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Liebe und Tod in Havanna

Liebe und Tod in Havanna

Titel: Liebe und Tod in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jérômel Savary
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puta nos pide treinta!«
    Jo gab ihnen dreißig Dollar für den Etagenwächter und fünfzig für sie beide.
    In Sekundenschnelle hatten sie ihre engen schwarzen Kleider, in Wirklichkeit nicht viel mehr als lange T-Shirts, und ihre hochhackigen Schuhe wieder angezogen.
    Zwei flüchtige Küsse auf zwei Münder und schon waren die Mädchen verschwunden.
    Was war er doch für ein Idiot! Er hatte sie nicht einmal nach ihrer Telefonnummer gefragt.
     
    ––– ¤ –––

 
     
     
    8
     
    E L P ALACIO DE LA S ALSA
     
     
     
    Am nächsten Abend suchte er die Mädchen vergeblich im Palacio de la Salsa. Vielleicht waren sie schon wieder in ihre Provinz zurückgekehrt und Jo stellte sie sich mit gebeugtem Rücken inmitten von Tabakfeldern vor, wie in den Abbildungen auf den Zigarrenkisten.
    Hör auf zu träumen, ermahnte er sich selbst.
    Und ihm blieb nicht wirklich Zeit zum Träumen an jenem Abend. Sowie er den Palacio betreten hatte, wurde er von einer Horde enthemmter Temperamentsbolzen regelrecht an Ort und Stelle vergewaltigt.
    Am Abend zuvor waren es zwei Frauen gewesen, in einer sehr sanften und ausgiebigen Liebkosung. Heute Abend war es eine Sturmflut. Runde Pobacken rieben sich im Salsarhythmus an seinem Glied. Es war wie ein Spiel: Ein Mädchen rief eine Erektion hervor und überließ dann ihren Platz einem anderen Mädchen, das dafür sorgte, dass die Flamme nicht ausging. All das vollzog sich ohne Aggressivität, aber auch ohne Scham.
    Voyeurismus und Sex an öffentlichen Orten zu bekämpfen wäre mal ‘ne gesunde Maßnahme, sagte sich Jo, dessen Schwanz zwischen zwei riesigen, von neongelbem Lycra umspannten Pobacken klemmte, die sich im Rhythmus der Trompeten hin und her wiegten.
    »Papa pa papa! Papa pa papa!«, sang das Mädchen im Takt der Glocke leise vor sich hin und saugte dabei genüsslich am Strohhalm ihres »refresco«.
    Als wollten sie das Publikum zu weiteren Ausschweifungen anfeuern, sangen die Jungs von Charanga Habanera auf der Bühne:
     
    »Vamos a quitarnos el disfraz!
    Que se lo quita la gente!«
     
    Man muss nicht mal die Hose ausziehen, antwortete Jo in Gedanken auf die Aufforderung von David Calzado, dem Sänger, bei der Luftfeuchtigkeit kleben die Klamotten eh am Leib. Ist wie in ‘ner Sauna hier drin. Andererseits gibt’s hier bestimmt ‘ne Menge Scheißkerle, die pfuschen und es sich einfach gleich hier an Ort und Stelle besorgen lassen, um nicht nachher zur Kasse gebeten zu werden.
    Man muss erwähnen, dass die Mädchen sehr großzügig waren. Sie gaben einen dicken Vorschuss gratis, ohne das geringste Kalkül.
    Kein Wunder, dachte er, dass einige von ihnen am Ende eines Abends leer ausgehen. Sie amüsieren sich, flattern wie Nachtfalter von einem Mann zum nächsten und vergessen darüber das Geschäft.
    Jo trank an jenem Abend zu viel Rum. Als er schließlich aus dem Club torkelte, stellte er fest, dass er einer der letzten Gäste war.
    Und als er an der Bar in der Hotelhalle einen doppelten Espresso bestellte, fand er sich gleich von einem guten Dutzend Mädchen umringt.
    »Na, was denn, ihr Nachtfalter. Die ganze Nacht habt ihr getanzt, und jetzt schreit ihr um Hilfe.«
    Er gab eine Runde Cola aus, unter der Bedingung, dass sie ihm mal für ein paar Minuten nicht auf den Sack gingen. So vulgär dieser Ausdruck auch sein mochte, schien er der Situation dennoch angemessen.
    Eine höchstens fünfzehnjährige Göre, deren Brüste aus einem unglaublichen Schlauchkleid aus rotem Samt quollen, das provisorisch aus einem Theatervorhang gefertigt schien, flehte: »Gib mir fünf Dollar, Schatz, damit ich nach Hause kann.«
    »Wohnst du weit weg?«, fragte Jo, der langsam wieder zu sich kam.
    »Und ob! Mindestens zehn Kilometer, wenn du mir kein Taxi bezahlst, muss ich zwei Stunden laufen und mir tun die Füße weh!«
    Jo warf einen Blick auf ihre Füße, sie trug Schuhe mit Absätzen aus durchsichtigem Plexiglas von mindestens zwanzig Zentimetern.
    »Warte mal, Kleine, mit solchen Absätzen schaffst du zehn Kilometer?«
    Sie brach in Gelächter aus. »Natürlich nicht! Ich gehe barfuß nach Hause!«
    »Barfuß?« Er dachte an Anita Ekberg in La Dolce Vita. Allerdings waren die Straßen in Havanna nicht gepflastert, sondern voller Schlaglöcher und mit Schutt übersät. »Ich bin es gewohnt, was glaubst denn du, amorcito. Mein Kleid zieh ich auch aus! Ich ziehe eine Hose an. Hast du nicht die vielen Mädchen gesehen, die sich auf der Toilette umziehen?«
    »Ich hatte noch keine

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