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L(i)ebenswert (German Edition)

L(i)ebenswert (German Edition)

Titel: L(i)ebenswert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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über alle Patrouillen und Truppenverbände im Grenzland besaß, hielt mit seinen strengen Gesetzen und Idealen die Ordnung hoch. Er verhinderte Willkürlichkeit, Brutalität gegenüber Gefangenen und Ausschreitungen unter den Soldaten.
    Geron war erleichtert, als er das Lager erreichte und sein Gefangener noch immer lebte. Er saß ab, gab einem Gefreiten Anweisungen, das geliehene Pferd zum Südlager zu bringen und ließ den Feldscher rufen. Tatkräftige Hände halfen ihm, den Besinnungslosen aus dem Sattel zu heben und vorsichtig zu Boden niederzulegen. Schon tauchte der kahl geschorene Kopf des Kommandanten auf. Geron erklärte mit kurzen Worten, was es mit dem Gefangenen auf sich hatte, dass sein Auftrag unerfüllt geblieben war und dass man den Hauptmann des Südlagers disziplinieren, vor allem aber in strategischer Führung nachschulen musste.
    „Weiß man, ob er allein war?“, fragte Krazon, als er sich dem jungen Mann zuwandte. Erkennen und Erschrecken malten sich auf dem wettergegerbten harten Antlitz ab. Krazon atmete tief durch, die dunklen Augen auf den Fremden fixiert. Plötzlich holte er aus, schlug mit der Faust zwei Mal hart in das ungeschützte Gesicht des Besinnungslosen. Geron sprang dazu, wollte ihn aufhalten, doch Krazon war bereits zurückgewichen. Im gesamten Lager herrschte Totenstille, jeder Soldat war in der Bewegung erstarrt und beobachtete fassungslos das Geschehen.
    Schockiert wusste Geron nicht, wie er reagieren sollte. Krazon fasste sich als erster.
    „Bindet ihn dort an den Baum. Sitzend, Arme nach hinten. Keiner rührt ihn an, auch unser Feldscher nicht. Er bekommt kein Essen, keine Versorgung, kein gar nichts! Sollte er schreien, verpasst ihm einen Knebel. Sobald er wach wird, ruft mich, damit ich ihn verhören kann.“
    Er warf einen hasserfüllten Blick auf den wehrlosen Mann zu seinen Füßen, wandte sich schwer atmend ab und stürmte davon.
    Geron folgte ihm sofort und hielt ihn auf.
    „Kommandant! Wer ist er? Sie hassen ihn, warum?“
    „Er ist ein Feind, das genügt in seinem Fall“, spie Krazon hervor, packte Geron und zog ihn mit in das Zelt, vor dem sie stehen geblieben waren.
    „Sie haben noch nie einen Gefangenen derart behandeln lassen, Kommandant, die Männer brauchen eine Erklärung!“, beharrte Geron. „Also, wer ist er?“
    „Ich weiß es nicht.“ Krazon ließ den Kopf hängen und zwang sich sichtlich, ruhiger zu werden. „Ich schwöre, ich weiß es ganz einfach nicht. Soweit ich weiß, ist er … nein, ich weiß eigentlich gar nichts.“
    Sein Blick verriet Geron, dass er nicht mehr über diese Sache erfahren würde. Er beschloss, die Angelegenheit vorerst ruhen zu lassen und den Kommandant in ein oder zwei Stunden wieder anzusprechen, hoffend, dass dieser sich bis dahin beruhigt hatte.
    „Bannerführer, er ist kein gewöhnlicher Feind. Behandeln Sie ihn nicht wie einen Menschen.“ Krazon starrte ihn aufgewühlt an.
    „Wie Sie wünschen.“ Geron nickte ihm zu, bevor er langsam hinausging. Er verstand es nicht, akzeptieren musste er es trotzdem.

    „Kommandant, wir können ihn nicht so liegen lassen!“, sagte Geron leise. Sie starrten vom Zelteingang aus beide auf den jungen Mann, der mehr in seinen Fesseln hing als saß, das Gesicht von den langen blonden Haarsträhnen verdeckt, aus denen das Regenwasser strömte. Geron hatte mehrfach über den Tag hinweg versucht, Krazon zum Reden zu bringen und war stets fortgeschickt worden. Vor Stunden hatte es heftig zu regnen begonnen. Der Gefangene war die meiste Zeit besinnungslos geblieben. Jedes Mal, wenn Geron nach ihm sah, reagierte der Mann weder auf Ansprache noch sachtes Schütteln mit mehr als gequältem Stöhnen und Kopfschütteln. Gelegentlich berichtete einer der Soldaten, dass er sich gerührt hätte, doch das hielt nie länger als ein oder zwei Minuten vor. Mittlerweile war es dunkel geworden, und für den Hochsommer viel zu kalt. Der Regen fühlte sich mehr nach Spätherbst an und würde die Überlebenschancen des Gefangenen weiter verschlechtern.
    „Wir haben seit dem letzten Sturm kein Zelt mehr übrig. Er ist ein Feind. Wem soll ich zumuten, ihn zu sich zu nehmen?“, murmelte Krazon mit schmal zusammengepressten Lippen. „Ich bleibe dabei, keine medizinische Versorgung, keine Sonderbehandlung.“
    „Also gut.“ Geron seufzte, bevor er Haltung annahm. „Bitte um Erlaubnis, den Gefangenen von seinem Leid erlösen zu dürfen, Kommandant.“
    „Sie wollen ihn töten?“ Krazon

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