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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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schüttelte Elizabeth, und tröstend drückte Charles sie an sich. „Sei unbesorgt, mein Liebling“, redete er leise und besänftigend auf sie ein. „Du bist nicht mehr in Gefahr. Papa wird gut auf dich achtgeben.“ Immer wieder streichelte er ihr den Rücken, bis sie sich etwas beruhigt hatte, und fragte dann: „Wo sind deine Kleider?“
    Eliza schluckte, richtete sich auf und wies zaghaft auf eine Kommode. „Da!“ flüsterte sie. „Die gräßliche Frau hat sie dort hineingetan.“
    „Sei brav, steh auf und zieh dich um“, sagte Charles und strich Elizabeth über die blonden Locken. „Ich gehe schnell nach unten und kümmere mich darum, daß wir unbehelligt das Haus verlassen können. Du mußt jetzt tapfer sein und tun, was ich dir rate.“
    „Ja, Papa“, versprach sie und sah ihn vertrauensvoll an. „Ich wußte, du würdest kommen und mir helfen.“
    Charles tätschelte ihr noch einmal die Wange, erhob sich und verließ das Zimmer. Im Korridor lehnte er sich gegen die Tür und kämpfte erneut gegen die aufsteigende Übelkeit an. Der Gedanke, daß seine Tochter, sein heißgeliebtes Kind, von irgendeinem widerlichen Lüstling mißbraucht worden wäre, hätte ihn nicht die Neugier zu Mrs. Bancroft getrieben, verursachte ihm einen Brechreiz.
    Natürlich war Connery die Ursache für das Versehen, doch die eigentlich Schuldigen waren Mrs. Bancroft und Rob und Berney, die Elizabeth entführt hatten. Alle drei hätten sofort erkennen müssen, daß seine Tochter ein argloses, unverdorbenes und keusches Geschöpf war, auf das niemand die schmutzigen Hände hätte legen dürfen.
    Charles griff in die rechte Seitentasche der Redingote, nahm die Pistole heraus, die er bei Fahrten ins Hafenviertel stets bei sich trug, und machte sie schußbereit. Dann steckte er sie wieder ein, ging ins Parterre und betrat Mrs. Bancrofts Büro.
    „Wir haben einen Gast, Sir“, sagte Julia Bancroft, als sie Sir Charles hereinkommen sah. „Vorhin ist dieses Weibsbild frech bei uns eingedrungen. Ist sie diejenige, von der Sie mir erzählt haben?“
    Ungläubig starrte Charles auf den Sessel und vergaß die Vorwürfe, die er Mrs. Bancroft hatte machen wollen. „Verdammt, wie kommst du hierher?“ fragte er verblüfft.
    Sekundenlang war Sara zu fassungslos, um antworten zu können. „Das könnte ich dich fragen“, erwiderte sie nach einem Moment. „Ich wollte nie glauben, daß du in so schmutzige Geschäfte verwickelt bist, doch nun sehe ich, wie sehr ich mich getäuscht habe! Warum ich hier bin? Ich befürchtete, man könnte deine Tochter verschleppt haben. Ist sie tatsächlich oben?“
    „Ja, aber sie verläßt gleich das Haus“, sagte Charles und grinste hämisch. „Du hingegen nicht!“ Sich an Mrs. Bancroft wendend, herrschte er sie wütend an: „Das Kind ist meine Tochter! Sind Rob und Berney noch hier?“
    Julia spürte, daß sie blaß wurde. „Rob ist zu Mrs. Cambridge gefahren“, antwortete sie bestürzt. „Berney ist im Hinterzimmer und bewacht den Diener, der diese Frau begleitet hat.“
    „Sie werden sterben!“ sagte Charles kalt und zog die Waffe aus der Manteltasche. „Sie haben die Hände auf meine Tochter gelegt!“
    „Ich wußte doch nicht, wer das Kind ist“, verteidigte sich Julia Bancroft und starrte furchtsam auf die Pistole. „Das Mädchen hat mir ja nicht verraten, wie sie heißt.“
    „Sie hätten sehen müssen, daß Elizabeth ein Kind aus bester Familie ist“, entgegnete Charles und krümmte den Finger um den Abzug. „Aber Sie haben sie wie irgendeine hergelaufene Schlampe behandelt!“
    Julia Bancroft merkte, daß es Sir Charles ernst war, schrie auf und versuchte, an ihm vorbeizukommen.
    Charles zielte, und dann knallte ein Schuß.
    An der Schläfe getroffen, stürzte Mrs. Bancroft gegen einen Sessel, riß ihn um und schlug zu Boden. Die Augen, in denen noch immer das Entsetzen stand, weit aufgerissen, blieb sie reglos liegen.
    „Wie gut, daß die Wände so dick sind“, murmelte Charles, schob eine neue Patrone in die Geschoßkammer und steckte die Pistole in die rechte Tasche der Redingote. „Auch du wirst froh sein, daß man dich nicht hört, Sara, mein Täubchen. Bevor ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen, ich hätte dich jetzt ebenfalls erschossen.“ Grinsend öffnete er die Tür und verließ den Salon.
    Sara hätte es nie für möglich gehalten, daß er ihr je Schaden zufügen würde, doch nun wußte sie, er war zu allem fähig. Offenbar fühlte er sich so sicher, daß

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