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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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fröstelnd, schmiegte Jenny sich enger an Benjamin und fragte verständnislos: „Warum hast du Weldon die Möglichkeit gegeben, sich selbst zu richten?“
    „So war es besser“, antwortete er ernst. „Kein Unschuldiger wird jetzt noch unter seinen schmierigen Machenschaften leiden müssen, auch Prinz Balagrini und Lady Sara nicht. Und niemand wird deinen Ruf in den Schmutz ziehen. Da du meine Gattin wirst, liegt mir viel daran, dein Ansehen zu schützen. Du wirst mich doch heiraten, nicht wahr, Jenny?“
    „Ja, Benjamin“, sagte sie glücklich, blieb stehen und küßte ihn. Aufatmend verließ sie dann an der Seite des zukünftigen Gemahles das Haus, das so viele Schrecken für sie barg.
    Kuram hatte versichert, er fühlte sich imstande zu reiten, und begleitete die Kutsche auf Michaels Pferd.
    Gespannte Stille herrschte im Inneren des Wagens. Sara schaute aus dem Fenster, und Michael wußte nicht, was er sagen sollte.
    „Warum hast du Charles nicht umgebracht?“ flüsterte sie plötzlich.
    Michael war erleichtert, daß sie das lastende Schweigen endlich gebrochen hatte. Sekundenlang nach den richtigen Worten suchend, zögerte er mit der Antwort und erwiderte dann ruhig: „Nachdem du aus Sulgrave abgereist warst, habe ich viel nachgedacht und begriffen, daß ich die Vergangenheit nicht ändern kann, wenn ich Vergeltung übe. Auch meine seelischen Wunden würden dadurch nicht heilen. Ich gebe zu, daß ich heute kurz davor stand, Weldon zu erdolchen, doch der Blick deiner Augen hat mich davon abgehalten. Dann konnte ich es nicht mehr tun.“
    „Willst du mir damit zu verstehen geben, daß du mir zuliebe auf deine Rache verzichtet hast?“ fragte Sara ungläubig.
    „Nach unserer Auseinandersetzung wurde mir klar, daß du nicht nur über den Grundsatz von Gut und Böse gesprochen hast, sondern auch über die Möglichkeit, sich für ein Leben zu entscheiden, das entweder auf Haß oder auf Liebe basiert. Jahrelang war Haß der Mittelpunkt meines Daseins, bis ich dich kennenlernte, Sara. Und dann, ohne daß es mir bewußt wurde, vollzog sich in mir eine Wandlung. Und nach unserem Gespräch erkannte ich, daß ich mich selbst zu einem leeren, hohlen Leben verurteilt hätte, wäre Weldon durch meine Hand gestorben. Denn dann hätte ich dich verloren, und dieser Preis war mir zu hoch für die Genugtuung, Weldon sterben zu sehen. Vor unserer Hochzeit habe ich dir einmal gesagt“, fügte Michael hinzu und lächelte, „daß ich das Gefühl hätte, du wärest nicht fähig, etwas Böses zu tun. Glücklicherweise wußte ich damals nicht, wie schwierig es sein kann, mit jemandem zu leben, der immer nur selbstlos, edelmütig und in höchstem Maße integer ist. Sonst hätte ich mich bestimmt davor gefürchtet, es überhaupt zu versuchen.“
    „Du redest, als sei ich ein sauertöpfischer Tugendbold“, entgegnete Sara und lachte etwas verlegen.
    Michael bewunderte ihr Profil, das sich gegen das Licht der Gaslaternen abzeichnete. „Das bist du ganz und gar nicht“, widersprach er ernst. „Jedenfalls nicht in den Bereichen, die im Leben wirklich von Bedeutung sind. Gegensätze ziehen sich an, Sara. Du bist gut, und ich war es nicht. Du liebst, und ich habe gehaßt. Du bist wie das Licht, das meine Dunkelheit erhellt. Willst du heimkommen, Sara?“
    „Natürlich will ich das!“ Glücklich sprang Sara auf, setzte sich auf der anderen Polsterbank zu ihrem Gatten und schmiegte sich an ihn. „Als du vorhin die Anweisung gabst, mich nach Haddonfield House zu fahren, befürchtete ich, du wolltest mich nicht zurückhaben.“
    „Ich wollte nur ein perfekter Gentleman sein, auch wenn es mir sehr widerstrebte“, bekannte Michael, zog Sara auf den
    Schoß und drückte sie an die Brust. „Immer wenn du mich fragtest, warum ich dich geheiratet habe, erklärte ich dir stets, weil ich es so gewollt hätte“, fuhr er fort und strich Sara über die roten Locken. „Den eigentlichen Grund habe ich jedoch nie erforscht. Erst nachdem du mich verlassen hattest, wußte ich, meine Antworten waren nur ein unbeholfener, feiger Ausweg, dir nicht einzugestehen, daß ich dich liebe.“
    „Ich hätte nie gedacht, daß du mir je deine Liebe bekennen würdest“, flüsterte Sara zärtlich und streichelte Michael die Wange. „Du hast dich so verändert. Als ich dir zum ersten Male begegnete, warst du ein undurchschaubarer, geheimnisvoller Fremder. Es erschien mir ausgeschlossen, daß du mich je so lieben würdest, wie ich dich liebe.“
    „Ich

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