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Liebe Unerwuenscht

Liebe Unerwuenscht

Titel: Liebe Unerwuenscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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nicht ein Projektil die inneren Verletzungen verursacht, sondern die gebrochenen Rippen, in Folge eines Sturzes.
    Bei der Frau tauchst du auch nicht alle zwei Stunden zu einem Pläuschchen auf. Wieso drängt es dich, das bei Jennifer Feiler zu tun?
    Caroline klapperte nervös mit dem Kugelschreiber auf der Schreibtischplatte.
    Helferinneninstinkt? fragte sie sich. Das war, auch wenn Jennifers Lage misslich war, sicher überflüssig. Die Frau bezahlte genug Anwälte, sie brauchte nicht sie, Caroline, die sie moralisch aufbaute oder gar beschützte. Selbst ohne Anwälte verstand Jennifer Feiler es ganz sicher sich zu helfen. Doktor Geisler, Anästhesist und wandelnde Boulevardzeitung des Hauses, hatte Caroline aufgeklärt.
    Jennifer Feiler war nicht nur Mitglied mehrerer Firmenvorstände, sondern auch des Stadtrats. Die Frau wusste also, wie man sich behauptete. Das einzige, was Jennifer Feiler nach Meinung Geislers mal das Genick brechen könnte, wäre eine ihrer zahllosen Affären. Caroline hatte schon auf Durchzug schalten wollen, als Geisler anzüglich hinzugefügt hatte: »Übrigens Ihre Fraktion, meine Liebe.«
    Caroline hatte süffisant gelächelt und geantwortet: »Nur keinen Neid, Kollege.«
    Das Gespräch mit Geisler trug dazu bei, dass Caroline sich noch striktere Zurückhaltung verordnete. Denn nun hatte sie, zu allem anderen, den Verdacht, dass Jennifer Feiler, wenn auch versteckt, mit ihr geflirtet hatte. In ihrer Situation! Die Frau war wohl durch all ihren Erfolg eine Spur verrückt geworden. Oder litt an grenzenloser Selbstüberschätzung. Vielleicht ein bisschen von beidem.
    Nun ja, in drei, spätestens vier Tagen würde Jennifer Feiler so weit genesen sein, dass sie das Krankenhaus verlassen konnte. Damit war dieses Kapitel dann abgeschlossen.
    Caroline betrat in Begleitung von Schwester Inge Jennifers Zimmer zur Visite. Während die Schwester den Blutdruck maß, fragte Caroline in sachlichem Ton: »Wie geht es Ihnen, Frau Feiler?«
    »Ich fühle mich gut, danke«, erwiderte Jennifer ebenso sachlich.
    »Noch Schwindel?«
    »Nein.«
    »Schon mal versucht aufzustehen?«
    »Nein.«
    »Ein paar Schritte im Zimmer sollten heute schon gehen. Nur nicht gleich übertreiben. Schwester Inge, stellen Sie doch mal die Höhe des Bettes so ein, dass Frau Feiler problemlos aufstehen kann.«
    »Würden Sie sich bitte hinsetzen, Frau Feiler?« fragte die Schwester. »So dass ich sehen kann, wann Sie mit den Füßen den Fußboden berühren.«
    Jennifer richtete sich vorsichtig auf, schwenkte langsam die Füße aus dem Bett, die aber in der Luft baumelten. Die Schwester senkte das Bett per Motor, bis Jennifers Füße auf dem Boden standen. Dann stoppte sie. Jennifer stellte sich auf die Füße. Beim Versuch, den Oberkörper aufzurichten, zuckte sie zusammen. »Schei. . . Autsch«, rief sie, plumpste wieder aufs Bett und hielt sich den Bauch. »Ich glaube, ich warte damit noch ein wenig. So eilig habe ich es nicht, in U-Haft zu kommen.«
    Caroline verzog keine Miene. »Versuchen Sie es noch mal. Langsam.«
    Jennifer tat es. Diesmal, auf den Schmerz vorbereitet, konnte man ihn ihrer Miene kaum ansehen. Aber Caroline wusste, dass er da war. Und dass eine Menge Selbstbeherrschung dazu gehörte, so zu gehen, wie Jennifer es jetzt tat. Immerhin hatte sie erst vor vierundzwanzig Stunden eine Notoperation überstanden.
    »Na, geht doch«, sagte Caroline.
    Jennifers Blick, zwei böse Blitze, trafen sie. »Sie haben wohl über Nacht die Seiten gewechselt? Was hat Sasse Ihnen geboten, dass Sie mich hier so quälen?«
    »Ich kann die Seiten nicht gewechselt haben, weil ich auf keiner Seite stehe«, erwiderte Caroline gelassen. »Und ich quäle Sie keineswegs. Jedenfalls nicht, wie Sie meinen. Alle unsere Patienten werden angehalten, nach der Operation so schnell wie möglich die Muskulatur des Körpers wie gewohnt zu belasten. Bauchschuss oder Bypass, das spielt keine Rolle.«
    Jennifer setzte sich auf ihr Bett. »Gestern waren Sie netter zu mir«, beschwerte sie sich.
    Doch Caroline ließ sich auf keine Diskussion ein, erwiderte nur kurz angebunden: »Gestern war Schontag.«
    Sie gab Schwester Inge ein Zeichen. Gemeinsam verließen sie das Zimmer.
    Perplex schaute Jennifer Caroline nach. Doktor Jekyll und Ms. Hyde, konstatierte sie. Oder einfacher: Frauen!
    Das Telefon klingelte. Jennifer, immer noch auf dem Bett sitzend, griff zum Hörer und nahm ab. Heilmann meldete sich.
    Bei seinem Besuch gestern hatte Heilmann Jennifer die

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