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Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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die Suppe auch nicht, sondern eher würzig, nach viel Paprika. Ich werde die Zwiebeln einfach weglassen. Genau. Das merkt gar niemand.
    Gulasch portionsweise kräftig anbraten, dabei wenden.
    Ich drehe das Gas auf und gebe ein Stück Butter in den Bräter. Sie schmilzt wie nichts. Schnell eine Portion Fleisch hinein. Wie das spritzt! Ich nehme einen Kochlöffel und versuche, das Fleisch zu wenden. Aber es bäckt binnen Sekunden so kräftig an, dass ich es beim Versuch, es vom Boden des Bräters zu lösen, in Fetzen reiße.
    Mist. Wenn ich nicht aufpasse, verbrennt mir hier alles.
    Vielleicht tue ich einfach die nächste Portion rein. Bevor alles schwarz wird, zum Abkühlen quasi.
    Wieder spritzt es, inzwischen steigt schwarzer Rauch auf. Ich versuche, das Fleisch in der Pfanne umzurühren, und bemerke, dass es am Boden schon ganz schwarz ist. Schnell schmeiße ich die restlichen Fleischstücke dazu. Das hilft, denn plötzlich tritt eine helle Flüssigkeit aus dem Fleisch aus, in der sich die verbrannten Stellen lösen. Ich rühre schnell um und lese weiter:
    Wenn es schön gebräunt ist, herausnehmen.
    Schön ist relativ, denke ich, und kippe das Fleisch in eine Schüssel. Es sind lauter schwarze Stückchen dazwischen, aber wenn ich jetzt anfange, die herauszupicken, werd ich ja blöde, und außerdem bleibt dann nichts mehr übrig.
    Zwiebeln im Bratfett goldbraun anbraten.
    Das überspringe ich angesichts der Variation des Rezeptes.
    Gesamtes Fleisch zu den Zwiebeln geben und weiterbraten, bis sich am Topfboden eine braune Kruste bildet.
    Äääh, ja. Also das Fleisch wieder hinein in den Bräter. Als Kruste muss die von vorhin gelten.
    Mit Rotwein und Essig ablöschen, etwas einkochen lassen.
    Ich öffne eine Flasche Vernatsch und gieße einen großen Schluck davon in die Pfanne – ablöschen kann sogar ich. Dann gieße ich einen zweiten großen Schluck in die Köchin, denn der steht ganz schön der Schweiß auf der Stirn. Ich würze mit Salz und ordentlich viel Paprika – ich habe extra das besonders edle Rosenpaprika gekauft, das wird bestimmt lecker. Ich gieße Wasser an und lasse das Ganze schmoren, lang, mindestens eineinhalb Stunden lang. Währenddessen bleibe ich nervös neben dem Topf sitzen und trinke noch ein bisschen mehr Vernatsch. Wie das Gulasch wohl wird?
    Als die Zeit vorbei ist, öffne ich den Deckel und warte, bis sich der Dampf, der mir entgegenkommt, verzogen hat.
    Hm. Bei Tante Johanna sah das Ganze immer ein bisschen anders aus.
    Ich hole die Zitrone und eine Reibe und rühre die geraspelte Schale gründlich unter.
    Ich schnuppere. Es riecht nicht unbedingt schlecht … nur ein klein wenig nach altem Ofen.
    Aber wie hat Tante Johanna immer gesagt? Erst probieren, dann meckern.
    Ich hole einen großen Holzlöffel, fische ein Stück Fleisch und ein bisschen Sauce heraus und schiebe ihn mir in den Mund. Dann gehe ich zum Mülleimer, spucke das Brikett wieder aus, gehe mit brennendem Rachen zum Kühlschrank und trinke in großen Schlucken einen halben Liter Milch. Dann sehe ich mir die Gewürzdose, die ich verwendet habe, noch einmal an. Rosenpaprika, steht da. Und, ganz klein darunter, so winzig, dass man doch wohl nun wirklich nicht ernsthaft erwarten kann, dass jemand darauf aufmerksam wird: Extrascharf.
    » Hallo?«
    Oh nein. Das kam aus dem Flur.
    » Ist da jemand?«
    Ausgerechnet jetzt – Kundschaft!

Zwei Wochen zuvor …

1
    Ich wache auf, weil das Telefon klingelt. Es klingelt fast lautlos, denn ich habe es irgendwann mal leise gestellt und kann seitdem den Menüpunkt nicht mehr finden, unter dem man den Befehl rückgängig macht. Kein Problem, ich verpasse nie einen Anruf – selbst, wenn ich in der Badewanne liege, dauert es selten länger als drei Sekunden, dann bin ich auch schon dran. Leider ruft außer meinem Bankberater, der mir einen Gesprächstermin über kreditfinanzierte Rentenversicherungen aufschwatzen will, kaum jemand an.
    Das Telefon klingelt weiter. Ich drehe mich auf die andere Seite – mein Kopf dröhnt wie eine leere Öltonne. Tut das weh! Ich blinzele, kratze mich stöhnend am Hintern und stelle überrascht fest, dass ich nackt bin! Nackt bin ich normalerweise nie, zumindest nicht morgens beim Aufwachen – ich gehöre zu den Menschen, die nicht einmal daran denken können einzuschlafen, wenn sie nicht wenigstens ein T-Shirt anhaben. Aber ich bin nackt, das ist sicher, denn da vorne neben dem Fernseher liegt es, klein und hellblau und verschrumpelt: mein

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