Liebe – wie im Maerchen
ich mache mir ernstlich Sorgen um ihn."
"Er hat mich zwei Wochen warten lassen, ehe seine Spießgesellen kamen, um mich vor die Tür zu setzen."
"Es waren nicht seine Spießgesellen", widersprach Asim. "Und wenn Sie ihn dazu zwingen, wird er auch zwei Wochen lang in diesem Wartezimmer am Ende des Flurs sitzen bleiben, das verspreche ich Ihnen."
Evie kannte Raschid gut genug, um es zu glauben. "Okay." Sie seufzte resigniert. "Er kann kommen."
"Danke."
Asims Verbeugung erinnerte sie an die düsteren Boten des Kronprinzen. Ein kalter Schauer jagte ihr über den Rücken. "Er hat fünf Minuten", sagte sie scharf. "Und dann sorgen Sie bitte dafür, dass er geht!"
"Ganz wie Sie wünschen."
Sekunden nachdem Asim das Zimmer verlassen hatte, ging die Tür wieder auf, und Raschid kam herein. Bei seinem Anblick stieg Zorn in Evie auf, denn sie fühlte sich betrogen. Raschid sah nicht aus wie ein Mann, der zwei Nächte und einen Tag nicht geschlafen hatte! Er war glatt rasiert, trug einen eleganten Anzug, ein frisches Hemd, und sein markantes Gesicht verriet keinerlei Reue.
"Wie geht es dir?" erkundigte er sich höflich.
"Ich vermute, du bist ausführlich darüber unterrichtet worden, wie es mir geht", entgegnete sie schroff.
Raschid nahm sich einen Stuhl und setzte sich zu ihr ans Bett. Erst von Nahem sah Evie die verräterischen Schatten unter seinen Augen -
doch auch nach zwei Nächten ohne Schlaf hatte er nichts von seiner männlichen Ausstrahlung eingebüßt, wie sie sofort an ihrer eigenen Reaktion merkte.
Evie verbot sich solche Gedanken und wandte den Blick von ihm ab. Sie zog die Knie an, legte die Arme um die Beine und die Stirn auf die Knie. So wartete sie schweigend, dass Raschid endlich sagen würde, was er zu sagen hatte.
Doch er sprach kein Wort. Das Schweigen dehnte sich endlos und wurde schier unerträglich. Evie weigerte sich, aufzublicken und ihn anzusehen, weil sie in keinerlei Kontakt mit ihm treten wollte.
"Ich werde nicht verschwinden, nur weil du es dir wünschst", sagte er schließlich leise.
"Ich bin im Moment nicht in der Verfassung, mit dir zu reden", antwortete sie. "Wenn du auch nur etwas Feingefühl besäßest, hättest du das verstanden und mich in Ruhe gelassen."
"Weil du mir die Schuld gibst an dem, was passiert ist?"
Ja, sie gab ihm die Schuld. Nach dem Besuch der beiden Männer hatte sie sich benutzt, verleugnet und abgeschoben gefühlt. Raschid hatte versprochen, sie zu beschützen. Er hatte ihr versprochen, sie anzurufen. Er hatte ihr geschworen, alles zum Guten für sie zu wenden.
"Es tut mir Leid, dass die Leute meines Vaters dich so erschreckt haben."
"Die Leute deines Vaters sind auch deine Leute. Ich mache da keinen großen Unterschied."
"Warum nicht?"
"Weil du nicht anders bist, und ich will dich auch nicht länger so sehen", antwortete Evie gereizt. "Und würdest du bitte aufhören, mich mit Fragen zu löchern, als würde ich hier vor Gericht stehen? Falls du es noch nicht begriffen hast - ich bin hier das Opfer!"
"Und du glaubst, ich wäre nicht genauso ein Opfer?" Raschid atmete tief ein. "Ich hatte keine Ahnung, dass mein Vater so tief sinken könnte, eine derart lausige Show abzuziehen! Inzwischen bedauert er zutiefst, was er getan hat", fügte er schroff hinzu, "und bittet dich um Verzeihung."
Evie presste den Mund zusammen, um nicht damit herauszuplatzen, dass er ihr das bereits durch seine bedrohlichen Boten hatte auslichten lassen.
"Selbstverständlich wird er dir das alles auch noch persönlich sagen, sobald er stark genug ist, um das Krankenhaus zu verlassen."
Diese Worte veranlassten sie, nun doch erstaunt aufzublicken.
"Welches Krankenhaus?"
"Das, in welches ich ihn habe einliefern lassen", antwortete Raschid äußerlich ungerührt. "Als er sich weigerte, zu akzeptieren, dass ich dich und nicht Aisha heiraten würde, habe ich auf mein Thronfolgerecht verzichtet. Der Schock hätte ihn fast umgebracht."
"Nein, Raschid!" Evie stöhnte entsetzt auf. Wie viele Menschen sollten noch leiden, bis diese Geschichte endlich vorüber war?
"Ende gut, alles gut, wie man hier in England so schön sagt", fuhr Raschid unbeirrt fort. "Das Herz meines Vaters schlägt jetzt wieder genauso kräftig wie meines, und er hat sich mit dem Gedanken abgefunden, dass ich heiraten werde, wen ich will."
"Nicht wenn du dabei an mich denkst", erwiderte Evie hart.
Er wandte sich ihr zu und sah sie an. Evie wurde bewusst, dass auch Raschid ihrem Blick ausgewichen war. Nun aber
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