Liebe - stürmisch wie Herbstwind
„Gute Idee. Aber du solltest vielleicht vorher noch ihre finanzielle Situation und ihr allgemeines Geschäftsgebaren überprüfen, bevor wir endgültig zusagen.“
„Versteht sich von selbst.“
Dann wandte Blake sich an Melissa. „Und wie sieht’s bei dir aus?“
„Gut.“ Melissa berichtete kurz, wie das Spa von den Gästen angenommen wurde.
„Sehr erfreulich.“ Lächelnd nickte Blake der Schwester zu. „Und nun zu der kommenden Skisaison. Erica, kannst du uns sagen, wie die Belegung über Weihnachten aussieht und ob das Personal ausreicht?“
„Gern, Blake.“ Sie blickte freundlich in die Runde. „Ich habe eine kleine Power-Point-Präsentation vorbereitet.“ Sie wies auf die Leinwand.
Auch Blake blickte nach vorn und war sehr beeindruckt von Ericas detaillierter Zusammenstellung. Unwillkürlich warf er einen Blick auf Christian, der seine Verlobte immer wieder voll Stolz und Bewunderung ansah. Aber sein Gesicht drückte noch etwas anderes aus, das Blake zwar nicht so recht benennen konnte, das ihn aber an etwas erinnerte, was er fühlte, wenn er Samantha ansah.
Samantha. Wenn er an sie dachte, fühlte er einen dumpfen Schmerz im Herzen. In weniger als zehn Tagen wollte sie nach Las Vegas fliegen, um dort ihren kleinen Haushalt aufzulösen. Und in weiteren zwei Wochen würde sie endgültig aus seinem Leben verschwinden. Eine bedrückende Vorstellung. Schnell senkte er den Kopf, damit die anderen nicht sehen konnten, was in ihm vorging.
Dabei fiel sein Blick auf den nächsten Tagungsordnungspunkt, und er schrak zusammen. Samanthas Nachfolgerin. Dazu musste er wohl etwas sagen. Auch das noch. Aber es war nur fair der Familie gegenüber, sie möglichst früh über die Bewerbungen zu informieren. Denn im Gegensatz zu Samantha würde die Neue mit Las Vegas kaum mehr etwas zu tun haben, sondern nur hier arbeiten.
Gerade als Blake sich erhob, klopfte es wieder an der Tür, und Samantha steckte ihren Kopf hindurch. „Entschuldige, Blake, aber Mrs Richardson möchte Sie dringend sprechen. Sie bittet um Ihren Anruf. Es hat irgendetwas mit den Boutique-Plänen zu tun.“
Dies war also die Frau, die ihn verlassen wollte. Die leichten Herzens all das aufgeben wollte, was sie gemeinsam hatten. Plötzlich stieg Zorn in ihm auf. Er litt wie ein Hund, weil sie alles hinwerfen wollte, und sie stand da und wirkte vollkommen gelassen. Wie schön sie war. Kurz presste er die Lippen aufeinander. „Was Mrs Richardson zu sagen hat, muss warten. Und keine weiteren Störungen mehr, bis die Sitzung beendet ist, Samantha!“
Samantha zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen, richtete sich dann aber noch einmal auf und fixierte Blake kühl. „Sehr wohl, Mr Jarrod.“ Die Tür fiel ins Schloss.
Alle starrten Blake entrüstet an. „Das war doch nun wirklich nicht nötig, Blake“, meinte Guy leise.
Das wusste er selbst, und er hatte auch prompt ein schlechtes Gewissen. Wenn sie nicht gerade in dem Augenblick gekommen wäre, in dem es um ihre Nachfolge hatte gehen sollen, hätte er sie auch nicht so angefahren. Seine Reaktion richtete sich weniger gegen sie als gegen die Tatsache, dass sie ihn verlassen wollte. „Seht mich nicht so an“, sagte er unwillig. „Ich weiß, das war nicht angemessen. Ich werde mich nachher bei ihr entschuldigen. Aber da wir schon von Samantha sprechen, ihr wisst sicher alle, dass sie uns verlassen wird. Ich habe mir nun schon eine Reihe von Bewerbungen angesehen und glaube, auch jemanden gefunden zu haben, der passen wird.“
Guy hob fragend eine Augenbraue. „Kann denn überhaupt irgendjemand Samantha ersetzen?“
„Guy …“, grollte Blake.
„Blake“, fing nun auch Melissa an, „glaubst du nicht, dass …“
„Nein“, unterbrach er sie bestimmt, denn er wusste, was sie sagen wollte. „Nun hört mir bitte alle mal zu. Was sich privat zwischen Samantha und mir abspielt oder nicht abspielt, geht euch nichts an. Darüber kann und will ich nicht sprechen. Es geht jetzt darum, eine neue Assistentin für mich zu finden, die meinen Anforderungen genügt. Das ist der letzte Tagesordnungspunkt. Wir wollen es schnell hinter uns bringen, damit wir die Sitzung schließen können. Wir haben doch sicher alle noch genug zu tun.“
Ein leichtes Gemurmel erhob sich, doch als er die Hand hob, schwiegen alle. Gut so. Er schuldete niemandem eine Erklärung. Außerdem gab es keine. Samantha wollte gehen. Samantha würde gehen. Warum hatte er sie nun auch noch blamieren müssen
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