Liebe um Mitternacht
Mord.«
Sie fühlte, dass er die Wahrheit sagte. Und dennoch hörte sie nicht auf, die Stuhllehne zu umklammern. »Wenn Sie nicht hierher gekommen sind, um für Elizabeth Delmont Gerechtigkeit zu suchen, was wollen Sie dann, Mr. Grove?«
Er betrachtete sie mit kühler Berechnung. »Mein einziges Ziel in der ganzen Sache ist, das Tagebuch zu finden.«
Sie versuchte erst gar nicht, ihr Erstaunen zu verbergen. »Was für ein Tagebuch?«
»Das Tagebuch, das man gestern Abend aus Elizabeth Delmonts Haus gestohlen hat.«
Sie dachte über seine Worte nach, so gut es ging. »Sie suchen das Tagebuch von Mrs. Delmont? Nun, ich versichere Ihnen, ich habe keine Ahnung davon, und meine Tanten auch nicht. Außerdem kann ich Ihnen mit absoluter Sicherheit sagen, dass ich am gestrigen Abend während der Seance kein Tagebuch gesehen habe.«
Er dachte einen Augenblick lang nach, dann schüttelte er den Kopf, als würde er seine Niederlage nur sehr zögernd akzeptieren.
»Wissen Sie, ich glaube sogar, dass Sie mir die Wahrheit sagen, Mrs. Fordyce. In der Tat scheint es so, als hätte ich mich in Ihnen geirrt.«
Sie entspannte sich ein wenig. »Geirrt, Sir?«
»Ich bin heute Morgen hierher gekommen in der Hoffnung, Sie dazu bringen zu können, mir zu gestehen, dass Sie dieses verdammte Tagebuch an sich genommen haben. Zumindest habe ich geglaubt, dass Sie in der Lage sein würden, mir zu erklären, was damit geschehen ist.«
»Warum ist ausgerechnet dieses Tagebuch so wichtig für Sie?«
Sein Lächeln war alles andere als fröhlich. »Es reicht wohl, wenn ich behaupte, dass Mrs. Delmont angenommen hat, sie könne mich damit erpressen.«
Mrs. Delmont hat sich offensichtlich von ihrer Gier leiten lassen und alle Vorsicht und Vernunft außer Acht gelassen, dachte Caroline. Kein normaler, vernünftiger Mensch würde das Risiko eingehen zu versuchen, Geld von diesem Mann zu erpressen.
»Wieso kommen Sie auf den Gedanken, dass ich wissen könnte, was mit dem Tagebuch geschehen ist?«, fragte sie.
Er stellte die Beine ein wenig weiter auseinander und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Sie und die anderen Teilnehmer der Seance waren die letzten Menschen, die Elizabeth Delmont lebend gesehen haben, abgesehen von ihrem Mörder, natürlich. Ich habe von einem der Nachbarn von Mrs. Delmont erfahren, dass die Haushälterin an diesem Abend frei hatte.«
»Ja, das stimmt. Mrs. Delmont hat uns persönlich die Tür geöffnet. Sie hat gesagt, dass sie ihrer Haushälterin immer am Abend einer Seance frei gibt, weil sie nicht in eine richtige Trance kommen könnte, wenn außer den Teilnehmern noch jemand im Haus anwesend ist. In der Tat habe ich mich schon gefragt, ob vielleicht…«
»Ja?«, drängte er sie. »Was haben Sie sich gefragt, Mrs. Fordyce?«
»Nun ja, wenn Sie es unbedingt wissen müssen, ich habe überlegt, ob Mrs. Delmont ihre Haushälterin vielleicht deshalb nicht im Haus haben wollte, wenn sie eine Seance abhielt, weil sie fürchtete, dass die Frau vielleicht ihre Tricks herausfinden würde, um sie dann später damit zu erpressen. Es gibt da einige Forscher des Übersinnlichen, von denen man gehört hat, dass sie die Dienstboten, die für ein Medium arbeiten, dafür bezahlen, wenn diese ihren Arbeitgebern nachspionieren.«
»Ein sehr kluger Gedanke, Mrs. Fordyce.« Adam schien von ihrer Logik beeindruckt. »Ich nehme an, dass Sie damit sogar Recht haben. Ein Medium verhält sich immer sehr geheimnisvoll.«
»Woher haben Sie überhaupt meinen Namen und meine Adresse erfahren?«
»Als ich die Leiche fand, habe ich auch eine Liste der Leute gefunden, die an der letzten Seance teilgenommen haben. Die Adressen standen neben den Namen.«
»Ach so.«
In ihrer Vorstellung sah sie Adam Grove, der methodisch das Wohnzimmer von Mrs. Delmont durchsuchte, während die Leiche der ermordeten Frau auf dem Boden lag. Es war eine erschreckende Vorstellung, die viel über das Nervenkostüm von Adam Grove verriet. Sie schluckte.
»Ich habe den Rest der Nacht und die frühen Morgenstunden damit verbracht, mich mit den Dienstboten, den Kutschern und …«Er zögerte, als würde er seine nächsten Worte sehr sorgfältig abwägen. »… änderen Menschen zu unterhalten, die ihren Lebensunterhalt auf den Straßen in der Nähe von Mrs. Delmonts Haus verdienen. Unter anderem ist es mir gelungen herauszufinden, dass die Haushälterin von Mrs. Delmont damit beschäftigt war, ihrer Tochter beizustehen, die in der vergangenen Nacht ein
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