“, stieß er dumpf hervor.
„Hast du gehört, was du eben gesagt hast?“
„Äh … ja, warum fragst du?“
Schweigend sah Erica ihn an. „Wenn Samantha sterben würde“, sie betonte jedes Wort, „was würdest du denn dann fühlen?“
„Sag so etwas nicht …“
„Du liebst sie, Blake.“
„Nein.“
„Doch. Gib es zu. Noch ist es nicht zu spät.“
Er lehnte sich zurück und schloss kurz die Augen. Plötzlich hatte er das Gefühl, als öffne sich sein Herz. Ja, Erica hatte recht. Er liebte Samantha. Und er verstand, was sein Vater hatte durchmachen müssen, als die Mutter starb. Samantha … tot … dieser Gedanke war ihm unerträglich. Er sprang auf. „Ich muss sofort zu ihr.“
„Endlich!“ Erica atmete auf.
Er blickte auf seine Uhr. „Vielleicht ist sie noch in der
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