Liebe um Mitternacht
Sie in der Tat ziemlich tief in dieser Geschichte um das ermordete Medium drinstecken«, erklärte er gedehnt und mit einer unterschwelligen Drohung.
Sie war entsetzt. »Das ist nicht wahr.«
»Es gibt keinen anderen logischen Grund, warum Sie sonst so persönliche Dinge aufschreiben sollten. Wenn Sie keine Mitschrift unserer Unterhaltung machen für Ihre persönlichen Aufzeichnungen, dann kann ich nur daraus schließen, dass Sie das tun, um einen Bericht für ihren Komplizen anzufertigen.«
»Komplizen.«
Sie sprang auf, verwirrt und völlig verängstigt. »Das ist ungeheuerlich, Sir. Wie können Sie es wagen, anzudeuten, dass ich in einen Mord verwickelt sein könnte?«
Er wedelte mit dem Stück Papier vor ihrem Gesicht herum. »Wie sonst können Sie mir den Wunsch erklären, dieses Gespräch mitzuschreiben?«
Sie bemühte sich, ruhig zu bleiben und klar zu denken. »Ich schulde Ihnen keinerlei Erklärungen, Mr. Grove. Ganz im Gegenteil. Ich möchte Sie daran erinnern, dass Sie es waren, der heute in dieses Haus hereingeplatzt ist.«
Dieser Vorwurf schien ihn deutlich zu verwirren. »Das klingt ja gerade so, als hätte ich mir den Zugang zu Ihrem Haus erzwungen. Aber so war das nicht. Sie haben Ihre Haushälterin angewiesen, mich hereinzulassen.«
»Aber nur, weil Sie ihr gesagt haben, dass Sie wegen einer Sache gekommen sind, die für uns beide von äußerster Wichtigkeit ist.« Sie richtete sich auf. »Aber in Wahrheit scheint es so zu sein, dass Mrs. Delmonts unvorhergesehener Tod nur für Sie von äußerster Wichtigkeit ist, Mr. Grove.«
»Da irren Sie sich, Mrs. Fordyce.«
»Unsinn«, erklärte sie heftig und war sich ihrer Sache sehr sicher. »Ich interessiere mich überhaupt nicht für die Umstände, die zum Mord an Elizabeth Delmont geführt haben.«
Adam zog die Augenbrauen hoch. Er schwieg.
Zwei oder drei Sekunden lang hing die Stille schwer über dem Raum.
»Natürlich abgesehen von der vollkommen normalen Neugier, die man von einem Menschen erwarten kann, der gerade von einem schrecklichen Verbrechen gehört hat«, fügte sie noch hinzu.
»Ganz im Gegenteil, Mrs. Fordyce, ich bin überzeugt, dass Ihr Interesse an der ganzen Sache wesentlich tiefer geht als reine Neugier und normale Betroffenheit.«
»Wie soll das denn möglich sein?«, wollte sie wissen. »Ich habe diese Frau erst am gestrigen Abend kennen gelernt. Ich hatte auch nicht die Absicht, sie noch einmal wiederzusehen. Und dann möchte ich Sie auch noch daran erinnern, dass ich und meine Tanten nicht die einzigen Menschen waren, die an der letzten Seance von Mrs. Delmont teilgenommen haben. Es gab immerhin noch zwei andere Teilnehmer. Ich glaube, ihre Namen waren Mrs. Howell und Mr. Mc-Daniel.«
Er trat an das Fenster und sah hinaus in den Garten. Trotz der Müdigkeit, die er ausstrahlte, hatte er seine schlanken, kräftigen Schultern gereckt.
»Beide sind schon recht alt und zerbrechlich«, erklärte er mit ausdrucksloser Stimme. »Ich glaube kaum, dass einer der beiden die nötige Kraft oder die Entschlossenheit besitzt, mit einem Feuerhaken einem jüngeren, kräftigeren Menschen den Schädel einzuschlagen, geschweige denn, einen schweren Tisch und mehrere Stühle umzustürzen.«
Sie zögerte. »Haben Sie mit den beiden gesprochen?«
»Es bestand nicht die Notwendigkeit, sie persönlich zu befragen. Ich habe einige diskrete Beobachtungen gemacht und in den Straßen nachgefragt, wo die beiden leben. Ich bin davon überzeugt, dass keiner der beiden mit der Sache etwas zu tun hat.«
»Nun ja, ich nehme an, das ist wohl auch eher unwahrscheinlich«, gestand sie ihm.
»Erzählen Sie mir, was während der Seance geschehen ist«, forderte er sie ruhig auf.
»Da gibt es nicht viel zu erzählen.« Sie breitete beide Hände aus. »Es gab nur die ganz normalen Dinge, wie etwa Klopfen und Geräusche. Und auch eine oder zwei Erscheinungen. Und dann gab es finanziellen Rat aus der Geisterwelt.«
»Finanziellen Rat?«, fragte er unerwartet aufmerksam.
»Ja, man hat Mr. McDaniel gesagt, dass er in Kürze mit einer außergewöhnlich erfolgreichen Gelegenheit einer Investition zu rechnen hätte. Es war nicht weiter ungewöhnlich. Die Teilnehmer bei solchen Seancen erfahren oft von den Geistern, dass ihnen eine unerwartete Erbschaft bevorsteht oder dass sie Geld aus einer zuvor nicht vorherzusehenden Quelle bekommen.«
»Verstehe.« Langsam wandte er sich um und sah sie mit einem Ausdruck an, der selbst für das Gesicht des Teufels
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