Liebe um Mitternacht
Kind bekommen hat. Ihr Alibi ist unerschütterlich. Da blieb also nur noch Ihr Name, Mrs. Fordyce.«
»Kein Wunder, dass Sie so erschöpft aussehen«, meinte sie leise. »Sie waren die ganze Nacht unterwegs.«
Abwesend rieb er sich über sein stoppeliges Kinn und verzog das Gesicht. »Ich entschuldige mich für mein Aussehen.«
»Das ist wohl nicht so wichtig, unter diesen Umständen.« Sie zögerte. »Sie sind also heute hierher gekommen in der Absicht, mich auf diese Art und Weise zu befragen. Ihr Ziel war es, mich in Angst und Schrecken zu versetzen und mich so dazu zu bringen, ein schreckliches Komplott zu gestehen, nicht wahr?«
Er fuhr sich mit der Hand durch sein kurzes, dunkles Haar und zeigte keinerlei Anzeichen von Reue. »Das war mehr oder weniger mein Plan, jawohl.«
Sie war sich noch immer nicht sicher, ob er diesen Plan schon vollkommen aufgegeben hatte, deshalb suchte sie in Gedanken verzweifelt nach anderen Verdächtigen.
»Vielleicht ist Mrs. Delmont ja das Opfer eines Einbrechers geworden, der sie angegriffen hat, nachdem er in ihr Haus eingebrochen ist«, schlug sie vor.
»Ich habe das ganze Haus auf dem Kopf gestellt. Es gab keinen Beweis dafür, dass die Türen oder die Fenster aufgebrochen waren. Es scheint so, als hätte sie ihren Mörder selbst ins Haus gelassen.«
Die lässige Art und Weise, wie er dies sagte, vertiefte nur noch ihr Unbehagen. »Sie haben in der vorigen Nacht sicher eine ganze Menge Entdeckungen gemacht, Mr. Grove. Man könnte glauben, dass die Nähe einer so schrecklich ermordeten Frau es Ihnen schwer gemacht hat, so methodisch und logisch zu denken und zu handeln.«
»Leider scheine ich allerdings keinerlei besonders nützlichen Entdeckungen gemacht zu haben«, lenkte er ein. Mit entschlossenem Schritt ging er zur Tür. »Ich habe nur Ihre Zeit verschwendet und auch die meine. Ich würde es wirklich sehr begrüßen, wenn Sie mit niemandem über diese Unterhaltung sprechen würden.«
Sie gab ihm keine Antwort.
Er blieb mit einer Hand auf der Türklinke stehen und sah sich noch einmal nach ihr um. »Nun, Mrs. Fordyce? Kann ich mich auf Sie verlassen, dass Sie unsere Unterhaltung vertraulich behandeln werden?«
Sie reckte sich. »Das kommt ganz darauf an, Sir.«
Ihre Worte schienen ihn zu belustigen. Zynisch erwiderte er: »Natürlich. Zweifellos möchten Sie für Ihr Stillschweigen entschädigt werden. Nennen Sie mir Ihren Preis, Mrs. Fordyce.«
Wieder stieg heiße Wut in ihr auf. »Sie können sich mein Schweigen nicht erkaufen, Mr. Grove. Ich will Ihr Geld nicht. Was mir Sorgen macht, ist die Sicherheit meiner Tanten und auch meine eigene. Sollte jemand von uns wegen Ihres Handelns in Gefahr sein, verhaftet zu werden, dann werde ich nicht zögern, der Polizei Ihren Namen zu nennen, und ich werde auch über jede Einzelheit unserer Unterhaltung berichten.«
»Ich bezweifle sehr, dass die Polizei Ihnen Schwierigkeiten machen wird. Wie ich schon sagte, werden die Polizisten sehr wahrscheinlich schließen, dass Mrs. Delmont von einem Einbrecher ermordet wurde, und das ist alles.«
»Wie können Sie da so sicher sein?«
»Weil es die einfachste Antwort ist, und weil die Vertreter des Gesetzes dafür bekannt sind, eine solche Erklärung vorzuziehen.«
»Und wenn sie nun die Liste der Teilnehmer der Seance finden und diese Menschen alle zu Verdächtigen werden, so wie Sie es auch vermutet haben, Sir?«
Er griff in seine Tasche und zog ein zusammengefaltetes Stück Papier daraus hervor. »Sie werden die Liste nicht finden.«
Sie starrte auf das Blatt Papier. »Sie haben die Liste mitgenommen?«
»Ich bin ganz sicher, dass keiner der Namen auf dieser Liste für die Polizei von irgendwelchem Nutzen sein wird.«
»Ach so.« Sie wusste nicht, was sie sonst noch hätte sagen sollen.
»Und da wir gerade von Namen sprechen«, fügte er noch wie nebenbei hinzu, »sollte ich Ihnen vielleicht sagen, dass es Ihnen gar nichts nützen würde, meinen Namen der Polizei zu nennen.«
»Und warum nicht?«, fragte sie kalt. »Weil ein Gentleman von Ihrem offensichtlichen Stand und Reichtum sich keine großen Sorgen zu machen braucht, Fragen der Polizei zu beantworten?«
»Niemand steht über dem Gesetz. Aber das ist nicht der Grund, warum ich Ihnen raten würde, meinen Namen nicht zu nennen.« Sein Mund verzog sich zu einem rätselhaften Lächeln. »Das Problem ist, dass es einen Mr. Grove überhaupt nicht gibt. Ich habe ihn für diese Befragung heute erfunden. Wenn ich heute
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